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Das unsichtbare Grauen

Das unsichtbare Grauen

Titel: Das unsichtbare Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Spratt
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»Lord Angus wurde wie schon sein Vater das Opfer eines Reitunfalls vor drei Tagen.«
      »Ich hoffe, dem Pferd geht es gut«, sagte Bobby King, was ihm giftige Blicke von Sir Botho eintrug.
      »War Lord Angus Gray eigentlich mit Miß Patricia Anderson sehr befreundet?« klopfte er ganz nebenbei auf den Busch.
      »War sie Chemikerin?« fragte Sir Botho.
      »Nicht daß ich wüßte«, erwiderte Bobby.
      »Dann halte ich es für ausgeschlossen. Lord Gray interessierte sich nur für seine Arbeit und für Kollegen, mit denen er wissenschaftlich korrespondierte. Die letzte Kollegin, die er sah, war Miß Mary Ar-buckle aus Birmingham, um ihr zu ihrem 75. Geburtstag eine besonders hübsche neue Formel zu schenken.«
      »Ist sie sexy?« fragte Bobby King augenzwinkernd.
      »Miß Arbuckle? Aber Sir, ich muß doch sehr bitten!«
      »Natürlich die Formel«, sagte Bobby King. »Sicher irgendein Aphrodisiakum, mit der Angus die Labortante wieder flott machte. Sagen Sie, womit beschäftigte sich der teure Verblichene eigentlich in der Hauptsache, Sir Botho?«
      »Ich bin kein Fachmann, muß ich gestehen. Jedenfalls war es etwas, das Lord Gray >Nuclear-Chemie< nannte.«
      »Chemische Vorgänge unter Einwirkung von Atomkräften, wenn ich mir das mal so laienhaft zusammenreimen darf«, bestätigte Bobby King. »Sehr interessant! - Sagen Sie, Sie Botho, und der verschwundene Skifahrer in St. Moritz - wer war das denn nun?«
      »Nicht Lord Angus Gray, Sir, den ich persönlich unter seinem Fuchswallach hervorgezogen habe, nachdem er an der Hecke bei der Prescottfarm gestürzt war.«
      »Tot?«
      »Nein, er lebte noch einige Minuten. Er sagte noch zu mir: »Botho, die Hecke sollte gesetzt werden, sie wirkt so ungleichmäßig! Und dann sagte er noch: »Bring Miß Arbuckle den Tiegel mit dem Nuclearextrakt«.«
      »Eine Art letztes Vermächtnis des hoffnungsvollen Chemikers, nicht wahr? Sagen Sie, Sir Botho, was halten Sie davon, wenn wir Miß Arbuckle den Tiegel mit dem Nuclearextrakt nach Birmingham bringen? Ich wollt schon immer mal wieder in diese hinreißend schöne Industriestadt mit den vielen luftverseuchenden Fabrikschornsteinen. Man muß seine Lungen trainieren für das, was noch kommt, finden Sie nicht?«
      »Ich verstehe nichts von dem, was Sie sagen, junger Mann«, entgegnete Sir Botho würdevoll, »außer daß Sie mir eine lästige Reise abnehmen wollen, wofür ich mich bedanke. Ich denke, dem Neffen meines Freundes Lord Bensing kann man dergleichen Dinge anvertrauen.«
      Sandra King war spät am Abend ins Chalet ihrer Freundin Ludmilla Anderson zurückgekehrt. Beide Frauen kauerten in fließend langen Kaminröcken am offenen Feuer, und es hätte alles sehr entspannt und gemütlich sein können, wäre da nicht die unausgesprochene Sorge der berühmten Schauspielerin um ihre Tochter gewesen.
      »Merkwürdig ist die Sache schon«, brach Sandra King schließlich das Schweigen. »Niemand weiß etwas von Patricia. Dieser Bergführer und Helikopterpilot Bert Stämpfli hat keine Ahnung. Ich glaube ihm das sogar, er macht einen ausgesprochen ehrlichen Eindruck. Er kann sich nur erinnern, daß Pat bei einer seiner Gruppe dabei war.«
      »Siehst du einen Zusammenhang?« fragte Ludmilla ängstlich. »Ich meine - wenn dieser junge Engländer wirklich verschwunden ist, könnte Patricia es doch auf die gleiche Art auch sein.«
      »Möglich ist alles auf dieser leider nicht so schönen Welt«, sagte Sandra mit einem Anflug von Philosophie. »Was mich nicht hindert, jetzt schlafen zu gehen, mein Schatz. Gute Nacht!«
      Sie hauchte der Freundin einen Kuß auf die Wange und ging hinauf in ihr Zimmer. Sie brauchte nicht länger als zwei Sekunden, um festzustellen, daß jemand ihre Sachen durchsucht hatte. Sie hatte nämlich ein genau ausgeklügeltes System von Ordnung, welches ein Fremder nicht wieder herstellen konnte, hatte er es mal verändert.
      »Hm«, murmelte sie. »Scheint sich ja jemand mächtig für meinen Skiurlaub zu interessieren!«
      Langsam begann die Sache ihr Spaß zu machen. Sie glaubte nicht an Zufälle. Es gab da immer Zusammenhänge, das hatte sie oft genug während ihrer gefahrvollen Tätigkeit erlebt. Hier nun gab es Zusammenhänge zwischen verschiedenen Ereignissen. Da war sie sich ganz sicher. Erst hatte sich jemand für ihr Gepäck im Zürcher Hotel interessiert und sie zu Boden geworfen. Dann hatte sich herausgestellt, daß die Tochter ihrer besten Freundin verschwunden

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