Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)
Zauberzirkel ab. Doch selbst nach mehrmaligem Umherblicken konnte er das heiß ersehnte Magazin nirgendwo entdecken. Primus war enttäuscht. Entweder, so dachte er, führten die Kobolde gerade Reparaturen an den Postleitungen durch oder aber der Verlag in Hohenweis befand sich trotz des Sommerwetters bereits in der Winterpause.
Dafür aber sah er Snigg auf seinem Komposthaufen sitzen. Offenbar hatte der Kürbis in den letzten Tagen ein paar Pfunde zugenommen. Drall und rund wühlte er unter den Blättern.
»Hallo, Snigg!«, rief Primus hinunter. »Hat Plim vielleicht gesagt, was sie von mir will?«
Der Kürbis blickte zum Fenster hinauf. Er schüttelte seinen Kopf, während er prustend einige Blätter von der Nase entfernte.
»Nein«, meinte er, »ich habe nur etwas von einer Rübe oder so ähnlich verstanden.«
»Rübe?«, rief Primus.
»Ja«, antwortete Snigg. »Plim war es mächtig wichtig, dass du gleich zu ihr hinüberkommst.« Er rutschte auf seinem Blätterhaufen hin und her. »Ach, hör mal«, fügte er ganz nebenbei hinzu, »sollte Plim diese Rübe nicht mehr brauchen, dann könnt ihr sie ohne weiteres bei mir auf dem Komposthaufen deponieren …«
Primus spitzte die Lippen. Er kannte im Zweifelsfall nur eine Rübe, die sich bei Plim in der Hütte befand – die Rätselrübe! Sollte diese geheimnisvolle Knolle wieder einmal etwas zum Besten gegeben haben? Wenn dem so wäre, dann würde ihn das in der Tat brennend interessieren.
»Ich glaube nicht, dass dir diese Rübe sonderlich gut schmecken würde«, rief er Snigg zu. »Die ist uralt und bestimmt knochenhart.«
Er breitete seine Fledermausflügel aus und segelte aus dem Fenster in den Garten hinunter. Nach einem Bogen um die alte Eiche schlug er die altbekannte Richtung zum Finsterwald ein.
Ein Buch aus Messing
D urch die offene Eingangstür strömte frische Luft in die vernebelte Hexenküche. Nach und nach wehte der Rauch von Plims letzten Experimenten zum Fenster hinaus. Die Regale des Verkaufsraums, die sich nebenan hinter dem Vorhang befanden, waren inzwischen wieder bis zum Rand gefüllt. Plim hatte sich diesmal regelrecht selbst übertroffen. Die Menge an Spielzeug, die sie in den vergangenen Wochen gebaut und verhext hatte, würde weit über das kommende Frühjahr hinaus ausreichen. Von jetzt an hatte sie frei. Wenn nichts Weltbewegendes dazwischenkommen würde, so hoffte sie, dann könnte sie in den folgenden Monaten seelenruhig Dinge zusammenmischen, die man ihrer Meinung nach wirklich zum Leben brauchte. Dazu zählten vor allem kosmetische Wundermittelchen, kleine Alltagsteufeleien und, nicht zu vergessen, jede Menge magisches Werkzeug für Langfinger. Gleich heute Nachmittag wollte sie damit beginnen.
Taddel und Mills saßen zu jener Stunde in ihrem Glas und amüsierten sich wieder einmal prächtig. Unter lautem Gelächter sangen und pfiffen die beiden zur Rätselrübe hinüber, die starr und bewegungslos mitten auf dem Holztisch lag. Verglichen mit den lieblichen Flötenklängen von heute Vormittag war dieses Gejaule geradezu grauenerregend. Gleichzeitig stellten sie der verstörten Rübe sinnlose Scherzfragen, auf die sie selbstverständlich keinerlei Antwort bekamen. Den beiden Kröten aber war das vollkommen egal. Arm in Arm lümmelten sie in ihrem Glas, klopften sich auf ihre Schenkel und konnten sich vor lauter Lachen kaum noch halten.
Mit der trockenen Wäsche unter den Armen kam Plim durch den Vorhang ins Zimmer geeilt. Mürrisch betrachtete sie das Treiben der beiden jaulenden Kröten. Na, die konnten sich auf etwas gefasst machen. Hinten in der Ecke angekommen hob sie ihren Fuß und zog mit den Zehen den Kleiderschrank auf. Ächzend stopfte sie die Wäsche in die ohnehin schon überfüllten Fächer. Dann lehnte sie sich mit dem Rücken gegen die Schranktüren und versuchte diese wieder zu schließen. Als sie es endlich geschafft hatte, stürzte sie zum Tisch und setzte zur Standpauke an:
»Jetzt ist aber Schluss mit dem Blödsinn«, rief sie, »davon wird einem ja übel. Mit eurem Radau bringt ihr mir die Rübe noch vollkommen durcheinander. Hier«, schimpfte sie, »schaut sie euch doch mal an! Die sieht ja schon ganz grün aus.« Schleunigst klappte sie die Schatulle mit der Rätselrübe darin zu.
Taddel und Mills kugelten sich.
Das war eindeutig genug. Plim rückte das Glas mit den beiden Kröten in die hinterste Ecke des Regals und stellte zur Strafe einen Stapel Dosen davor. Verächtliches Prusten kam daraufhin
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