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Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Titel: Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Seitz
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lecker.«
    Der Kleine presste die Zähne zusammen. »Natürlich schmecken sie lecker«, keuchte er, »aber können diese Dinger nicht auch ohne die beinharte Schale aus dem Boden kommen?«
    »Weiß nicht«, kam es als Antwort. Sein Kollege war offensichtlich nicht gerade das, was man als redselig hätte bezeichnen können.
    Dann stieß der Kleine ein Knurren aus. Er nahm seine ganze Kraft zusammen und drückte, so fest er nur konnte. Endlich hatte er es geschafft. Mit einem lauten Krachen platzte die Nuss auf, woraufhin er sich sofort über den Inhalt hermachte. Er ließ die Nussschale in den Kübel zwischen seinen Beinen fallen und schnappte sich sogleich die nächste Steinnuss.
    »Nach so einer Nacht bin ich immer fix und fertig.«
    »Geht mir genauso«, nickte der andere. »Ich bin jetzt schon erledigt.«
    Der Dienst der zwei Nachtwächter schien nicht gerade sonderlich aufregend zu sein. Doch andererseits erweckten die beiden auch nicht den Eindruck, als würde sie das in irgendeiner Weise stören.
    Snigg saß währenddessen klammheimlich in der Ecke unter dem Tellerbord. Lautlos hatte er die Tür aufgedrückt und war, ohne dass die beiden etwas bemerkt hatten, in die Wachstube geschlüpft. Eine wahre Meisterleistung, wie er angesichts seiner Körperfülle selbst feststellen musste. Verschwörerisch und mit gesenktem Kopf lugte er zu den Wächtern hinüber, die noch immer nicht die Spur einer Notiz von ihm nahmen. Vielleicht war er ja am Ende gar nicht so dick, wie Primus immer tat, überlegte er, sondern eher schlank und unauffällig?! Das würde er bei der nächsten Gelegenheit sofort einmal überprüfen. Jetzt aber hatte er andere Sorgen.
    Vorsichtig kippte er nach vorne und rollte mit den Augen. Wo war der Schlüssel? – fragte er sich. Am Gürtel des Wächters hing er jedenfalls nicht mehr. Er streckte sich, so weit es nur ging, und schielte um die Ecke an den Schränken vorbei. Dann endlich hatte er ihn im Visier. Das ganze Schlüsselbund baumelte jetzt an einem Haken neben der Kommode, etwa zwei Fuß hoch über dem Boden. Ein Kinderspiel, dachte sich Snigg. Er musste eigentlich bloß hinüberrutschen und es sich schnappen.
    Prüfend betrachtete er die Kobolde. Ihm fiel überhaupt keine Erklärung dafür ein, warum sich die beiden so mit den Nüssen abmühten. Im Gegensatz zu ihnen hätte er die Nüsse gleich mitsamt der Schale gegessen – und zwar die ganzen zwei Säcke voll.
    Nun aber los! Stück für Stück wackelte der Kürbis über den Boden auf das Schlüsselbund zu. Sniggs schlurfende Bewegungen gingen im Geraschel und Geschmatze der Wächter vollkommen unter, während er sich langsam seinem Ziel näherte. Dennoch musste er sich gehörig in Acht nehmen, da der Größere der beiden immer wieder verwundert zu ihm herübersah. Aber Snigg meisterte auch diese Situation. Er zuckte zusammen, schloss seine Augen und spielte bühnenreif das leblose Gemüse.
    Seine Tarnung war offenbar überzeugend. Oder aber die Wächter waren viel zu sehr mit ihren Nüssen beschäftigt, als dass sie sich von irgendetwas hätten ablenken lassen. Snigg glitt unter den Haken und bezog Position. Jetzt hieß es abwarten. Sobald die richtige Gelegenheit käme, würde er hochspringen und sich das Schlüsselbund schnappen. Danach müsste er sich nur noch verkrümeln.
    »Ich habe jetzt einmal mitgezählt«, sagte der Kleine. »Ich brauche durchschnittlich viermal so lange, um eine Nuss auszupacken , als sie zu essen. Bei den harten Brocken dauert es sogar manchmal fünfmal so lange. Kannst du dir das vorstellen?«
    »Das hast du herausgefunden?«, fragte der andere. »Nicht zu fassen.«
    »Na, wenn ich’s dir doch sage.« Er stopfte sich gierig seinen Mund voll und fuhr schmatzend fort: »Aber nun warte erst mal ab, es kommt noch viel besser! Wenn wir hier nämlich fünf Stunden lang nichts anderes tun als nur dasitzen und Nüsse essen, dann haben wir dafür mindestens vier Stunden lang knochenhart schuften müssen.«
    »Unglaublich«, brabbelte sein Kollege und schüttelte gelangweilt den Kopf.
    »Ist aber so.« Der kleinere Wächter nahm die nächste Nuss zur Hand. »Stell dir nur vor, Erbsen würden auch in so einer Schale stecken. Man müsste wahrscheinlich vier Wochen lang buckeln, um einen Eintopf zu bekommen.«
    »Ich mag keine Erbsen.«
    »Ist doch völlig egal«, kam die knurrende Antwort, »das ist doch bloß so ein Beisp…« Dann brach der Kleine mitten im Satz ab.
    Die Nuss, die er jetzt erwischt hatte, zählte

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