Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee
Schubladen auf und fing an zu wühlen. Als sie bei der untersten Schublade angelangt war, begannen ihre Augen zu leuchten.
»Ich kann es nicht glauben«, rief sie. »Das sind ja echte Zaubernüsse! Weißt du, wie schwer die zu bekommen sind?«
Primus schielte zu ihr hinüber und betrachtete die braunen Kugeln, die in der Schublade lagen. »Ich hab noch nie welche gebraucht. Was macht man denn damit?«
»Na, die sind tausendmal besser als Kerzen«, erwiderte Plim. »Rauchen nicht, stinken nicht und man verbrennt sich auch nicht die Finger daran.«
Ungeniert zog sie die gesamte Schublade heraus und schüttete den Inhalt in ihre Tasche. Primus griff nach einer Nuss und schaute sie an.
»Damit machen die Kobolde bestimmt Licht, wenn sie ihre Tunnel graben.«
»Schon möglich«, sagte Plim. Sie schnappte sich die Nuss und warf sie in die Tasche. »Von jetzt an mache ich damit Licht.«
Daraufhin ging die Suche weiter. Plim nahm zuerst die kleinen Kisten, die neben den Regalen standen, unter die Lupe. Jedes Mal, wenn sie weitere Zauberzutaten fand, stieß sie ein verzweifeltes Jaulen aus. Sie hatte sich ihre Tasche mittlerweile schon so vollgestopft, dass nichts mehr hineinpasste. Schweren Herzens überlegte sie, was sie wieder herausholen könnte, um dafür etwas anderes hineinzubekommen.
Primus war mit den Regalen fertig und machte sich nun daran, die Schriften auf dem Schreibtisch genauer zu untersuchen. Er wischte den Staub von den Büchern, blätterte in den Unterlagen und fand schließlich unter all den Papieren eine große Ledermappe. Als er sie aufschlug, wusste er, in wessen Arbeitszimmer sie gelandet waren.
»Plim«, rief er, »ich glaube, diese Zeichnungen kommen dir bekannt vor.«
Sie schaute von ihrer Handtasche auf und kam zu ihm herüber. »Die sehen ja genauso aus wie mein Bauplan«, sagte sie.
Primus lächelte. Die Mappe war voller Pergamente mit Skizzen und Zeichnungen, die eindeutig von der gleichen Hand gezeichnet worden waren, von der auch Plims Bauplan stammte. Und sie alle drehten sich nur um ein Thema: die Mondsichel!
Von allen Seiten war die Sichel dargestellt und auch in allen möglichen Größen. Es gab Studien über das Muster, mit dem die Sichel verziert war, Zeichnungen über ihre Position am Himmel und zahlreiche Skizzen über das Dunkelheitsgeflecht, das der Zeichner offenbar nach einem gewissen System untersucht hatte.
Plim war auf einmal ganz aufgeregt. »Gibt es auch einen Plan, der zeigt, wo die Sichel heruntergefallen ist oder wo die Splitter jetzt liegen?«
Primus blätterte durch den Stapel. »Nein«, sagte er, »da ist nichts dergleichen dabei. Vorausgesetzt, die Zeichnungen hier stammen alle von diesem Professor Ulme, dann muss er offensichtlich eine andere Spur verfolgt haben. Die Formeln und Skizzen deuten eher darauf hin, dass es ihn weniger interessiert hat, wo die Sichel denn nun liegt, als vielmehr, wie sie einst erschaffen wurde.«
»Und wie wurde sie erschaffen?« Plim zuckte mit dem Mundwinkel. »Steht das irgendwo in diesen krakeligen Zeichen?«
»Das weiß ich nicht.« Er deutete auf die Berechnungen. »Ich kann dieses Kauderwelsch jedenfalls nicht lesen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob Professor Ulme es je herausgefunden hat. Vielleicht beinhaltet der ganze Papierkram ja auch nur Experimente, wer weiß?«
Primus nahm die Pergamente und hielt sie gegen das Licht. Aber genau wie bei Plims Bauplan konnte er auch hier keine Geheimschrift oder etwas Ähnliches erkennen.
»Also, Plim«, sagte er. »So wie es aussieht, bleibt uns nichts anderes übrig. Wir müssen heute Nacht in die Bibliothek einsteigen und uns das Buch unter den Nagel reißen. Bis jetzt wissen wir leider nur, wie diese Mondsichel ausgesehen hat.« Er nahm eine Zeichnung, auf der die komplette Konstruktion der Sichel abgebildet war. »Wenn ich mir das hier so ansehe, dann …«
Plötzlich verstummte er und kniff die Augen zusammen. »Moment mal«, rief er, wobei er das Pergament in die Höhe hielt. »Unter dieser Zeichnung ist etwas zu erkennen. Aber es ist keine Geheimschrift.« Primus legte das Pergament auf den Tisch und feuchtete seine Finger an. »Hier kleben zwei Seiten zusammen!«
Vorsichtig löste er die obere Schicht ab. Darunter erschien eine Karte.
Plim begann zu jubeln. »Das ist eine Landkarte!«, schrie sie in heller Freude. »Da ist bestimmt eingezeichnet, wo die Splitter liegen.«
Beide starrten auf das Pergament. Primus rümpfte jedoch schon nach kurzer Zeit die
Weitere Kostenlose Bücher