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Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Titel: Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Seitz
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und huschten an den Bücherregalen vorbei zu den Türen zwischen den Regalen. Als sie bei der ersten angekommen waren, trat Primus einen Schritt zurück. War es diese oder eine andere? Er sah fragend zu Plim, deutete auf die Tür und bewegte stumm seine Lippen. Plim schüttelte den Kopf. Sie zeigte mit dem Finger an ihm vorbei und wies auf die Tür nebenan. Zustimmend nickte er. Sie liefen hinüber und Primus griff nach der Klinke. Verschlossen! Aber davon ließen sich die beiden nicht aufhalten. Plim war ja für solche Fälle bestens vorbereitet. Sie stellte ihr Köfferchen ab und kramte eine kleine Ampulle mit einer schmierigen Flüssigkeit heraus. Diese goss sie über die Türangeln.
    »Das Zeug wirkt Wunder«, flüsterte sie.
    Anschließend schnappte sie sich wieder ihre Haarnadel, mit der sie fachkundig im Türschloss stocherte. Es dauerte keine Minute und das Schloss war offen.
    Primus war verblüfft. »Möchte wissen, wo du das gelernt hast.«
    Doch Plim winkte selbstbewusst ab. Die junge Hexe hatte noch weitaus raffiniertere Techniken auf Lager. Sie hob einen Finger, deutete zuerst auf das kleine Fläschchen und tippte anschließend leicht gegen das Türblatt. Ohne auch nur das leiseste Geräusch von sich zu geben, schwang die schwere Eichentür auf. Das war wahre Hexenkunst! Stolz klimperte sie mit den Augenlidern.
    Vor ihnen lag die Wendeltreppe. Zappenduster führte sie nach unten.
    »Ich hole uns schnell noch ein paar Kerzen«, schlug Primus vor. »Da unten siehst du sonst die Hand vor Augen nicht.«
    »Wir brauchen keine Kerzen. Ich habe doch etwas viel Besseres dabei.«
    Sie wühlte in ihrer Tasche und fischte eine faustgroße braune Kugel hervor. Primus erkannte sie sofort. Es war eine der Zaubernüsse, die Plim aus dem Arbeitszimmer hinter dem Weinkeller mitgenommen hatte. Sie hielt die Kugel in der flachen Hand, flüsterte einen Zauberspruch und schnippte dann kurz dagegen. Es gab einen kleinen Funken. Schon begann die Kugel zu leuchten. Zunächst nur ein wenig rötlich, dann gelb, bis sie schließlich in einem strahlenden Weiß erglühte.
    »Und diese Dinger werden nicht einmal heiß. Hier, fang auf.« Plim warf ihm die Zaubernuss zu.
    Primus ließ die Kugel in seiner Hand auf und ab wippen. »Nicht schlecht«, bemerkte er. »Wie viele davon hast du denn dabei?«
    »Zwei für dich und zwei für mich. Die leuchten üblicherweise die ganze Nacht. Im Vergleich dazu sind Kerzen ein alter Hut.«
    Sie zogen die Eichentür hinter sich zu und stiegen die Stufen hinunter.
    Etwa ein Geschoss tiefer gelangten sie zu einer weiteren Tür. Diese war unverschlossen und führte zu einer penibel aufgeräumten Schreibstube voller Aktenschränke. Neben dem Tisch, auf dem eine Ansammlung von Federhaltern exakt nebeneinander aufgereiht lag, stapelten sich mehrere Bücher. An einer Ablage klebte ein Schild, das die Beschriftung Noch einzuordnen trug.
    »So wie es hier aussieht, kann das nur die Schreibstube von diesem Milbenwang sein«, sagte Primus. »Vielleicht solltest du ihn einmal zu dir nach Hause einladen. Da könnte er wohl bis in alle Ewigkeit aufräumen …«
    »Ein reizender Gedanke«, entgegnete sie schnippisch. »Was mich aber viel mehr interessiert, ist, woher der das Buch gehabt hat.«
    »Das hat er doch gesagt«, erklärte Primus. »Angeblich hat er es beim Aufräumen gefunden. Jetzt fragt man sich bloß, wo er aufgeräumt hat. Rabenstein machte mir nämlich nicht gerade den Eindruck, als wäre das Buch für die Allgemeinheit bestimmt. Der gute Milbenwang muss demnach irgendwo herumgewühlt haben, wo er überhaupt nichts zu suchen hatte.« Er zuckte mit den Augenbrauen. »Und genau diesen Ort müssen wir jetzt finden!«
    Sogleich ging es zur Treppe zurück und im Licht der Zaubernüsse immer weiter nach unten. Nur ihre Schatten folgten ihnen auf Schritt und Tritt über die Steinmauern. Nach schier endlosen Windungen kamen sie am Ende der Treppe an. Plim hielt ihr Licht in die Höhe. Vor ihnen befand sich ein schmaler, mit spitzen Bögen überspannter Gang. Gegenüber, am anderen Ende, erkannten sie eine Tür.
    »Ich könnte mir vorstellen, dass wir hier auf der richtigen Fährte sind«, sagte Primus und schritt voran.
    Je näher sie der mächtigen Tür kamen, desto ungewöhnlicher sah diese aus. Sie schien weder aus Holz noch aus Metall zu sein. Das Gleiche galt auch für die gewaltigen Beschläge. Nachdem sie das Ende des Gangs erreicht hatten, berührte Primus das Türblatt. Es war aus Stein! Die

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