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Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Titel: Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Seitz
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Erdbebens ab.« Er blickte über die Schulter zu Bucklewhee hinauf. »Na, was hältst du davon? Wir wollten doch schon lange einmal renovieren. Tragen wir die ganze Bude einfach ab und bauen sie woanders erdbebensicher wieder auf. Besser geht es doch gar nicht, oder?«
    Bucklewhee sauste mit dem Scherengitter hinaus, wippte auf der Stange über dem Bett und blickte prüfend in das Buch. »Du meinst, das könnte klappen? Ja, das wäre doch mal eine Abwechslung. Wie lange, glaubst du, würde so etwas denn dauern?«
    Die beiden steckten ihre Köpfe über dem Buch zusammen.
    »Na, ich schätze, so ungefähr hundert Jahre«, meinte Primus. »Vielleicht auch zweihundert. Ist doch egal, wir haben es sowieso nicht eilig. Aber stell dir nur mal vor, was wir dabei alles unter den Fußbodenbrettern oder in den Mauerritzen für tolle Sachen finden würden.«
    Für gewöhnlich waren derartige Themen mit solch fragwürdigem Sinngehalt immer die beste Basis für eine nächtefüllende Diskussion zwischen den beiden. Doch plötzlich verstummte Primus und hob wie vom Blitz getroffen den Kopf.
    Bucklewhee öffnete gerade den Schnabel, als Primus aufgeregt den Finger an seine Lippen hielt.
    »Psssst«, zischte er.
    Bucklewhee klappte den Schnabel zu, neigte sein Köpfchen zur Seite und blickte Primus verdutzt an. Von irgendwo aus weiter Ferne drang Musik an Primus’ Ohr! Er kniff die Augen zusammen, streckte seinen Zeigefinger in die Höhe und horchte.
    »Hörst du das?«, fragte er Bucklewhee flüsternd.
    Dieser schwieg, schielte grübelnd zur Decke und wackelte mit seinem Hahnenkamm. »Nein«, antwortete er, »was soll ich denn hören?«
    Primus hielt die Luft an. Mit einem Satz sprang er aus dem Bett, verwandelte sich und flatterte über das Geländer zum Kaminzimmer. Dort landete er auf dem Fensterbrett. Durch das Loch in der Glasscheibe spähte er in die Nacht hinaus. Er schirmte die Augen mit dem Flügel ab, während er langsam und suchend in alle Richtungen blickte. Auf einmal ging ein Ruck durch seinen Körper.
    »HA!«, rief er. »Das habe ich mir gedacht.«
    »Was ist?«, schrie Bucklewhee vom Dachzimmer herunter. »Kannst du etwas erkennen?«
    Weit entfernt in der Dunkelheit sah Primus viele kleine Lichter, die sich im Takt zu einer heiteren Marschmusik über die Hügel bewegten. Er wusste sofort, um wen es sich dabei handelte.
    »Das sind unsere Untermieter«, antwortete er. »Und noch dazu eine ganze Menge von ihnen.«
    Tief in der Erde unter den Nebelfeldern erstreckte sich, in unendlich verzweigten Gängen, das Reich der Hügelkobolde. Diese kleinen Leute waren ein freundliches, aber allzu misstrauisches Volk, das kaum Kontakt zu den Menschen pflegte – es sei denn, es ging um etwas Geschäftliches. In diesem Fall waren die Kobolde nämlich sofort zur Stelle. Sie waren Meister im Bergbau und ebenso gute Händler. Ihre Tunnel führten daher auch bis nach Hohenweis, damit sie sich möglichst früh die besten Stände auf dem Marktplatz schnappen konnten. All das, was sie verkauften, stellten sie selber her, und für alles verlangten sie unverschämte Wucherpreise. Sie konnten schnitzen, spinnen, knüpfen und vor allem ausgezeichnet kochen. Die Kobolde machten die beste Butter, das beste Vollkornbrot und, was Primus am meisten interessierte, den weltbesten Kuchen.
    Wo und vor allem wie man in ihr Tunnelsystem hineinkam, das wusste außer ihnen niemand. Geschickt hatten sie jeden Zugang versteckt oder mit einem Zauber getarnt. Egal ob an Hügeln, alten Bäumen oder großen Steinen, überall konnte plötzlich eine jener Türen erscheinen und anschließend auch wieder verschwinden. Primus brannte schon seit Jahren darauf, eine der magischen Pforten zu finden, um die vielen unterirdischen Gänge mit all ihren Schätzen zu erforschen. Doch bisher hatte es leider keine Gelegenheit dazu gegeben.
    Heute aber, so dachte er, könnte er Glück haben. Ihm war klar, dass es sich bei den Lichtern in der Ferne um eine Gruppe Kobolde handelte, die gerade singend und musizierend durch die Nacht zog. Bei diesem Festumzug würde sich früher oder später garantiert irgendwo dort draußen eine der Geheimtüren öffnen. Jetzt musste er die Gesellschaft nur noch gut beobachten und das konnte er am besten von ganz weit oben: vom Turmzimmer aus.
    Er flog in die Küche und von dort aus weiter ins Treppenhaus. Bläulich schimmerten die Stufen der Wendeltreppe im nächtlichen Licht, das durch die kleinen Gitterfenster hereinfiel. Primus war sehr

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