Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Titel: Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Seitz
Vom Netzwerk:
Sekunden später war das Schloss offen.
    Neckisch lächelte sie Primus an und klimperte dabei mit den Wimpern. »Klappt nicht immer«, sagte sie, »aber meistens.«
    Die Tür schwang auf und sie gingen hinein.
    Gleich hinter der Schwelle befand sich die Wendeltreppe. Von hier aus gelangte man durch einen gemauerten Bogen in die Eingangshalle, über der das Kaminzimmer und die Küche lagen. Neugierig streckte Plim ihren Kopf in die Halle. Der riesige Raum war, bis auf einen großen Tisch mit Plänen, nahezu leer geräumt. Lediglich ein paar Lineale und Messschienen lehnten an den Wänden, wo durch schräge Fenster das Tageslicht blinzelte.
    »Das ist wohl ein Zeichensaal oder so was Ähnliches«, sagte sie. »Nicht schlecht. Von außen sieht man es diesem Gemäuer gar nicht an, dass hier drinnen so viel Platz ist.« Sie drehte sich erwartungsvoll um und blickte Primus an. »Jetzt bin ich aber wirklich auf den Keller gespannt. Gehen wir gleich runter?«
    »Von mir aus«, nickte Primus. »Komm mit.« Und er ging voran.
    Die beiden stiegen die feuchten Stufen hinab, bis sie zu der eisernen Gittertür kamen. Quietschend schwang sie auf. Plim zupfte sich die klebrigen Spinnweben vom Gesicht, während Primus nach der Laterne griff. Ein Streichholz zischte, die Lampe erglühte und das Zeichen auf dem Boden wurde sichtbar.
    »Hui, das ist ja ganz schön groß«, rief Plim und machte einen Schritt zurück. »Aber du hast Recht. Genau das gleiche Zeichen war auch auf dem Buch zu sehen.«
    Primus ging in die Hocke. »Also gut«, fing er an, »dann wollen wir dieses Zeichen doch einmal unter die Lupe nehmen. Was das hier sein soll, wissen wir ja.« Er deutete auf den schmalen Bogen, der den Kreis umspannte. »Dieser Bogen stellt die Mondsichel dar. Sie hat die gleiche Form wie auf deinem Plan. Wenngleich man hier nicht erkennen kann, wo sich die magischen Elemente befinden. Aber das ist nicht weiter schlimm. Denn dafür sieht man diesen Teil hier umso deutlicher.«
    Er wandte sich dem Kreis zu, in dem sich die verschlungenen Linien befanden. »Dieses Liniengewirr soll wohl die Dunkelheit darstellen, mit der die Sichel zusammengehalten wurde – jedenfalls gehe ich stark davon aus.«
    Plim schürzte die Lippen. »Tja, damit wirst du wohl Recht haben«, sagte sie. »Ich habe mir das mit der Dunkelheit zwar immer anders vorgestellt, aber was bliebe sonst schon übrig? Zumindest ist auf dem Plan von keinem weiteren Element die Rede.«
    Primus kaute auf seiner Unterlippe. »Und das finde ich eben ein wenig seltsam.«
    »Was soll daran seltsam sein?«
    »Nun, ich frage mich, warum für das Gerüst der Mondsichel ausgerechnet ein Element wie Dunkelheit eingesetzt wurde.«
    Plim zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ist Dunkelheit ja besonders stabil. Wäre doch möglich, oder?«
    Aber genau mit diesem Gedanken konnte sich Primus überhaupt nicht anfreunden.
    »Tja«, murmelte er, »das kann schon sein, aber irgendwie gefällt mir diese Sache nicht. Weißt du, wenn die Sichel schon so mächtige Elemente wie Schönheit oder Unsterblichkeit in sich getragen hat, warum hat man dann für die Stabilität nicht ein Element wie Kraft oder etwas Ähnliches hineingearbeitet?«
    Primus schloss seine Augen und begann zu grübeln. »Ich könnte mir vorstellen, dass die Dunkelheit eine ganz andere Funktion gehabt haben könnte.« Nach einer Pause sah er zu Plim auf. »Mir kommt es eher so vor, als ob jemand das Gerüst verstecken wollte.«
    »Verstecken?«, fragte Plim. »Wie meinst du das?«
    »Ganz einfach, die Sichel schwebte über dem Wald und jeder konnte sie sehen. Aber das Gerüst blieb bei alledem unsichtbar.«
    Diese Lösung schien für Plim jedoch nicht sonderlich einleuchtend zu sein. »Das Gerüst war schon zu sehen«, entgegnete sie. »Denn wenn es aus purer Dunkelheit bestanden hat, dann hätte man doch tagsüber einen dunklen Fleck am Himmel gesehen.«
    »Tagsüber«, erwiderte Primus. »Wen interessiert schon tagsüber?! Das ist eine Mondsichel , verstehst du? Eine Mondsichel, die mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit nur für die Nacht bestimmt war. Das Gerüst verschmolz mit der Dunkelheit der Nacht, während die Sichel hellauf gestrahlt hat. Schließlich ist das auch die Zeit, in der der Splitter dort oben in meiner Kiste zu leuchten beginnt.«
    Primus brach ab und überlegte. »Nein«, sagte er mit prüfendem Blick, »ich glaube, ich kann dir ganz genau erzählen, wann dieses Ding zum Einsatz gekommen ist. Mein Splitter leuchtet

Weitere Kostenlose Bücher