Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Titel: Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Seitz
Vom Netzwerk:
kommen.« Er fuhr mit dem Finger über eine der Linien. »Der Gang, der zum Leuchtenden See führt, ist offensichtlich ein kleiner Verbindungsstollen, der von der Abzweigung weiter geradeaus führt.«
    Er blickte zu Plim und neigte den Kopf. »Na klar«, sagte er, »der Stollen wird wahrscheinlich bloß für die Leitungen der Wurzelrohrpost da sein. Eigentlich können wir ihn nicht übersehen. Wenn wir auf diesem Weg bleiben, stoßen wir direkt darauf zu.«
    Er faltete die Karte wieder zusammen und steckte sie ein. Dann machten sie sich auf.
    Der Weg durch den Tunnel war um einiges länger, als Primus anfangs angenommen hatte. Immer wieder passierten sie einmündende Gänge, Treppen und Rampen, die steil nach oben oder noch weiter nach unten führten. Erst nach mehr als einer halben Meile erreichten sie schließlich die Stelle, von der Primus gesprochen hatte. Ein groß angelegter Stollen führte von hier aus nach links und ein anderer nach rechts. Geradeaus aber war der Tunnel zu Ende.
    »Jetzt kenne ich mich gar nicht mehr aus«, schnaufte Primus. »Nach der Karte müsste es doch eigentlich noch weitergehen?!«
    Sie schauten sich nach allen Seiten um.
    »Bist du dir auch sicher, dass wir hier richtig sind?«, fragte Plim. Sie trat einen Schritt zur Seite und ging dann in den rechten Stollen hinein.
    »Natürlich«, antwortete Primus verwundert. »Auf der Karte ist es schließlich so eingezeichnet. Das gibt es doch gar nicht …«
    Er griff in seine Tasche, um sich noch einmal den Plan anzusehen, als plötzlich Plims Rufe ertönten:
    »Hier ist eine Tür!«, schrie sie.
    Primus fuhr herum. Eine Tür? Das musste er sich ansehen. Und tatsächlich. Zwanzig Schritte von der Abzweigung entfernt befand sich inmitten der Felswand eine Brettertür. Diese war angelehnt.
    Ohne zu zögern, riss Plim sie auf. Ein modriger Geruch nach Erde und feuchten Wurzeln trat ihr entgegen. Die Karte jedoch stimmte: Hinter der Tür lag der gesuchte Verbindungsgang!
    Dieser war niedrig und ebenso finster, wie er eng war. Plim verzog das Gesicht. Sie hatte ja schon so manches gesehen, aber dieses Loch hier sah alles andere als einladend aus. Muffig und stinkend war es da drin, ohne Licht und ohne Luft. Nicht einmal Taddel und Mills hätte sie dort hineingejagt – und das sollte etwas heißen. Aber ob es ihnen nun gefiel oder nicht, ihnen blieb keine andere Wahl. Hier mussten sie durch.
    Plim stieß ein Seufzen aus. Zuallererst brauchten sie Licht. Sie machte ihre Tasche auf und wühlte zwischen Fläschchen, Dosen und Wurzeln.
    »Ich habe doch noch welche«, sagte sie, »das weiß ich genau. Ah, da ist ja schon eine.«
    Sie warf Primus eine Zaubernuss zu und kramte kurz darauf noch eine zweite hervor. Dann brachte sie die Nüsse zum Glühen. Primus zog den Zylinder vom Kopf und nahm die Zaubernuss zwischen die Finger.
    »Gut«, sagte er, »dann wollen wir doch mal sehen, was uns dort am anderen Ende erwartet. Gehen wir zum Leuchtenden See!«
    Durch Wasserpfützen und gespenstische Fäden aus Schmutz und Staub kämpften sich die beiden voran. Im Inneren des Tunnels war es so dunkel, dass sogar das Licht der Zaubernüsse nur wenige Ellen weit kam, bis es vollständig vom pechschwarzen Gestein der Wände verschluckt wurde. Gebückt eilte Primus voraus. Für ihn grenzte es geradezu an ein Wunder, dass dieser Stollen noch nicht eingestürzt war. Auf der ganzen Strecke gab es fast keine Stützpfeiler. Und wenn er welche zu Gesicht bekam, dann waren diese von oben bis unten vermodert.
    Plim lief dicht hinter ihm her. Dieser Weg war noch ekliger, als sie es sich in ihren schlimmsten Träumen hätte ausmalen können. In Klumpen bröselte der Schmutz von der Decke oder es tröpfelte Wasser auf sie hernieder. Angewidert stapfte sie über die Pfützen, die von Mal zu Mal größer wurden. Das Grässlichste jedoch waren die klebrigen Staubfäden. Ständig flog ihr das Zeug ins Gesicht oder verfing sich in ihren Haaren. Plim quietschte beinahe bei jedem Schritt oder schüttelte bibbernd den Kopf. Es war zum Fürchten.
    Dann aber, etwa nach einer viertel Meile, verbreiterte sich der Gang und auch seine Höhe nahm zu. Primus blieb stehen und lauschte. Aus nicht allzu weiter Entfernung drangen Geräusche an sein Ohr.
    »Hörst du das auch?«, flüsterte er.
    Plim blickte ihn an. In kleinen Wölkchen stieg ihr Atem zur Decke.
    »Ja«, schnaufte sie, »ich höre plätscherndes Wasser. Hier muss irgendwo ein Bach fließen.«
    »So ist es«, nickte er, »und ich

Weitere Kostenlose Bücher