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Das unsichtbare Grauen

Das unsichtbare Grauen

Titel: Das unsichtbare Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Spratt
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aus ihren Gedanken. Die Bergstation des Lifts war erreicht. Eine Betonplattform mit einer Hütte, ähnlich der im Tal, ein Kiosk mit Erfrischungen, geschlossen zu dieser nächtlichen Stunde, das war alles.
      Sandra King ließ sich aus dem Sitz gleiten und stand auf ihren Skiern. Sie brauchte nur ein wenig nach links zu sehen, um die Richtung des Unbekannten zu erkennen. Am Abend war Schnee gefallen und hatte die Spuren der Skiläufer des Tages überdeckt. Das erleichterte natürlich die Verfolgung.
      Überrascht stellte die Agentin fest, daß ihr Vordermann nicht die Abfahrt nahm, sondern weiter bergan gegangen war, ein mühsames Unterfangen, wie sie selbst fesstellen konnte. Fast 500 Meter ging es nicht allzu steil hinauf.
      Dann tat sich vor Sandra King ein Einschnitt auf. Von hier ging es leicht abwärts in ein schmales Hochtal, das sich kilometerweit durch die Berge wand.
      So ging es fast eine halbe Stunde lang. Eine halbe Stunde höchster Anspannung für Sandra King. Die Agentin mußte darauf gefaßt sein, daß jeden Augenblick ein Angriff von links, rechts, oben oder hinten erfolgte.
      Plötzlich stoppte Sandra King verblüfft. Vor ihr endete das Tal abrupt. Fast senkrecht ging es hinunter auf eine etwa 200 Meter tiefer gelegene weite Hochebene. Und dort, deutlich sichtbar im Schein des Vollmondes, stand eine Hütte. Eine typische Berghütte, tief verschneit und romantisch. Hinter den vereisten Fenstern flackerte Licht. Aus dem Kamin stieg weißer Rauch in die windstille Nacht. Alles war wie in Watte gepackt und konnte einem altmodischen Bilderbuch entnommen sein.
      Sandra holte tief Luft. Dann sprang sie in den Steilhang ein und flog durch den Pulverschnee hinunter, in senkrechter Abfahrt. Schwer atmend kam sie unten unweit der Hütte an. Sie wandte den Blick zurück. Deutlich konnte sie die vom Unbekannten gepflügte Spur nahe ihrer eigenen erkennen. Noch deutlicher sah sie das Paar Ski neben der Hüttentür in einem Schneehaufen stecken. Der Unbekannte war in der Hütte, kein Zweifel.
      »Jemand zu Hause?« rief sie laut. Es echote zurück: »... hause - hause...«
      Ein Knarren und Quietschen. Langsam öffnete sich die Hüttentür. Flackerndes Kaminfeuer und Wärme waren dahinter, einladend und freundlich. Mehr bekam Sandra King nicht zu sehen. Denn bevor sie sich richtig bücken und die Bindungen ihrer Ski lösen konnte, rauschte und fauchte es über ihr.
      Tosend kam eine Mini-Lawine vom Hüttendach herunter und drückte sie zu Boden. Sandra rang nach Luft und hatte du« Gefühl, ersticken zu müssen. Sie bewegte sich instinktiv soviel wie möglich, um Raum um ihren Körper zu schaffen, wurde aber dennoch mehr und mehr vom Schnee urftfangen. Dann war sie völlig eingeengt und verlor das Bewußtsein ...
      Sie kam wieder zu sich, als ein frischer Luftzug ihr Gesicht eisig umstrich. Unwillkürlich sah sie auf und direkt in einen Stern hoch am Himmel. - Irgend jemand hatte einen Luftkanal in den Schneeberg gestochen. Zwar konnte die Agentin sich noch immer nicht recht bewegen, aber schließlich gelang es ihr, die Ski von den Stiefeln zu lösen.
      Nun war es leichter, sich langsam aber sicher von den Schneemassen zu befreien und auch ihre Ski freizuschaufeln.
      Als alles geschehen war, legte Sandra King sich flach auf den Rücken und entspannte sich für eine Minute. Ein ausgedehntes Joga-Training verhalf ihr zu schneller Erfrischung. Dann richtete sie sich auf, atmete kräftig durch und war wieder ganz da. Sie brauchte nicht lange, um sich zu orientieren. Sie stand vor der Hütte, deren Tür von der Dachlawine noch immer verschüttet war. Dafür war eines der beiden Fenster nur angelehnt.
      Drin war es dunkel. Ein typischer Geruch verriet ihr, daß jemand das Kaminfeuer mit Schnee gelöscht hatte.
      Sandra riß ein Streichholz an. Die Packung hatte sie auf dem Kaminsims ertastet. Eine Kerze auf dem Bauerntisch in der Mitte des Raumes flackerte auf und ermöglichte es ihr, sich umzusehen. Schmutziges Geschirr in der Ecke auf der Kommode wies auf mindestens zwei, wenn nicht gar drei Personen hin, wenngleich man das nicht mit letzter Gewißheit sagen konnte. Eine Person konnte sehr wohl ein weibliches Wesen sein, denn ein Hauch Parfüm lag in der Luft, herb, mit einer Andeutung frischer Limonen. Doch konnte das ebensogut das Rasierwasser oder Eau de Toilette eines Mannes sein. . Sandra King sah sich weiter um. Im Hintergrund war ein ungemachtes Bett.
      Mindestens eine Person hatte

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