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Das unsichtbare Grauen

Das unsichtbare Grauen

Titel: Das unsichtbare Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Spratt
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Albert Moroni Kaiser-Wilhelm-Institut, Berlin Telefon H4 - 36 41
      Die Karte sah irgendwie vergilbt und schrecklich altmodisch aus und paßte gewiß gut zu dem Herrn Professor, von dem Sandra King allerdings noch nie gehört hatte. Hatte sich der Mann extra aus Berlin hierher begeben, um nächtens in ihr Zimmer einzudringen und seine Karte zu hinterlassen? Die ganze Geschichte wurde immer rätselhafter. Es gab da Zusammenhänge, von denen die Britin nichts wußte. Aber sie würde es schon herausfinden.
      Kurz entschlossen wählte sie den Code, der sie mit ihrem Onkel in London verband.
      Lord Bensings Stimme klang äußerst ungehalten: »Zum Teufel, Sandra, schläfst du denn nie?«
      »Nicht, wenn mich Professoren besuchen«, erwiderte Sandra munter. Dann gab sie den Namen des Professors durch und bat: »Onkel Alfred, könntest du so schnell wie möglich in Berlin nachforschen lassen, wer dieser Professor Momm ist? Ich muß es dringend wissen. Schlaf schön weiter!«
      »Fahr zur Hölle, Darling«, knurrte Lord Bensing. »Ende!«
      Sandra lächelte und überlegte, ob sie der Gerechtigkeit halber auch ihren Bruder Bobby rasch wecken sollte, ließ es dann aber sein. Wer weiß, was für eine Süße gerade bei ihm ist, dachte sie und rutschte wieder ins Bett.
      Trent Castle lag im Mondschein, und Maggie Elling in ihrem Bett im Ostturm, während sich Bobby King ausführlich mit ihr beschäftigte, allerdings nur in Gedanken. Er starrte drei Zimmer weiter gegen den Baldachin seines frühgotischen Himmelbetts und dachte darüber nach, daß ein hübsches, allein schlafendes Mädchen doch eigentlich eine ausgesprochene Verschwendung sei.
      Er dachte aber auch über Sir Botho Dillingham nach und über den verblichenen Lord Angus Gray, der es verstanden hatte, beim Skifahren in der Schweiz zu verschwinden und zugleich Opfer eines Reit-Unfalls in England zu werden.
      Kurz entschlossen stieg Bobby King aus dem Bett und in seine Hose. Dann verließ er sein Zimmer und kratzte drei Türen weiter am Holz. Offenbar schlief Maggie Elling nicht; denn sie reagierte sofort und fragte: »Wer ist da?«
      »Nur das Schloßgespenst. Darf ich mal bei Ihnen spuken?«
      »Kommen Sie rein«, lautete die lachende Antwort. »Es ist nicht abgeschlossen.«
      Sie knipste das Licht auf dem Nachttisch an, als Bobby eintrat. Sie sah süß aus, von wenig mehr als der Bettdecke verhüllt.
      Aber offenbar ahnte sie, was in Bobby King vorging und sagte freundlich und bestimmt: »Aber wir tun es trotzdem nicht.«
      »Wirklich schade«, erwiderte Bobby und setzte sich ungeniert auf den Bettrand. »Was spielen wir denn dann?«
     
      »Vielleicht ein bißchen Detektiv?« schlug sie vor. »Als Vertreter Ihrer fabelhaften B.I.A.-Organisation sind Sie doch sozusagen verpflichtet, den Dingen auf den Grund zu gehen.«
      »Na dann gehen wir mal«, sagte Bobby King seufzend. »Wenn ich schon nicht in Ihr jungfräuliches Bett komme, dann wenigstens zur Sache.«
      »Drehen Sie sich um«, befahl sie. Bobby King gehorchte. Maggie Elling stieg aus dem Bett und zog sich rasch an.
      »Fertig!« Bobby King wandte sich wieder um. Sie stand erwartungsvoll vor ihm und fragte: »Was unternehmen wir jetzt?«
      »Wir machen einen Spaziergang. Aber möglichst so leise, daß uns niemand hört. Kommen Sie!« Er ging voran. Sie schloß ihre Zimmertür und folgte ihm. Im Ostturm führte eine Wendeltreppe abwärts, so daß sie nicht durch das ganze Castle zu wandern brauchten. Der alte rostige Schlüssel steckte im Schloß. Er ließ sich drehen. Dann schwang knarrend die schwere Eichenpforte auf, und die beiden standen im Mondschein des Schloßparkes.
      »Kommen Sie«, flüsterte Bobby King und zog seine Begleiterin fort vom Schloß, über den geharkten Kies der Auffahrt, in die Tiefe des weitläufigen Geländes. Dann standen sie schließlich vor dem Mausoleum, das am Abend Ziel des fackeltragenden Trauerzuges gewesen war.
      »Sie wollen doch nicht etwa...«, sagte Maggie ahnungsvoll.
      Bobby King erwiderte mit Grabesstimme: »Ich will. Und zwar will ich zuallererst mal eine der zurückgelassenen Fackeln anzünden.«
      Sie betraten das dumpfe Mausoleum. Bobby King riß ein Streichholz an und entzündete eine Fackel. Der flackernde Schein des Feuers malte gespenstische Schatten in die Winkel des Gemäuers. Draußen heulte eine Eule. Es war richtig stimmungsvoll.
      Ohne zu zögern, wandte sich Bobby King zur Treppe im Hintergrund, die in die

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