Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee
gute Stück vielleicht noch brauchen, wer weiß.«
»Danke«, sagte Primus und sprang vom Tisch. »Herzlichen Dank! Du hast mir wirklich sehr geholfen. Was würde ich nur ohne dich machen.«
Primus war sich sicher, dass der alte Spiegel ganz genau wusste, was das für eine Plakette war. Er wollte es ihm nur nicht sagen. Beleidigt nahm er die Lampe und stieg die Treppe hinunter.
»Primus!«, schallte es aus dem Turmzimmer. »Einen Augenblick noch!«
»JA, WAS DENN?« In einer Mischung aus Wut und Enttäuschung drehte er sich um.
»Du weißt ja wirklich bestens über Gold Bescheid. Mein Kompliment. Aber trotzdem hast du noch eine Eigenschaft vergessen.«
Primus stemmte die Hände in die Hüften. »Ach ja? Und was soll das bitte schön sein?«
»Es ist wohl die wichtigste Eigenschaft von allen«, sprach der Spiegel eindringlich. »Wer Gold hat, der wird im Leben immer weiterkommen, hast du verstanden? Gold öffnet dir überall Tür und Tor. Das solltest du dir gut merken.«
Fässer, Nüsse und eine Fotografie
P rimus hatte einen wunderbaren Traum. Eingerollt lag er unter seiner Bettdecke und schmatzte genüsslich vor sich hin. Er träumte von der Konditorei in Klettenheim. Mit großen Augen stand er vor den Regalen, die über und über mit Torten gefüllt waren. Bis zur Decke reichten die Leckereien und dufteten, dass ihm das Wasser im Mund zusammenlief. In heller Freude sprang er durch den Laden und beschnüffelte jeden einzelnen Kuchen, den er erblickte. Er konnte sich gar nicht entscheiden, welche der vielen Torten er zuerst probieren sollte. Da lag ein riesiger Kirschkuchen, daneben eine Himbeercremetorte und etwas weiter drüben ein Zitronenkuchen. Primus fühlte sich wie im Paradies. Gerade wollte er die Hand nach einer Schokoladentorte ausstrecken, da sah er aus dem Augenwinkel etwas schimmern. Glasierte Heidelbeerplätzchen! Primus gab ein verzücktes Stöhnen von sich. Er tänzelte zwischen den Torten hindurch hinüber zu den Plätzchen. Voller Hingabe hob er die Nase. Er schloss die Augen, atmete den Duft ein und drehte sich glückselig im Kreis. Dann blieb er stehen. Zwischen den Regalen war eine Tür!
Die war ihm bisher noch nie aufgefallen. Sie war rund und fast so hoch wie der Raum. Das Türblatt bestand aus purer Schokolade, der Griff war eine Zuckerstange und um die Tür war ein Bogen aus Torten gespannt. Was für ein Anblick! Hier konnte er unmöglich widerstehen. Er griff nach der Zuckerstange und öffnete die Tür. Aber Moment, was war denn das?!
Primus grunzte im Schlaf. Hinter der Tür befand sich der Gang, den er noch vor wenigen Stunden durchflogen hatte. Dieser sah jedoch plötzlich ganz anders aus. So weit seine Augen reichten, war er mit Regalen voller Torten gefüllt. Sie bogen sich um die Tunnelwand und reihten sich bis in die Unendlichkeit aneinander. Primus hatte noch nie etwas Schöneres gesehen. Schmachtend flog er in den Tunnel hinein. Er streckte den Flügel aus, griff sich eine Torte und schaute sie an. Sie schimmerte und glänzte, dass ihm ganz warm ums Herz wurde. Gerade riss er den Mund auf und wollte hineinbeißen, als er plötzlich Schritte vernahm. Primus drehte sich um. Voller Entsetzen ließ er die Torte fallen. Hinter ihm stand der Konditor!
Dieser hatte einen riesigen Brotschuber dabei und holte brüllend zum Schlag aus. Mit einem Schrei ergriff Primus die Flucht. So schnell er nur konnte, flog er den Tunnel entlang, in dem es diesmal mit jedem Stück heißer wurde. In Panik sah er zurück. Der Konditor hatte die Verfolgung aufgenommen und trampelte ihm mit riesigen Schritten durch den Gang hinterher. Sein dicker Bauch wackelte wie ein Pudding unter der Schürze, während er in rasender Wut seinen Brotschuber schwang. Bei jedem Schritt ließ er ihn von einer Seite zur anderen donnern und schlug in die Regale, dass die Torten spritzten. Primus flog, so schnell er nur konnte. Aber der Konditor holte auf. Bumm, bumm, bumm donnerten seine Prügelschläge und ließen Primus erzittern. Von allen Seiten spritzte die Sahne oder sausten Torten durch die Luft. Der Konditor musste nun genau hinter ihm sein – da spürte er auch schon den Luftzug im Genick. Er schaute nach oben und sah den Brotschuber, der pfeifend auf ihn herniedergesaust kam. Schnell wich er aus. Er rollte zur Seite, kugelte aus dem Bett und klatschte vor Bucklewhees Uhr auf den Boden.
Völlig benommen riss er die Augen auf. Er zog seinen Kopf ein, sprang hinter den Bettpfosten und sah sich zu allen
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