Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee
Mauerfrieses gesetzt worden, so dass sie von außen praktisch nicht zu sehen war. Er war sichtlich beeindruckt. Da schien ein geschickter Baumeister am Werk gewesen zu sein. Diese Öffnung hätte er wahrscheinlich nicht einmal in tausend Jahren gefunden.
Jetzt wollte er aber erst einmal für ein wenig Licht sorgen. Er hob seine Beine, stieß sich ab und verpasste dem Blätterklumpen einen kräftigen Fußtritt, dass dieser nach draußen fiel. Ein Lichtschwall sauste durch den Schacht und im Keller wurde es schlagartig hell. Anschließend flog Primus wieder nach unten.
Er verwandelte sich und machte zufrieden eine galante Verbeugung. »Wenn du gestattest«, sagte er zu Plim, »diese Entdeckung geht nun auf mich.« Sprach’s und blies die Laterne aus.
Jetzt schauten sich die beiden noch einmal genauer um. Der Raum war kaum größer als der Weinkeller, aber dafür gab es hier wesentlich mehr zu entdecken. So wie es schien, musste dies das Arbeitszimmer eines Gelehrten gewesen sein. Die Wände waren voller Pergamente mit magischen Formeln und chemischen Tabellen. Bücher und Papiere häuften sich, wo es nur ging. Es gab zwei Regale, eine Kommode und einen Stapel von Holzkisten. In der Ecke stand ein Bündel kleiner Spitzhacken und Schaufeln. Sie waren mit einem Seil zusammengeschnürt und mit einer riesigen Stoffschleife versehen.
»Von der Bergwerksgilde – Für langjährige Freundschaft«, las Primus die Aufschrift. »Das scheint mir ein Geschenk von den Kobolden zu sein.«
Er runzelte die Stirn und schaute sich die Schleife etwas genauer an. Unter der Aufschrift war ein Wappen zu erkennen, das er nicht zum ersten Mal sah. Es bestand aus einer Hacke und einer Schaufel, die sich in der Mitte kreuzten. Primus griff in seine Tasche und holte den Knopf heraus, den ihm Chuck die Vogelscheuche gegeben hatte. Es bestand kein Zweifel: Beide Wappen waren identisch. Wie hatte es die Vogelscheuche nur angestellt, einem Bergwerkskobold den Jackenknopf abzureißen? So viel Unternehmungslust hatte er Chuck gar nicht zugetraut.
Anschließend inspizierte Primus die Bücher, die in den Regalen standen. » Vergessene Magie, Eiszeiten, Verwunschene Berge . Das sind ja völlig andere Themen als bei den Büchern oben im Turmzimmer. Unfassbar, sogar ein Werk über die Schwefelzinnen steht hier. Das nehme ich doch gleich mit.«
Primus zog das Buch heraus und legte es auf die Stufen neben dem Ausgang. Dann ging er zum Schreibtisch, auf dem ein weiterer Bücherstapel lag. »Literatur über den Wind«, sagte er verwundert. » Windkunde und Windsprache . Davon habe ich ja noch nie etwas gehört.«
Er sah sich die Pergamente an, auf denen lauter chemische Formeln notiert waren. Primus konnte mit diesen Berechnungen überhaupt nichts anfangen. Das Einzige, was er herausfinden konnte, war, dass es sich bei den Formeln offenbar um die Kombination von Metallen handelte.
»Ich möchte bloß wissen, wem das hier alles gehört hat«, sagte er, während er seinen Blick durch den Kellerraum schweifen ließ.
»Das kann ich dir schon sagen«, begann Plim hinter ihm zu lachen. Sie stand vor einer Wand, an der mehrere Urkunden und Diplome hingen. »Ich hatte mich schon gewundert, dass man in diesem alten Turm die neueste Ausgabe des Zauberzirkels findet. Jetzt pass mal auf, was hier steht!« Sie beugte sich vor und begann zu lesen:
»Dem Sieger des Forschungswettbewerbs für altertümliche Zauberkünste, Herrn Professor Doktor Magnus Ulme, verleihen wir mit Gratulation das Ewigkeits-Abonnement des Zauberzirkels. Die monatliche Zustellung unseres Magazins geht von nun an und für immer an die Adresse: Distelpfad 13, Postregion Nebelfelder im Unkrautland. Hochachtungsvoll – Der Kesselverlag.«
Plim grinste. »Na, das nenne ich doch mal einen Preis, oder? Das Einzige, was ich jemals gewonnen habe, war ein Bündel Luftballons. Hast du von diesem Professor Ulme schon einmal gehört?«
Primus schüttelte den Kopf und schaute sich die Urkunde an. Professor Ulme? Der Name war ihm unbekannt. Er trat vor die Diplome und gab einen respektvollen Pfiff von sich. Nach all diesen Auszeichnungen war Magnus Ulme nicht nur ein Meister in altertümlichen Zauberkünsten gewesen, sondern hatte Doktortitel in nahezu allen Gebieten der Geheimwissenschaften getragen. Er war Professor für Alchemie, Professor für Astrologie und sogar Professor für Mythologie.
Während Primus noch die zahlreichen Auszeichnungen bestaunte, ging Plim zur Kommode. Sie zog die
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