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Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Titel: Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Seitz
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dicken Fingern auf Primus, der platt wie eine Flunder an der Glaswand klebte. Miss Plim ging auf ihn zu und schaute durch das gebogene Glas zu ihm hinein. Ihr Gesicht wurde dabei zur dreifachen Breite verzerrt.
    »Was gibt es denn, mein Kleiner?«, säuselte sie mit einem Lächeln.
    »Du schraubst jetzt sofort den Deckel ab und lässt mich hier raus«, rief Primus.
    »Ich denke überhaupt nicht daran«, erwiderte sie entrüstet. »Du bleibst schön da drin. Langweilig wird es dir bestimmt nicht werden. Denn so wie es aussieht, hast du ja auch schon Freunde gefunden.«
    Taddel und Mills saßen fröhlich da und winkten. Kopfschüttelnd schritt Plim zum Kessel zurück.
    »Eigentlich könnte ich meinen Spielzeugladen schließen«, sagte sie. »Wenn ich mit dieser Truppe einen Wanderzirkus aufmachen würde, dann wäre das bestimmt um einiges einträglicher.«
    Dann rührte sie weiter.
    Primus schielte zum Deckel des Glases hinauf und stemmte sich mit aller Kraft dagegen. Aber es war vergeblich. Der Deckel rührte sich kein bisschen. Verschiedenste Fluchtpläne schossen ihm durch den Kopf, doch keiner war besonders Erfolg versprechend. Selbst den Gedanken, sich in seine normale Gestalt zu verwandeln, verwarf er schnell. Das Glas war derart eng und dick, dass er sich dabei wohl eher das Genick brechen würde, als es zum Platzen zu bringen.
    »PLIM!«, rief Primus und klopfte wütend gegen den Deckel. »Warte nur, bis ich hier herauskomme. Dann wirst du dein blaues Wunder erleben. Dagegen wird der Schlag mit der Schneeschaufel gestern Nacht eine Streicheleinheit gewesen sein.«
    »ACH, DU WARST DAS«, kreischte Plim und stampfte wütend durch das Zimmer. »Siehst du das hier?« Sie hob ihre rechte Hand, wobei sie den kleinen Finger ausstreckte. »Wegen dir habe ich mir gestern den Nagel abgebrochen! Wenn hier einer sein blaues Wunder erleben wird, dann kannst du dich schon mal gehörig auf etwas gefasst machen, Freundchen. Hörst du?!«
    Die Hände in die Hüften gestemmt sah sie Primus mit finsterer Miene an.
    »Ach, du großer Schreck«, entgegnete dieser herablassend. »Das ist ja eine fürchterliche Verletzung, die Ihr Euch da eingefangen habt, Miss Plim. Vielleicht solltet Ihr besser noch ein paar Flugstunden nehmen. Wisst Ihr, ich habe da einen Bekannten, zu Hause in meiner Pendeluhr, der Euch bestimmt ein paar Ratschläge in Sachen korrekte Flughaltung geben …«
    Plim fauchte. Sie packte das Glas und drehte es knallend auf den Deckel. Kopfüber schaute Primus zu, wie Miss Plim wieder zum Kessel ging. Dann nahm er zum zweiten Mal die Mühe auf sich und drehte sich um.
    »Aus freien Stücken lässt die mich hier bestimmt nicht heraus«, knurrte er, »so viel ist sicher.«
    Jetzt musste schnellstmöglich ein Fluchtplan her.
    Plim hatte sich inzwischen wieder etwas beruhigt und hockte mit einem kleinen Blasebalg auf dem Boden vor dem Feuer. Sie stand auf, eilte zum Tisch und blickte in das Zauberbuch. Obwohl sein Glas auf dem Kopf stand, konnte Primus trotzdem genau verstehen, was Plim gerade aus dem Buch vorlas:
    »Also …«, fing sie an, »wir haben fünf Buschrosen, neunzehn zerriebene weibliche Nacktschnecken, acht Esslöffel extrascharfen Teufelspfeffer, einen Esslöffel Zeckensaft, eine Handvoll giftigen Nachtschatten, vier Schlangenzungen und für eine besonders schöne Haut noch zwei getrocknete Schneewurzeln.« Sie machte eine kurze Pause und schaute zur Decke. »Schneewurzeln … Schneewurzeln … Die habe ich doch neulich noch gesehen.«
    Plötzlich fiel es ihr ein. Sie schnippte mit den Fingern und huschte die knarrende Treppe zum Dachboden hinauf, wo auch das hellblaue Himmelbett stand. Dort streckte sie sich zur Wäscheleine vor, von der sie zwei blasse Wurzeln nahm. Als sie wieder herunterkam, blickte sie noch einmal kurz in das Buch, wischte mit einem alten Lappen über die Wurzeln und warf sie in den Kessel.
    »Habe ich auch nichts vergessen?«, fragte sie sich, als sie nochmals das Kochrezept überflog. »Hoppla, wie töricht von mir …« Sie schaute zu Primus und zuckte mit den Augenbrauen. »Für eine exzellente Wirkung … noch eine ganze Fledermaus!«
    Daraufhin nahm sie das Glas und hielt es in die Höhe: »So, mein Kleiner. Jetzt werden wir mal sehen, ob du überhaupt genießbar bist.«
    Primus machte große Augen, als Plim mit ihm zum Kessel schritt. Mit Schrecken sah er die Brühe, aus der giftgrüne Blasen stiegen.
    »Hör mal, Plim«, rief er. »Du willst mich doch nicht etwa da

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