Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee
wird? Nur, damit ich vorbereitet bin. Das soll jetzt nicht so klingen, als hätte ich viel zu tun, aber man will ja auch keinen schlechten Eindruck hinterlassen, nicht wahr?«
Chuck hörte überhaupt nicht mehr auf. Er verdrehte seine Knopfaugen und redete unaufhörlich weiter.
»Wisst Ihr, was ich Euch unbedingt schon die ganze Zeit sagen wollte … also … Euer Zylinder ist todschick. Ein wirklich ausgefallener Hut, der würde mir auch gut stehen. Umwerfend, kann ich da nur sagen. Wo bekommt man so etwas denn her?«
Primus winkte energisch mit den Flügeln.
»Hör mir jetzt einmal zu«, flüsterte er. »Ich habe überhaupt keine Zeit für …«
»Oh, das ist aber schade«, rief Chuck und drehte sich einmal im Kreis. »Was macht Ihr denn? Ich meine … nicht dass ich neugierig bin, aber vielleicht kann ich Euch ja helfen. Ich bin nämlich …«
»Nein, vielen Dank«, zischte Primus. »Ich komme bestens zurecht. Das ist nur eine Routinekontrolle. Ich wollte prüfen, ob …« Primus überlegte kurz. »Genau, ich wollte prüfen, ob alle Zutaten ordnungsgemäß im Kessel sind.«
»Nicht ganz«, hörte er eine andere Stimme sagen.
Und als Primus sich umdrehte, erblickte er Miss Plim. Siegessicher stand sie hinter ihm und holte mit der Fliegenklatsche zum Schlag aus.
»Eine hat mir noch gefehlt«, sagte sie.
Primus konnte noch sehen, wie die Fliegenklatsche auf ihn heruntergesaust kam – dann wurde ihm schwarz vor Augen.
Trübe Aussichten
S eltsame Geräusche lagen in der Luft. Es hörte sich an, als würde jemand einen Gartenschlauch an den Mund halten und durch diesen zusammenhangslose Worte brabbeln. Von allen Seiten dröhnte es, als Primus langsam zu sich kam. Er hatte keine Ahnung, wo er sich befand oder was mit ihm geschehen war. Die verzerrten Töne sausten durch seinen Kopf wie ein wütender Hornissenschwarm. Primus versuchte nachzudenken. Vielleicht war er ja aus dem Bett gefallen?! Es fühlte sich zumindest danach an, denn er lag ausgesprochen hart und unbequem. Doch als er sich bewegen wollte, stellte er zu seiner Überraschung fest, dass er weniger irgendwo lag als vielmehr in irgendetwas steckte.
Stöhnend schlug er die Augen auf, um sie gleich wieder zu schließen. Nach einer Weile blinzelte er zaghaft zwischen seinen Lidern hindurch und versuchte die Bilder um sich herum zu deuten. Alles sah auf einmal völlig verbogen aus. Dazu kam, dass er sich kaum noch bewegen konnte. Er schüttelte seinen Kopf und erkannte das Innere einer Hütte, die auf dem Kopf zu stehen schien. Aber damit nicht genug. Die Wände und Möbel wirkten alle seltsam verzogen oder aufgebläht. Primus schluckte, als er merkte, dass nicht die Hütte auf dem Kopf stand, sondern er selbst. Und warum alles um ihn herum so seltsam aussah, lag ganz einfach daran, dass er in ein Einmachglas gestopft worden war, durch dessen gewölbtes Glas er nun blickte. Damit war ihm auch ganz klar, wo er sich befand: im Häuschen von dieser Miss Plim!
Mit knirschenden Bewegungen begann Primus sich in dem engen Glas umzudrehen. Sein Bauch und seine Backen rutschten quietschend am Glas entlang und seine kleine Lippe zog sich langsam hinterher. Als er auf halbem Weg mit platt gedrückter Nase im Glas hing, verschnaufte er kurz und schaute nach draußen. Genau neben ihm stand das Glas mit den beiden Kröten Taddel und Mills, die ihn fasziniert bei seinen Verrenkungen beobachteten. Primus wollte etwas sagen, aber er brachte in dieser Haltung nur ein unverständliches Blubbern hervor. Das war auch der Moment, in dem die beiden vor Lachen fast explodierten. Heulend schnappten die Kröten nach Luft.
»Hallo, Herr Nachbar«, rief die dickere der beiden, »du hast ja eine richtig exklusive Unterkunft. Können wir bei dir vielleicht noch etwas unterstellen?«
»Der hat gerade keine Zeit, Taddel«, rief die zweite. »Du siehst doch, dass er seine Fenster putzt.«
Taddel und Mills prusteten und klopften sich auf ihre Froschschenkel.
Die beiden Kröten standen schon seit einer Ewigkeit auf dem Regal von Miss Plim und wollten inzwischen gar nicht mehr heraus. Plim hatte keine Ahnung, was sie eigentlich mit ihnen anfangen sollte, da keines ihrer Rezepte alte Kröten als Zutat beinhaltete. Doch im Regelbuch für Hexen stand wiederum ganz deutlich, dass jede anständige Hexe ein paar Kröten besitzen musste. Daher behielt sie die beiden auch, obwohl ihr Taddel und Mills manchmal gehörig auf die Nerven gingen.
Primus gestand sich ein, dass er heute
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