Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Titel: Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Seitz
Vom Netzwerk:
lauter.
    »HAAAAALLLLLLLOOOOOO!!!«
    »… lloo … lo … lo …«
    Einzig das Echo kam zurück und verstummte. Primus saß in der Dunkelheit. Dann plötzlich fiel ihm etwas auf. Es war nur eine Kleinigkeit, aber zumindest ein Unterschied. Im Flug hatte er es nicht bemerkt, aber nun, während er so regungslos dasaß, fühlte er, dass es hier weitaus kälter war als am Eingang des Tunnels. War er vielleicht schon unter den Bergen? Langsam wurde ihm mulmig zu Mute. In was für einen Tunnel war er da bloß hineingeraten? Von Neugierde getrieben setzte er die Erkundung fort. Wieder ging es geradeaus. Meile für Meile. Und endlich, nach unzähligen Flügelschlägen, schien der Gang ein Ende zu nehmen.
    Zuerst dachte Primus noch, er hätte in der Ferne eine Tür entdeckt. Dann hielt er es für eine Treppe. Aber zuletzt musste er feststellen, dass all seine Mühen umsonst gewesen waren. Der Gang war eingestürzt. Was für eine Enttäuschung. Das, was er für eine Treppe gehalten hatte, stellte sich nun als ein Haufen Geröll heraus.
    Primus verdrehte die Augen und landete auf einem der Steine. »Sackgasse«, brummte er. »Das darf doch nicht wahr sein.«
    Mürrisch betrachtete er den Berg von Steinen, der ihm jäh den Weg versperrte. Keine Chance. Selbst mit Hilfe von Plim würde er diese Felsbrocken nicht beiseiteschaffen können. Ihm blieb nichts anderes übrig. Er musste umkehren. Verärgert trat er den Rückweg an. Es schien ihm wie eine Ewigkeit, bis er endlich wieder den Erdspalt erreichte und das Plätschern des Wassers hörte.
    Jetzt hatte er von diesem Loch aber endgültig genug. Er sackte am Rand des Felsvorsprungs zusammen und legte sich auf den Boden. Was für ein Ausflug! Primus war am Ende seiner Kräfte. Erschöpft blickte er den Spalt hinauf und sah seinem Atem zu, der in kleinen Wolken nach oben stieg. Neben ihm prasselte das Wasser herunter. Es kräuselte sich im Becken des Felsvorsprungs, bevor es sich weiter in den Abgrund ergoss. Primus legte einen Flügel ins Becken und ließ ihn treiben. Diesen Abgrund würde er heute Nacht bestimmt nicht mehr erkunden. Schläfrig planschte er mit dem Flügel im Wasser und schob ein paar Äste über den Beckenrand. Dann sah er ihnen zu, wie sie langsam über die Kante glitten und in der Dunkelheit verschwanden. Er stieß einen gelangweilten Pfiff aus. Anschließend griff er nach einem Stein und schob auch diesen zum Loch. Ganz egal wie tief der Stein auch fiel, bei all dem Wasserrauschen hätte er den Aufprall sowieso nicht gehört. Primus wäre wahrscheinlich noch eine ganze Weile so liegen geblieben und hätte Steine über die Kante geworfen, wäre nicht etwas dazwischengekommen:
    Denn als er so mit dem Flügel im Wasser vor sich hin tastete, fühlte er plötzlich etwas, das weder ein Ast noch ein Stein sein konnte. Langsam zog er es aus dem Wasser heraus.
    Was sollte das denn darstellen? Primus setzte sich auf. Es sah aus wie eine Kette – eine abgerissene Kette mit einem seltsamen Anhänger. Er verwandelte sich und wischte mit den Händen den Schmutz von der Oberfläche. Der Anhänger war aus purem Gold, ebenso wie die Kette. Er hielt das Fundstück in die Höhe und betrachtete es, so weit es ging, im schwachen Licht. Es war eine rechteckige Goldplakette mit vier kreisrunden Löchern. Sie war nicht viel größer als eine Hand und etwa einen halben Finger dick. Mehr konnte er leider nicht erkennen. Primus steckte sie ein und kletterte an den Steighaken den Erdspalt hinauf. Im hellen Lichtschein des Mondes untersuchte er das Fundstück anschließend genauer.
    Die Plakette hatte weder eine Prägung noch eine Gravur. Sie war vollkommen glatt. Die vier runden Löcher waren unregelmäßig angeordnet. Zwei Löcher in einem weiten Abstand oben, zwei Löcher in einem kürzeren Abstand darunter. Er hielt die Plakette in der Hand und starrte sie an. Wieder schossen ihm Bilder durch den Kopf. Und wieder waren es Bilder von einem Sommertag, von hohem Gras und von zwei Jungen, die durch die Wiesen liefen. Sie hatten Lampen und Seile dabei. Und noch etwas kam ihm in den Sinn: Jeder von ihnen trug einen schwarzen Frack!
    »Das ist ja kaum zu glauben«, rief Bucklewhee vom Dachzimmer, als Primus hereingeflogen kam. »Kommst du auch noch mal nach Hause? Was ist denn alles passiert, sag mal? Verirrt? Verflogen? Verlaufen? Oder vielleicht vom Blitz getroffen?«
    Primus war in Eile. Er landete im Kaminzimmer und ging zielstrebig durch die Küche. »Vom Blitz getroffen?«,

Weitere Kostenlose Bücher