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Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Titel: Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Seitz
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hohem Bogen wurde die Hexe über die Dächer in den Wald geschleudert. Immer leiser wurde ihr Aufschrei und immer lauter das Jubeln der Klettenheimer. Applaus ertönte in den Straßen und festlich läuteten die Kirchturmglocken. Ihre Abwehrvorrichtung hatte funktioniert – wenngleich auch nicht bei Primus, für den sie ursprünglich gemacht worden war.
    Dieser landete japsend im Schatten des Kirchturms auf einem Hausdach. Es dauerte einige Minuten, bis er sich stöhnend auf den Rücken drehte, die Flügel ausbreitete und in den Himmel blickte.
    »Was, bitte schön, war denn das für eine Wahnsinnige?«, keuchte er. »Die habe ich ja noch nie gesehen. Fliegen kann sie ja, das muss man ihr lassen.«
    Er blieb noch ein wenig auf dem Dach liegen, dann setzte er sich auf. Mit seinem Flügel hob er den Zylinder und strich sich mit dem anderen den Schweiß von der Stirn. »Wenn ich nicht so erledigt wäre, dann würde ich bei dieser Gelegenheit gleich ein paar Tortenstücke mit nach Hause nehmen. Aber das verschieben wir lieber aufs nächste Mal.«
    Er ließ seinen Blick über die Dächer gleiten. Bis zum Turm hatte er noch ein gutes Stück Weg vor sich. Aber heute Nacht, so war er sich sicher, würde schon nichts Schlimmes mehr passieren. Ein angenehm kühles Lüftchen wehte ihm von Süden entgegen und mit Erleichterung entdeckte er ein paar kleine Wolken am Himmel.
    »Aha«, murmelte er, »noch ein Problem weniger, wie es scheint!«
    Und er setzte zum Heimflug an.
    Leicht schwankend und sichtlich entkräftet flatterte er durch den Finsterwald, bis er in der Ferne seinen Turm aufragen sah. Snigg saß auf der Gartenmauer und blickte der Fledermaus gespannt entgegen.
    »Stell mir jetzt bloß keine Fragen«, sagte Primus, während er an Snigg vorbeiflog. »Ich bin fix und fertig. Ich werde dir alles morgen erzählen.«
    Als er durch das Dachfenster in sein Schlafzimmer geflogen kam, stand die Klappe von Bucklewhees Uhrenkasten immer noch offen. Der Vogel hatte den Kopf auf die Kante seines kleinen Fensters gelegt und blinzelte ihn im Halbschlaf an.
    »Na, hattest du einen lustigen Ausflug?«, murmelte er. »Wann ziehen wir denn nun um?«
    »Heute Nacht bestimmt nicht mehr«, erwiderte Primus. Dann steckte er den leuchtenden Stein in die Truhe und warf sich todmüde ins Bett.

Ein rätselhafter Spielzeugladen
    M it Erleichterung empfing das ganze Land am nächsten Morgen die kühle Brise, die von den Bleibergen aus nach Norden wehte. Endlich! In leuchtenden Farben erhob sich die Sonne und ließ die Nebelfelder im Morgentau funkeln. Zwar sah es nicht danach aus, als würde in den nächsten Tagen auch einmal Regen fallen, aber zumindest schien die Zeit der großen Hitze überstanden zu sein. Aus allen Richtungen konnte man das Aufatmen hören. Vogelgezwitscher drang durch die Luft, Libellen schwirrten umher und an den Bienenstöcken vor dem Turm brummte der Verkehr in lauten Tönen.
    Snigg merkte von all dem Trubel rein gar nichts. Im Tiefschlaf lag er auf seinem Komposthaufen und wirbelte mit großen Atemstößen das Laub vor sich auf. Die letzte Nacht hatte ihm doch schwer zu schaffen gemacht. Zuerst die Sprünge durch das Gras, dann der Schlag mit der Fliegenklatsche und anschließend die Flucht zum Mondwassersee. Am meisten hatte ihn jedoch der Rückweg mitgenommen. Hechelnd hatte er sich zu guter Letzt noch den Hügel hinaufgeschleppt, bevor er kopfüber und mehr als müde ins Bett gefallen war. Aber geschadet hatte ihm die Bewegung nicht, ganz im Gegenteil. Snigg hatte wieder richtig Farbe bekommen und glänzte schon von weitem in einem gesunden Orange. Außerdem schien er gerade von etwas Leckerem zu träumen. Er brabbelte im Schlaf vor sich hin, wobei er mit einem zufriedenen Grinsen zu kichern begann. Von den Ästen des hohlen Baums fiel ab und zu ein Tautropfen auf ihn herunter und kullerte ihm in einer seiner Rillen übers Gesicht. Aber davon ließ er sich keineswegs stören. Er gab ein verträumtes Grunzen von sich und schlief weiter. Was waren denn schon ein paar Tautropfen im Vergleich zu den Anstrengungen der letzten Nacht?
    Nun, zumindest waren sie nichts im Vergleich zu dem Schlag, den er kurz darauf verspürte, als eine dicke zusammengerollte Zeitung aus dem hohlen Baum herausgeflogen kam und mitten auf seinem Kopf landete. Snigg riss die Augen auf. Er hustete und blickte sich um. Neben ihm lag der Zauberzirkel .
    Der Zauberzirkel war das renommierte Fachmagazin für Hexen, Zauberer und Druiden, welches

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