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Das Unsterblichkeitsprinzip

Titel: Das Unsterblichkeitsprinzip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Lang
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lachte. »Glauben Sie mir, für mich selbst klingt es ebenso seltsam wie für Sie. Waslowick, Maddox, Barclay, Zimmerman… Sie gaben mir so viel Wissen, so viele Fähigkeiten, und sie versetzten mich auch in die Lage, darüber zu staunen.« Sie lächelte ein wenig wehmütig und fragte dann:
      »Spielen Sie ebenfalls Klavier?«
      Data trat über den Holzboden der Plattform, blieb neben Rhea stehen und stellte fest, dass sie die Pedale mit bloßen Füßen betätigt hatte. Überrascht sah er, dass die Fußnägel kirschrot lackiert waren; allerdings bröckelte der Lack hier und dort ab. Er bemerkte auch, dass sich die beiden kleinsten Zehen des linken Fußes etwas mehr nach innen neigten als die des rechten Fußes.
      »Ich ziehe die Violine vor«, sagte Data. »Aber man hat mich bei mehreren Gelegenheiten darauf hingewiesen, dass es meinem Spiel an Nuance und Variation mangelt. Ich glaube, seit der Installation des Gefühlschips hat dieses Problem nachgelassen…« Er ließ seine Stimme verklingen und begriff, dass ihm eigentlich gar nichts an einem Gespräch über Musik lag.
      Sie schwiegen einige Sekunden lang und schließlich spielte Rhea einen Akkord mit der linken Hand, nach dem es erneut still wurde. Sie hielt den Blick auf die Klaviertasten gerichtet, als sie fragte: »Er hat Ihnen alles gesagt?«
      Es war eine mit Absicht unklar formulierte Frage und Data fielen einige hundert Möglichkeiten ein, darauf zu antworten.
      Er entschied sich für die einfachste. »Ja«, erwiderte er. »Er wies nur nicht darauf hin, was jetzt geschehen soll.«
    Mit einer abrupten Bewegung schloss Rhea den Deckel über der Klaviatur. »Leider weiß ich keine Antwort darauf.« Sie sah zu den Sternen empor und voller Kummer bemerkte Data die Tränen in ihren Augenwinkeln. »So seltsam“ Ihnen das auch erscheinen mag, Data: Ich verstehe das Universum nicht ganz, in dem ich erschaffen wurde.« Sie schniefte leise und eine Träne löste sich, rann über die Wange. »Gibt es jemanden, der es versteht? Aber… meine Existenz scheint so viele Konflikte verursacht zu haben, so viel Hader. Ich bin erst seit zwei Wochen online…« Rhea lachte spöttisch über die eigene Wortwahl. Verlegenheit ließ ihre Wangen glühen und sie begann noch einmal. »Ich bin erst seit zwei Wochen am Leben, doch Furcht prägte fast jeden Augenblick davon.« Sie sah Data an. »Abgesehen von den Momenten mit Ihnen.«
      Data blickte Rhea in die Augen und fühlte sich fast überwältigt von einem Durcheinander aus Emotionen. Seit den Tagen unmittelbar nach der Installation des Gefühlschips hatte er sich nicht mehr so verwirrt und verletzlich gefühlt. Data wollte etwas sagen – vorzugsweise etwas Bedeutungsvolles, das gewissermaßen »von Herzen« kam –, aber seine Zunge fühlte sich wie ein Klumpen nasser Pappe an. Er sah in die Augen einer Person, die er mit ziemlicher Sicherheit liebte, und wie so viele Liebende in der Geschichte der Menschheit handelte er spontan. »Rhea«, entfuhr es ihm, »würden Sie sich mit mir verbinden?«
      Einige Sekunden lang starrte Rhea Data verwundert an. Sie weinte nicht mehr und zog eine Braue nach oben. Die Lippen deuteten ein Lächeln an. »Wollen Sie mich anmachen?«
      Daraufhin zeigte sich in Datas Gesicht Verwirrung. »Sie sind an.« Dann blinzelte er. »Oh. Ich verstehe. Ironie. Das war komisch.«
      »Warum lachen Sie dann nicht?«
       »Ich bin mir nicht sicher«, erwiderte Data. »Deshalb habe ich diese spezielle emotionale Reaktion gespeichert, um sie später genau zu untersuchen.«
      Rhea kniete sich auf den Klavierhocker, damit ihre Gesichter auf einer Höhe waren. Sie neigte den Kopf ein wenig zur Seite und überlegte. »Na schön«, sagte sie dann. »Und um Ihre Frage zu beantworten: Ich fürchte, unsere Systeme sind nicht kompatibel.« Sie hob die Hand und ihre Fingerkuppen berührten Datas Wange. Der Kontakt ließ ihn erschauern. »Wir müssen uns auf die Art und Weise der Menschen kennen lernen, Stück für Stück. Ein Gedanke nach dem anderen. Ein Kuss nach dem anderen.« Sie beugte sich vor und ihre Lippen berührten die Datas. Es war eine federleichte Berührung, aber sie hätte Data fast zurücktaumeln lassen.
      Er hob die Hand zum Mund und ließ sie wieder sinken, ohne ihn angefasst zu haben – er wollte das angenehme Empfinden dort nicht vertreiben. »Ich glaube, damit kann ich leben«, sagte er, sah Rhea an und stellte fest: Sie lächelte, wirkte jetzt entspannt und unbesorgt. Er

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