Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Titel: Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Seitz
Vom Netzwerk:
einmal im Monat erschien und vom Kesselverlag in Hohenweis herausgegeben wurde. Der Kürbis grummelte verärgert. Glücklicherweise kam nur selten Post zum Turm, aber jedes Mal, wenn welche eintraf, dann merkte Snigg das unter dem hohlen Baum als Erster. Schließlich war dieser Baum der Postkasten vom Turm.
    Das Unkrautland verfügte über ein ausgeklügeltes und weitestgehend einzigartiges Rohrpostsystem. Zugegeben, in den Städten und Dörfern war dieses System zwar nicht unbedingt notwendig, da sich dort die Post auch ganz normal mit Kutschen oder zu Fuß austragen ließ. Aber niemand konnte von einem Briefträger erwarten, dass er einfach so durch den Finsterwald spazierte, sich in die entlegenen Sumpfgebiete begab oder zwischen den Gebirgszügen herumkletterte. Viele Routen waren einfach zu unwegsam und zu gefährlich. Aus diesem Grund hatte die Regierung in Hohenweis vor einigen Jahrhunderten eine Rohrpost entwickelt, die über ein verzweigtes Netzwerk aus Baumwurzeln zu allen entlegenen Häusern und Höfen führte. Selbstverständlich hatte so etwas nur mit Hilfe der Hügelkobolde gebaut werden können, da diese über die größten Erfahrungen im Tunnelbau verfügten. Wahrscheinlich hatten die Kobolde für das Verlegen der Wurzelrohre ein Vermögen kassiert und machten seitdem mit der Rohrpflege ein noch viel größeres Geschäft. Denn sollte einmal ein Paket unter der Erde stecken bleiben, dann musste man selbst zusehen, wie man die Wucherpreise für den Wurzeldienst der Kobolde bezahlen konnte. Diese taten anschließend nicht viel mehr, als einen Haufen laufender Grasbüschel durch das Wurzelwerk zu schicken und dabei zuzuschauen, wie sie am anderen Ende wieder herauskamen. Rohrputzen nannten sie diesen Einsatz.
    Es gab aber auch immer mal wieder Vorfälle, die sich weitaus schwieriger gestalteten und die man nicht so einfach mit einer Putztruppe von Grasbüscheln beheben konnte. In den östlichen Ausläufern der Bleiberge wollte zum Beispiel einmal ein Bauer während eines feuchten Frühlings seinen Hof erweitern und hatte dafür eine Ladung frischen Zement gekauft. Da ihm die Lieferung zu seinem Gehöft zu teuer gewesen war und die Zementsäcke leider nicht durch die Rohre gepasst hatten, hatte er das Zeugs einfach lose hineingeschüttet. Meilenweit mussten die Kobolde den harten Zement anschließend wieder aus den feuchten Rohrleitungen klopfen.
    Hier am Turm hatte es in all der Zeit noch nie solche Probleme gegeben, weshalb sich Primus jeden Monat aufs Neue über sein Lieblingsmagazin freuen konnte. Das Schöne an diesem Heft war außerdem, dass er es niemals selbst bestellt und auch noch nie etwas dafür bezahlt hatte. Trotzdem traf es immer wieder pünktlich zum Monatsanfang bei ihm am Turm ein.
    Der Zauberzirkel war voll mit spannenden Berichten über Geistervorkommnisse, Naturphänomene oder magische Utensilien. Vor allem die Gebrauchsanweisungen für Zaubersprüche fand Primus immer wieder sehr interessant. Zwar hatte er nicht viel mit Zauberei am Hut, aber er staunte stets aufs Neue darüber, was man alles mit ein bisschen Magie anstellen konnte.
    Snigg hingegen konnte das Magazin überhaupt nicht leiden. Er nannte es Weckprügel und zuckte schon beim Namen Zauberzirkel zusammen. Besonders schmerzhaft waren die dicken Ausgaben, direkt nach den Zaubermessen. Kurzzeitig hatte er sogar schon darüber nachgedacht, seinen Komposthaufen zu verschieben, aber dafür war er wiederum viel zu faul. Gähnend blickte er nun zum Himmel und überlegte, wie spät es wohl war. Aus dem Fachwerkhaus vom Turm hörte er Primus schnarchen. Snigg hatte heute überhaupt keine Lust, sein Bett zu verlassen, wäre da nicht dieses Rumoren in seinem Bauch gewesen.
    »Ich habe Hunger«, lallte er.
    Verschlafen schnüffelte er auf dem Komposthaufen und wühlte unter dem Laub. Dort hoffte er, vielleicht noch ein paar alte Äpfel zu finden. Aber das Einzige, was er in seiner Matratze aufstöberte, war eine Horde dicker Raupen und Käfer. Er zog ein langes Gesicht, sofern das einem Kürbis überhaupt möglich ist, und fasste kurzerhand den Entschluss, sich nun doch auf richtige Futtersuche zu begeben. Allerdings sorgte schon der Sprung vom Komposthaufen für eine böse Überraschung.
    »AAAH! Mein Hintern!«, brüllte er. »Das darf doch nicht wahr sein.«
    Die gestrige Flucht hatte einen bemerkenswerten Muskelkater hinterlassen. Mit einem mitleiderregenden Gesichtsausdruck saß er auf dem Boden und dachte nach. Sollte er

Weitere Kostenlose Bücher