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Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Titel: Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Seitz
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nur ein Mal im Monat, und zwar immer in der Neumondnacht. Das ist jene Nacht, in welcher der echte Mond so weit abgenommen hat, dass er nicht mehr zu sehen ist. Derjenige, der deinen Bauplan gezeichnet hat, war über die Elemente und die anderen Dinge wirklich ausgezeichnet informiert – aber die Kleinigkeit, dass die Sichel nur für die Neumondnächte gebaut worden war, hat er offenbar nicht gewusst.«
    Mit einem breiten Grinsen fügte er hinzu: »Da hatte sich jemand etwas ganz Besonderes ausgedacht, das muss ich schon sagen. Ich bin wirklich gespannt, wofür ein solcher Aufwand gut war.«
    Plim nickte langsam mit dem Kopf. Zwar hörte sich die Geschichte durchaus logisch an, aber für das ganze Drumherum hatte sie an diesem Tag nur wenig übrig. Im Moment wünschte sie sich nichts sehnlicher, als endlich an eines der Bruchstücke zu gelangen, in dem das Element der Schönheit steckte.
    Erst an diesem Morgen hatte sie wieder in ihren Spiegel gesehen und war zu Tode erschrocken. Sie wurde von Tag zu Tag hässlicher. Der Spiegel ließ sich ständig etwas Neues einfallen. An den Anblick des Damenbarts hatte sie sich ja längst gewöhnt, aber nun hatte ihr der Spiegel auch noch gezeigt, dass ihr die Haare ausfielen. Plim war verzweifelt. Wie sollte es bloß weitergehen?
    Sie beugte sich über das Zeichen und fing an es aufs Genaueste zu untersuchen. »Wir wollten doch nachsehen, ob man das Zeichen aufmachen kann.« Sie tastete die Zwischenräume der Kerben ab. »Hast du denn schon überall gedrückt? Da ist bestimmt irgendwo ein Mechanismus versteckt.«
    Primus machte sich daran, ihr zu helfen. Beide krochen über die Steinplatte, schauten in jede Rille und drückten an allen nur erdenklichen Stellen. Aber nichts passierte. Anschließend klopften sie den Fußboden ab. Auch nichts. Nirgendwo klang es hohl. Der Boden war eindeutig massiv. Nach einer guten halben Stunde erschien ihnen die Suche aussichtslos. Plim saß enttäuscht neben Primus auf dem Boden und lehnte an einem der Fässer. Ihre Laune war auf dem Nullpunkt angelangt.
    »Draußen scheint die Sonne und wir kriechen hier die ganze Zeit über den Kellerboden.« Sie verschränkte die Arme und blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ein Weinkeller!«, rief sie. »Vielleicht haben wir uns ja getäuscht. Am Ende ist das gar nicht das Zeichen der Mondsichel, sondern das Wappen der örtlichen Winzergilde.« Ratlos schaute sie Primus an. »Na, was hätte dieses Zeichen denn sonst hier unten verloren?«
    Primus blickte ins Leere. Er hatte von Anfang an befürchtet, dass sie an dem Zeichen keinen Mechanismus finden würden. In seinem Kopf schossen die Gedanken umher. Irgendeinen Sinn musste das Zeichen haben, so viel stand fest. War dieser Keller vielleicht einst ein Versammlungsort gewesen und das Zeichen war das Symbol dafür? Oder markierte es gar eine bestimmte Stelle im Land, wie zum Beispiel einen Ausgangspunkt?! Jede Erklärung schien ihm plausibel. Es wäre sogar denkbar, dass die Steinplatte mit dem Zeichen viel älter war als der Turm selbst und dass dieser erst nachträglich darüber erbaut worden war. Doch ganz egal wie er sich anstrengte, all die möglichen Lösungen brachten sie jetzt nicht weiter.
    Plim nahm einen tiefen Atemzug. Gelangweilt betrachtete sie die Holzfässer. Es waren sechs an der Zahl, die auf kleinen Sockeln vor den Wänden lagen – drei von ihnen auf jeder Seite. Sie las die verstaubte Aufschrift, die an den Vorderseiten über den Zapfhähnen stand.
    »Dunkeltropfen Spätlese! Ich glaube, der ist nicht mal schlecht.«
    Zweifellos war sie keine besondere Feinschmeckerin, da diese Aussage maßlos untertrieben war. Ein echter Weinkenner hätte ein Vermögen dafür gezahlt, um an den Inhalt der Fässer zu kommen. Aber noch viel weniger als Plim konnte Primus so etwas beurteilen.
    »Keine Ahnung«, brummte er. »Ich finde, Wein schmeckt scheußlich, ganz egal wie er heißt.«
    Plim stellte ihre Tasche auf den Schoß und begann darin zu wühlen. »Ich trinke auch lieber Tee«, trällerte sie, während sie in der Tasche kramte. »Aber man kann Wein genauso gut zum Kochen benutzen. Gerade was Zaubertränke für die Körperpflege betrifft, so kann ein bisschen Wein niemals verkehrt sein.« Sie holte eine kleine Ampulle hervor, zog den Korken ab und blies hinein. »Leer! Hast du was dagegen, wenn ich mir etwas davon abfülle?«
    »Überhaupt nicht«, winkte Primus ab. »Nimm so viel, wie du tragen kannst. Von mir aus kannst du auch

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