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Das unsichtbare Grauen

Das unsichtbare Grauen

Titel: Das unsichtbare Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Spratt
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war. Außerdem hatte sich ein junger englischer Lord in Luft aufgelöst. Und nun war noch jemand in ihrem Zimmer gewesen, um neuerlich in ihren Sachen zu stöbern. Aber außer ihrer Gastgeberin und dem Hausmädchen, war kein Mensch in diesem Chalet Und es war kaum anzunehmen, daß sich diese beiden an ihrem Gepäck zu schaffen machten. Aber irgendwer war hier gewesen, das stand fest.
      Sandra schlüpfte ins Bett. Sie schlief sofort ein. Die frische Luft des Tages hatte sie rechtschaffen müde gemacht.
      Es gehörte aber auch zu den Grundsätzen oder vielmehr Angewohnheiten der Miß Sandra King, auf den leisesten Hauch des Ungewöhnlichen zu reagieren. Wobei sie sich dazu trainiert hatte, laut- und regungslos zu bleiben, als schliefe sie weiter.
      Das tat sie gegen 2 Uhr früh. Ihr untrüglicher sechster Sinn hatte ihr mitgeteilt, daß sie nicht allein war. Vorsichtig blinzelte sie ins Zimmer, das vom Mondschein, verstärkt durch den Schnee, erhellt wurde. Dabei atmete sie ruhig und regelmäßig weiter. Da! Der Vorhang hatte sich bewegt. Dort, im Schatten, mußte der Eindringling sein.
      Ein eiskalter Luftzug! Der unbekannte Besucher mußte wohl die Balkontür geöffnet haben. Sandra ließ ihn gewähren. Dann verebbte der Luftzug. Immerhin war der Eindringling rücksichtsvoll genug, die Glastür von außen wieder zu schließen.
      Sandra sprang aus dem Bett, schlüpfte in Sekunden in ihren warmen Ski-Overall, war Augenblicke später an der Tür und trat hinaus auf den Balkon, der sich ums ganze Haus zog. Deutlich sah sie im Schnee Fußspuren, die frisch waren und sich nach links zogen. Langsam folgte sie ihnen. Als sie halb um den Balkon herumgegangen war, blieb sie stehen. Die Spuren endeten hier. Der Schnee war von der Balustrade gewischt. Deutlich konnte man unten im Schneehaufen am Haus den Aufsprung erkennen. Sandra war ebenso schnell dabei, sich über die Balustrade zu schwingen und hinabzuspringen. Für ein sportlich durchtrainiertes Mädchen keine Schwierigkeit.
      Unten konnte sie den Spuren im Mondlicht ohne Schwierigkeit weiter folgen. Sie entfernten sich vom Haus, schlängelten sich zwischen einigen Schneewehen hindurch - und endeten dann im Nichts, brachen einfach ab und gingen nicht weiter. Als hätte sich die unbekannte Person genau an dieser Stelle in die Luft erhoben. Eine andere Erklärung gab es nicht.
      Ratlos stand Sandra King da. Unwillkürlich mußte sie an den Hubschrauber von Bert Stämpfli denken, den Bergführer und Piloten.
      Die Agentin wandte sich achselzuckend ab und ging langsam zurück Richtung Haus. Täuschte sie sich, oder hörte sie hinter sich ein boshaftes Kichern? Als machte sich jemand über sie lustig.
      Sandra King blieb stehen. Irgendwer verfolgte sie und verstand es, dabei unsichtbar zu bleiben. Sie mußte einfach herausfinden, was hier gespielt wurde. Die mondhelle Nacht lud dazu ein. Und schlafen konnte sie jetzt ohnehin so schnell nicht wieder.
      Also griff sie nach ihrem Paar Ski neben der Haustür und schlüpfte geschickt in die Skistiefel, die im Hauseingang standen, und befestigte die Bindungen. Die Stöcke steckten im Schnee. Sandra ergriff sie. Dann stieß sie sich mit Schwung ab und glitt in kürzester Zeit zurück zu der Stelle, wo die Spuren endeten. Nichts hatte sich hier in den letzten Minuten verändert. Die Spuren endeten noch immer abrupt an einer Stelle. Danach war nichts als unberührter Schnee. In Armeslänge wuchs krumm eine Latschenkiefer und warf bläulich ihren Schatten auf die glitzernden Schneekristalle. Sandra King hatte den verkrüppelten Baum bisher nicht beachtet. Doch jetzt sah sie, was ihr vorhin nicht aufgefallen war: an der Latschenkiefer lehnte ein Paar Ski.
      Eben wollte sie danach greifen, als das Haus hinter ihr hell wurde und Ludmilla Andersons Stimme ängstlich rief:
      »Sandra! Sandra, wo bist du?«
      »Hier! Warte, ich komme!«
     
      Sandra schwang herum und glitt rasch zurück zum Haus. Ihre Freundin stand auf dem Balkon, in einen dicken Flanell-Hausmantel gehüllt, und fragte unsicher: »Sandra, was ist? Was machst du da draußen um diese Zeit?«
      »Ich konnte nicht schlafen«, schwindelte Sandra. »Da wollte ich eine kleine Rundfahrt machen. Die Mondnacht ist herrlich.«
      »Du bist immer noch total verrückt«, sagte Ludmilla Anderson hörbar beruhigt. »Verkühle dich nur nicht!« Damit wandte sie sich zurück ins Haus.
      Sandra King wartete, bis Ludmilla außer Sichtweite war, und glitt wieder

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