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Das unsichtbare Grauen

Das unsichtbare Grauen

Titel: Das unsichtbare Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Spratt
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wissen, sonst konnte man nicht arbeiten. Und dieses Wissen war für einen Außenstehenden ungesund. Nur eine V-Person, die endgültig zum Mitarbeiterkreis von GLEB gehörte, durfte wirklich informiert sein. Entschied also die oberste Leitung von GLEB, daß eine V-Person den Test nicht bestanden hatte, so mußte sie sterben. Dann, wurde eine K-Person auf die V-Person angesetzt. Und »K« - das hieß »Killer«!
      »Zürich scheint mir absoluten Vorrang zu haben«, entschied Botkin. »An zweiter Stelle steht Birmingham. Jumbo, du nimmst sofort Kontakt mit den betreffenden V-Leuten auf.«
      »Sofort, Boß!« Jumbo entfernte sich, um im Hintergrund an einem der Nachrichtengeräte tätig zu werden.
      Botkin sah zur Uhr. Zeit, sich nach Hause zu begeben und sich umzuziehen. Um 7 Uhr mußte er zum Empfang in der Botschaft sein. O ja, GLEB, in der Person des obersten Chefs, pflegte ausgezeichnete Kontakte zur internationalen Diplomatie. Entwicklungsländer der Dritten Welt wie Großmächte waren gleichermaßen an den Angeboten interessiert, die GLEB ihnen machen konnte. Sei es eine sensationelle wissenschaftliche Entdeckung oder eine grauenhafte neue Waffe, irgendwo auf dem Erdball gab es immer eine Machtgruppe, die interessiert war.
      Die vor allem bereit war, Unsummen zu bezahlen. GLEB verkaufte stets an den Meistbietenden. Dabei spielte es keine Rolle, ob es sich um Repräsentanten dieser oder jener politischen Richtung handelte. Wer am besten zahlte, bekam den Zuschlag. Das war das ebenso einfache wie wirkungsvolle Geschäftsprinzip von GLEB. Die Organisation brauchte immer viel Geld, um ihren unendlich teuren Apparat zu unterhalten.
      Botkin warf noch einen Blick in die Runde. Dann öffnete er eine der Stahltüren im Hintergrund und ging einen schmalen, hellerleuchteten Gang entlang. Eine weitere Stahltür mit Kombinationsschloß mußte geöffnet werden, dann stand Botkin auf einer Betonrampe. Vor ihm in einem kleineren Bassin wiegte sich der stählerne torpedoförmige Körper eines Kleinst-U-Bootes.
      Der GLEB-Boß zwängte sich durch die Luke in den Kommandositz. Er schloß die Luke und betätigte einige Hebel.
      Dann gab er über Sprechfunk das knappe Kommando: »Fluten« Sogleich schossen rauschende Wassermassen herein, stiegen schnell höher und füllten in wenigen Augenblicken die ganze Schleusenkammer, bis das U-Boot völlig unter Wasser war, bereit zum Auslaufen.
      Schwere Panzerstahltore glitten beiseite. Dann lief das kleine Unterwassergefährt lautlos aus der Schleuse, tief in den Betonfundamenten des scheinbar so alten Lagerhauses am Themseufer und trat weit unter dem Wasserspiegel ins Flußbett. Aufmerksame Beobachter von einer der Brücken hätten vielleicht einen silbrigen Schimmer unter Wasser wahrnehmen können. Aber niemand konnte sagen, ob es nicht ein Reflex des Himmels war oder die in einer Brise gekräuselte Wasseroberfläche.
      So fuhr der allmächtige und gefährliche GLEB-Chef Botkin unbeobachtet durch die Themse, bis schließlich weit abwärts und am anderen Ufer das Ziel erreicht war...
      Ein kaum wahrnehmbarer Stoß. Sinnreich konstruierte Gummihalterungen nahmen das kleine U-Boot auf und hielten es fest. Botkin aber stieg direkt vom Boot unter Wasser in sein äußerlich einfaches und ungepflegtes, innen jedoch mit allem erdenklichen Luxus ausgestattetes Hausboot um.
      »Hallo, Daddy!« Das war Vera, Botkins schwarzhaarige, schöne Tochter, die im hautengen, schwarzglänzenden Hausanzug wie die Verführung in Person wirkte, sonst aber wegen ihres Wesens sogar von den GLEB-Leuten gefürchtet wurde. Nur Botkin wurde mit ihr fertig. Ihm gehorchte sie, doch auch das nur widerwillig.
      »Gib mir einen Drink«, befahl Botkin barsch. Er wußte, daß seine Leber ihm das nicht erlaubte, aber er scherte sich nicht darum.
      »Das wird dir nicht bekommen, Daddy«, sagte Vera und schenkte ihm einen Whisky ein.
      »Red nicht und leg den Frack bereit, Du weißt doch, daß ich zu einem dieser verdammten Empfänge muß.«
      Vera gehorchte schweigend. Site wußte, daß es keinen Sinn hatte, dem Vater zu widersprechen. Außerdem wollte sie etwas von ihm. Sie mußte nur den rechten Augenblick abpassen, es ihm zu sagen. Sonst hatte es überhaupt keinen Sinn, davon anzufangen.
      Als Botkin seinen Whisky getrunken hatte und die Knöpfe in der steifen Hemdbrust am rechten Platz waren, wagte Vera den Vorstoß. »Daddy«, sagte sie zärtlich, »warum läßt du mich nicht mehr bei euch

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