Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das unsichtbare Grauen

Das unsichtbare Grauen

Titel: Das unsichtbare Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Spratt
Vom Netzwerk:
mitarbeiten? Es ist immer so langweilig zu Hause - und nur mal ab und zu ins Kino zu gehen, kann ich nicht als K-Person arbeiten?«
      »Als Killer? Laß den Unsinn!« Botkin war richtig wütend.
      Vera hingegen war unberechenbar, und hatte seltsame Vorlieben.
      »Du bist als K-Person ungeeignet«, sagte er knapp. Er wünschte das Thema nicht weiter zu erörtern. »Binde mir bitte die Schleife!« Er hob das Kinn. Vera tat wie geheißen.
      »Ich werde über alles nachdenken.« Botkin sagte das nur, weil er seine Ruhe wollte, da er nicht die geringste Absicht hatte, ihrem Wunsch nachzukommen. Er schlüpfte in den Frack. Dann nickte er ihr zu und verließ sein Hausboot über den schmalen Steg, der es mit dem Ufer verband. Er hatte einen einfachen Mantel übergezogen.
      Niemand, der ihm begegnete, würde vermuten, daß sich darunter ein maßgeschneiderter Frack aus dem teuersten Haus in Saville Row befand.
      Botkin ging gelassen fast fünf Minuten zu Fuß, bis die Gegend belebter und der Verkehr dichter wurden. An einer Straßenecke wartete ein schwarzglänzender Rolls-Royce. Botkin streifte den Mantel ab, warf ihn dem Chauffeur zu und ließ sich in die Polster des Luxusgefährtes sinken. »Zur Botschaft«, befahl er. Der Chauffeur wußte, welche Botschaft gemeint war.
      Knapp eine halbe Stunde später hatten sie den Beigrave Square im vornehmen Stadtteil Belgravia erreicht. Dort betrat Botkin das hell erleuchtete Entree einer der Botschaften und tauschte mit den Vertretern des gastgebenden Landes Höflichkeiten aus. Er nippte an einem Glas Champagner, stellte es unauffällig ab und folgte dann dem Militärattache in ein abgelegenes Büro, wohin der Trubel des festlichen Empfanges nicht drang.
      »Was haben Sie uns zu bieten?« Der Militärattache sah Botkin erwartungsvoll an.
     
      »Das kommt immer darauf an, was Sie zu zahlen bereit sind«, erwiderte Botkin mit leisem Lächeln. »Sie wissen ja
      - gute Ware, gutes Geld. Aber ich bin sicher, daß wir ins Geschäft kommen werden. Es sind da einige sehr interessante Dinge im Kommen. Ich werde Sie auf dem laufenden halten.«
      »Können Sie mir nicht wenigstens andeutungsweise sagen, worum es geht und was Sie anzubieten haben?« fragte der Attache.
      »Noch nicht. Aber in wenigen Tagen wird es soweit sein. Dann unterbreiten wir Ihnen Einzelheiten. Sensationelle Einzelheiten, Herr Oberst. Auch wenn ich Ihnen heute noch nicht mal andeuten kann, was es sein wird, können Sie sich doch darauf verlassen, daß es sich um eine Sache handelt, die Sie ganz bestimmt nicht ablehnen werden.«
      Der Oberst nickte knapp. Er wußte, daß Botkin nicht mehr sagen würde zu diesem Zeitpunkt. Natürlich auch, was für Gründe der Mann hatte. Aber das war egal, solange der GLEB-Boß etwas Interessantes zu bieten hatte. Er stand auf. Das Informationsgespräch war zu Ende.
      Botkin schlenderte weiter. Kaum jemand im Raum wußte, wer er war. Nur einige Militärattaches und Geheimdienstresidenten kannten ihn und waren über die wahren Hintergründe im Bild, weil auch sie zuweilen zwielichtige Geschäfte mit Botkin und seiner Organisation machten; denn im Spiel der internationalen Mächte gab es keine Moral, und es war völlig ohne Bedeutung, ob ein Geschäftspartner eine Verbrecherorganisation vertrat oder die Heilsarmee.
      »... nach Berlin?« hörte er eine Stimme hinter sich.
      »Ja, aber nur ganz kurz«, lautete die Antwort.
      Botkin wandte sich unauffällig um. Interessiert stellte er fest, daß es Lord Alfred Bensing war, der da soeben gesprochen hatte und also nach Berlin wollte. Er wandte sich wieder ab und verwickelte eine jüngere Dame von der Bolivianischen Botschaft in ein nichtssagendes Gespräch, als hätte er Lord Bensing überhaupt nicht bemerkt.
      Lord Alfred Bensing wurde etwas unsicher, als er Botkin sah. Hatte Botkin gehört, was er eben zum österreichischen Minister geäußert hatte? »Allerdings weiß ich noch nicht genau, ob ich im Sommer oder Frühherbst hinfahren werde«, fügte Lord Alfred Bensing unüberhörbar hinzu. »Obwohl Wien natürlich im Frühjahr schöner wäre.« Das war eine Finte, und er hoffte, daß sie ihre Wirkung tat. Sollte Botkin seine leichtfertig geäußerten Berlin-Pläne gehört haben, würde er meinen, daß die Reise nicht vor dem Sommer stattfand und ihr keine aktuelle Bedeutung beimessen. Sollte Botkin jedoch nichts gehört haben, so mußte er jetzt glauben, daß es um eine Wienreise ging.
      Lord Alfred

Weitere Kostenlose Bücher