Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)
Mann im Ballon. Den hätte ich doch beinahe vergessen. Wer könnte das wohl gewesen sein, hm?« Schweigend starrte er ins Leere und überlegte.
Dann aber kam ihm ein anderer Gedanke: »In diesem Traum gab es doch noch weitere Szenen. Die merkwürdige Stimme auf dem Hügel, das seltsame Bäumchen und …« Mitten im Satz brach er ab.
»Und was?«, fragte Plim.
Seine Augen begannen zu funkeln. »… und noch etwas«, zischte er. Er schlug sich mit der Faust in die flache Hand. »Ich hab’s«, rief er, »jetzt weiß ich es wieder! Komm mit.« Er wechselte blitzschnell seine Gestalt und ließ sich vom Baum fallen.
»Nun warte doch mal«, schrie Plim ihm nach. »Wovon sprichst du denn?«
»Ich glaube, wir haben in der Hütte ein Zimmer übersehen«, rief er.
»Ein Zimmer?!«
» JA !!! DER … R… MIT D… TISCH !«
Mehr konnte Plim nicht verstehen. Wie der Wind schoss Primus davon und verschwand im Inneren der Hütte. Plim blickte ihm aufgeregt hinterher.
Bei Tageslicht wirkten die Zimmer beinahe freundlich. In hellen Bahnen fiel das Licht durch die Spinnweben, die sich langsam im Herbstwind bewegten. Staubkörner glitzerten in der Luft und leise knackte das Dach. Zum ersten Mal konnte Primus auch ein klein wenig Farbe in der Hütte erkennen. Die Balken der Decke waren einst grün und die Rahmen der Fenster mit hellblauer Farbe gestrichen. Inzwischen aber war das meiste Holz schwarz und verfault.
Ein wenig unschlüssig stand Primus im Raum. Er betrachtete die beiden Zimmer und blickte zum Dachboden hinauf. Ganz so einfach, wie er es erwartet hatte, schien die Suche nun doch nicht zu werden. In jedem der Räume gab es Fenster nach draußen und auch die vier einfachen Hauswände ließen nicht auf ein weiteres Zimmer oder gar einen geheimen Nebenraum schließen. Wo also befand sich dieser Tisch, von dem er geträumt hatte? Primus stand vor einem Rätsel.
Mit gelupftem Kleid kam Plim durch den wilden Garten gelaufen. Sie hatte Bucklewhee schnell noch ein paar Kräutersamen gegeben, die sie am Boden ihrer Handtasche gefunden hatte. Sichtlich besänftigt und halbwegs gut gelaunt kam dieser hinter ihr drein.
»Hast du schon etwas gefunden?«, fragte sie Primus, als sie eintrat.
»Nein«, antwortete er, »ich glaube, ich habe mich getäuscht. Dieser Raum, den ich in meinem Traum gesehen habe, muss sich in einem anderen Gebäude befunden haben.«
»Von was für einem Raum sprichst du denn?«
Primus fuhr mit den Händen durch die Luft. »Na, da war doch noch so ein Zimmer«, sagte er, »ein dunkler Raum mit Regalen und einem Tisch. Von dem musst du doch eigentlich auch geträumt haben, oder nicht?« Er streckte die Finger aus und fing an aufzuzählen. »Du weißt schon, da gab es eine Kerze, ein Tintenfass, Papier und jede Menge anderen Krimskrams.«
»Ach stimmt«, rief sie, »dieser seltsame Keller.«
»Ja, genau, der Kell… Moment mal«, staunte er, »sagtest du Keller?!« Verblüfft riss er die Augen auf und blickte zu Boden. »Verflixt aber auch«, schimpfte er, »warum bin ich nicht gleich draufgekommen?!« Er wippte auf der Stelle, dass die Holzdielen knackten. »Hier muss es irgendwo eine Luke geben.«
Suchend blickte er sich um. Dann lief er hinüber ins Nebenzimmer. Als er dieses betrat, geriet ihm als Erstes der umgefallene Wandschrank ins Blickfeld, hinter dem er sich gestern Nacht vor dem Bergteufel versteckt hatte. Darunter musste sie sein! Er spuckte in die Hände und versuchte den Schrank beiseitezuschieben. Plim kam ihm zu Hilfe. Mit vereinten Kräften hoben sie das unhandliche Möbel an und wuchteten es gegen die Wand.
Volltreffer! Vor ihren Füßen klaffte eine Öffnung. Die Klappe war eingetreten und hing lose nach unten.
»Ist das zu fassen«, stöhnte Primus, »und ich habe gestern Nacht die ganze Zeit danebengesessen.«
Dann legten sich die zwei auf den Boden. Sie rutschten vor bis zur Öffnung und steckten gespannt ihre Köpfe durch das Loch. Tiefstes Schwarz trat ihnen entgegen.
»Haben wir noch eine Zaubernuss?«, fragte Primus.
»Jede Menge«, grinste Plim.
»Na dann«, sagte er, »worauf warten wir noch?! Gehen wir runter.«
Sprach’s und sprang auf.
Während Bucklewhee oben als Wache eingeteilt war, kletterten Plim und Primus wie zwei Diebe in den Keller hinunter. Primus stieg als Erster durch das Loch. Er ließ sich auf die Füße fallen und schaute hustend durch den Raum. Die Luft war staubig wie in einem alten Verlies. Nachdem er Plim mehrfach versprochen hatte, gut
Weitere Kostenlose Bücher