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Das unsichtbare Grauen

Das unsichtbare Grauen

Titel: Das unsichtbare Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Spratt
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Klimakammer jedes denkbare Wetter erzeugen«, erklärte Dr. Braun.
      »Zum Beispiel heiße, trockene Wüstenluft, wie man sie in der Zentralsahara findet. Oder Polarkälte, wie in der Antarktis.« Dr. Braun drehte einen Regler weit nach links. Ein zunehmend starkes Summen wurde laut. Offenbar arbeiteten Hunderte oder gar Tausende von Pferdestärken in verborgenen Generatoren daran, die gewünschte Temperatur zu erzeugen.
      »Bitte überzeugen Sie sich«, forderte der Chemiker seinen Gast auf und wies zur gläsernen Kabine. »Ein Thermometer wird Ihnen alles Wissenswerte verraten.«
      Sandra King zögerte nicht, dieser Aufforderung zu folgen. Sie näherte sich zielstrebig der Kabine, in deren Mitte die unbekleidete Aimee stand. Neben der Tür der Glaskabine, die hermetisch verschlossen war, sah Sandra King ein Präzisionsthermometer, das mit Sensoren in der Kabine verbunden war. Sie traute ihren Augen nicht. Das waren 90, nein 100 Grad Celsius Hitze, denen die Versuchsperson ausgesetzt war. Der Punkt, an dem Wasser zu sieden begann.
      Doch dabei blieb es nicht. Die Temperatur stieg weiter, erreichte die 145, dann 160 Grad Celsius und karrt erst knapp unter der Zweihunderter-Marke zum Stillstand. Aimee Stämpfli aber stand freundlich und ein wenig gelangweilt lächelnd mitten in der Versuchskabine, als ginge sie das alles überhaupt nichts an. Sie spürte die irrsinnige Hitze nicht. Das war offensichtlich.
      »Leider kann ich nicht höher gehen. Die Kabine ist nicht dafür gebaut«, tönte Dr. Brauns Stimme aus dem Hintergrund. »Wenn Sie nun bitte den Gegenversuch beobachten wollen ...«
      Gebannt sah Sandra King, wie die Thermometersäule langsam unter den Siedepunkt stand. Nun waren es nur noch 60, dann 30 und schließlich 1 Grad über dem Gefrierpunkt. Aber auch hier hielt das Thermometer nicht ein. Seine Säule sank weiter und weiter, bis eine Kälte von über 130 Grad Celsius unter dem Nullpunkt erreicht war. Und wieder zeigte die schön gewachsene Versuchsperson im Innern der gläsernen Kabine keinerlei Anzeichen, von dieser Weltraumkälte auch nur im geringsten berührt zu sein.
      »Wollen Sie noch mehr sehen?« fragte Henri Braun stolz.
      »Nein, danke, das ist mehr als überzeugend.« Sandra King war voller Bewunderung für den Wissenschaftler, der unterdessen im Glaskasten wieder normale Temperaturbedingungen herstellte, bevor er die Tür der Kabine öffnete.
      Aimee trat unbefangen heraus und hüllte sich in einen Bademantel. »Was sagen Sie nun?« rief sie.
      »Gar nichts«, bekannte Sandra King. »Ich bin überwältigt. So was habe ich nicht für möglich gehalten.«
      »Wir testen unsere Schutzsprays unter Extrembedingungen, weil wir hoffen, daß es sowohl erholungssuchenden Touristen wie auch wagemutigen Weltraumforschern eines Tages in naher Zukunft zugute kommen wird«, sagte der Chemiker.
      Sie kehrten zurück in Brauns Büro. Sandra fragte: »Warum leistet Aimee uns nicht Gesellschaft?«
      »Sie hat eigene Versuchsreihen laufen«, erklärte Dr. Braun. »Außerdem hat sie hausfrauliche Pflichten. Du meine Güte, es ist ja kein Geheimnis, und meine ExFrau hat es Ihnen ohnehin erzählt. Aimee und ich leben zusammen. Es ist nicht nur die Arbeit, die uns verbindet.«
      »Wie schön für Sie beide«, sagte Sandra sanft. Dann war sie wieder ganz die Reporterin; denn diese Rolle war es ja, die sie hier spielte: »Herr Dr. Braun, hätten Sie etwas dagegen, wenn ich über Ihr neues Schutzspray berichte?
      Es ist eine Weltsensation, und so was läßt sich ein Journalist ungern entgehen.«
      »Geben Sie mir doch ein wenig Zeit«, bat Braun freundlich. »Noch einige Verbesserungen, dann stellen wir das Mittel ganz groß vor, und Sie sollen die erste Journalistin sein, die darüber berichtet.«
      »Das ist wirklich sehr großzügig von Ihnen«, sagte Sandra King. »Darauf werde ich nur allzugern zurückkommen.
      Und sollten Sie etwas von Ihrer Tochter Pat hören, so verständigen Sie doch bitte sofort Ihre Ex-Frau. Ludmilla macht sich wirklich die größten Sorgen wegen ihr.«
      »Patricia ist erwachsen genug, auf sich selbst aufzupassen!« sagte Aimee unerwartet scharf. Sie war lautlos eingetreten und hatte Sandra Kings letzte Worte gehört.
     
      »Ja, gewiß, mein Kind«, beschwichtigte Dr. Braun seine Freundin.
      Sandra King ging. Sie war fest entschlossen, zur »Braun-Chemie« zurückzukehren und interessante Betriebsgeheimnisse zu entdecken, um der Sache auf den

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