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Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Titel: Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Seitz
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erhob und davonschnellte. Mit vollem Schwung traf Rabenstein das Stück der Mondsichel. Die Explosion, die daraufhin folgte, ließ die Grotte erbeben.
    Es knackten die Felsen und Primus wurde von der Druckwelle ins Wasser geschleudert. Doch er kam gleich wieder zur Besinnung. Schnell schwang er sich aus dem See, wobei er zuerst nach Rabenstein schaute. Von diesem aber war nicht mehr das Geringste zu sehen. Lediglich ein Haufen Geröll markierte die Stelle, an der Rabenstein noch kurz zuvor gestanden hatte. Erleichtert atmete Primus durch – wenngleich auch nur für einen kurzen Augenblick. Denn zum Verschnaufen blieb ihm keine Zeit. Er musste auf der Stelle nach Plim sehen und dann so schnell wie möglich aus der Grotte verschwinden.
    »Plim«, rief er. »Geht es dir gut?«
    Er landete neben ihr und verwandelte sich.
    »Wo ist der Stein?«, murmelte sie. »Hat Rabenstein ihn doch noch bekommen?«
    »Von Rabenstein ist nichts mehr übrig. Genauso wenig wie von dem Bruchstück. Das ist ihm mit aller Wucht um die Ohren geflogen. Vergiss den Stein am besten und komm mit. Wir müssen hier schleunigst raus. Die ganze Höhle stürzt gleich ein.«
    Er beugte sich nieder und packte sie bei der Hand. Die Wurzeln über ihnen zuckten und zappelten, als die ersten Felsen von der Decke fielen. Platschend krachten sie hinter ihnen ins Wasser.
    »WAS SOLL ICH???«, kreischte Plim. »Wofür, glaubst du eigentlich, bin ich bis hierher gelaufen?«
    »Der Stein ist futsch!«, schrie Primus. »Und wir zwei sind auch gleich futsch, wenn du hier weiter solche Zicken machst.«
    Mit einem Ruck zog er sie hoch.
    Plim griff nach ihrer Tasche, bevor sie schimpfend hinter ihm her in Richtung Ausgang stolperte.
    Nun war jede Sekunde kostbar. Der Tunnel zitterte unter den Schlägen der einstürzenden Grotte und es staubte, dass sie kaum noch Luft bekamen. Primus hielt Plim bei der Hand. Hustend tastete er sich in dem engen Stollen Schritt für Schritt voran und zog sie hinter sich her. Dann hatten sie es endlich geschafft. Primus trat die Brettertür auf und beide flüchteten in den großen Tunnel hinein. Hinter ihnen brach der Stollen zusammen. Völlig erschöpft und über und über mit Schmutz bedeckt sanken die zwei an der Wand zu Boden. Doch zum Ausruhen war es zu früh. Schon wenig später hörten sie die Kobolde anrücken. Aufgeregtes Stimmengewirr ertönte aus den angrenzenden Gängen und das Klappern von Werkzeug mischte sich dazu.
    »Ach du Schreck«, rief Primus, »da kommen unsere werten Gastgeber. Die haben mir gerade noch gefehlt.« Er zückte die Karte, breitete sie aus und suchte den am nächsten gelegenen Ausgang.
    »Komm«, rief er und sprang auf, »lass uns ganz schnell das Weite suchen. Am Ende sperren die uns noch ein zweites Mal ein.«
    Augenblicklich machten sie sich aus dem Staub. Mit allerletzter Kraft liefen Primus und Plim den scheinbar endlos langen Tunnel entlang, bis sie schließlich durch einen schmalen Ausgang nach oben ins Freie gelangten. Keiner der Kobolde war ihnen gefolgt. Sie befanden sich in Sicherheit. Kühl und angenehm war die Abendluft und sanft strich der Wind durch das Gras.
    Plim hatte seit der Flucht aus der Grotte keinen Ton mehr gesprochen. Todunglücklich trottete sie im Mondlicht über das Feld und blickte zu Boden.
    »Aus der Traum«, hauchte sie. »Dann bleib ich eben so, wie ich bin.«
    »Wovon sprichst du?«, fragte Primus.
    Sie blickte ihn mit zuckenden Mundwinkeln an. »Du … hast … meinen Stein kaputt gemacht«, wimmerte sie.
    Dann griff sie sich an den Kopf, auf dem eine gewaltige Beule thronte. Als sie diese bemerkte, setzte sie sich und fing bitterlich an zu weinen.
    »He, Plim«, beruhigte Primus sie. »Nun komm schon. Vergiss doch einfach diesen Stein. Wofür wolltest du ihn eigentlich haben?«
    Unter Tränen erzählte sie Primus ihre ganze Geschichte und klagte ihm ihr Leid. Jeder Blick in den Spiegel wäre eine unsagbare Qual und sie wollte schon gar nicht mehr hineinsehen, da sie mittlerweile vor sich selber erschrak. Niemand in ihrer Familie hatte einen Damenbart. Weder ihre Mutter noch ihre Tante und nicht einmal ihre Großmutter … na gut, die schon, aber die war schließlich auch viel, viel älter.    
    Primus setzte sich neben Plim ins Gras und hörte ihr aufmerksam zu. Der Mond strahlte hell über den Feldern und leise ertönte das Zirpen der Grillen.

Eine überraschende Lieferung
    D er folgende Tag war ruhig und friedlich. Alles nahm seinen üblichen Lauf. Es

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