Das Unsterblichkeitsprinzip
Situation den Helden zu spielen – dieser Weg führte vors Kriegsgericht, wenn nicht zu einem frühen Heldentod. Hoffte sie vielleicht, etwas erreichen zu können, das ihm verwehrt blieb? Oder war sie unerfahren und dumm genug zu glauben, dass sie ihr Leben aufs Spiel setzen musste, um das »wichtigere« Mitglied der Landegruppe – nämlich den Ersten Offizier der Enterprise – und eventuell auch Data zu retten?
Riker fluchte leise, aktivierte die Manövrierdüsen der Rettungskapsel und brachte sie näher ans Geschehen heran.
Nach der Stabilisierung des Flugvektors hatte er sofort die Bordsysteme kontrolliert und erfreut festgestellt, dass die Sensoren leistungsfähiger waren als erwartet. Das galt auch für die Schilde, die ein höheres energetisches Potenzial hatten als normale Deflektoren dieser Art. Die Waffen waren allerdings kaum der Rede wert: eine einzelne Phaserbank. Damit ließ sich nur wenig gegen etwas ausrichten, das größer war als ein Eichhörnchen. Wer auch immer die Kapsel umgerüstet hatte: Ihm war es nicht um Kampfbereitschaft gegangen, sondern um einen möglichst schnellen, heimlichen Flug.
Zum dritten Mal glitt das fremde Schiff in den Subraum, und Riker wartete ungeduldig darauf, dass die Enterprise irgendetwas unternahm. Aber es wurde schnell klar, dass es ihrer Crew vor allem darum ging, das Schiff zu stabilisieren.
Riker hatte genug Gefechte hinter sich, um ein Raumschiff zu erkennen, das in Gefahr oder zumindest in die Defensive gedrängt war. Kurze Zeit später kehrte das Eisschiff aus dem Subraum zurück. Zwar blitzten keine Energiestrahlen, aber die Enterprise neigte sich so zur Seite, als hätte sie etwas getroffen. Die Sensoranzeigen der Rettungskapsel glühten in einem warnenden Rot und das kleine Raumschiff schwankte wie ein Ruderboot auf stürmischer See.
Ein Schiff, das ich unter meinen Füßen spüre, erinnerte sich Riker. So lautete mein Wunsch. Aber an so etwas habe ich dabei nicht gedacht.
»Äh, S-sir«, stotterte Barclay und starrte aufs Navigationsdisplay. »Wir n-nähern uns dem Kampfgebiet.«
»Wir nähern uns ihm nicht, sondern umkreisen es«, erwiderte Riker. »Es wäre dumm, ohne einen Plan hineinzufliegen.«
»Da widerspreche ich Ihnen nicht«, sagte Reg und wirkte plötzlich seltsam distanziert. Riker hatte ihn schon einige Male auf diese Weise erlebt. Barclay verdiente nicht unbedingt die Bezeichnung »unerschrocken«, aber er war auch kein Feigling.
»Ich weiß nicht, wie wir von hier aus Einfluss auf den Ausgang des Kampfes nehmen können. Wir haben keine Waffen, nur Impulskraft und Warpantrieb. Vielleicht sollten wir Hilfe holen.«
Riker wandte den Blick nicht von den beiden Raumschiffen ab, als er fragte: »Was haben Sie gerade gesagt?«
»Vielleicht sollten wir Hilfe holen?«, wiederholte Barclay.
»Warpantrieb«, überlegte Riker laut und lächelte grimmig.
»Wir haben einen Warpantrieb! Barclay, Sie sind ein Genie.«
Er zog die Sicherheitsgurte strammer. »Halten Sie sich gut fest«, sagte er und schaltete die Manövrierdüsen auf volle Schubkraft. Das feindliche Schiff wurde größer, während blaue Energieblitze von ihm ausgingen und die Enterprise trafen.
Riker biss die Zähne zusammen, als ihn der Andruck tief in die Sitzpolster presste und er in den Bordsystemen der Kapsel nach zusätzlicher Energie fürs Triebwerk suchte.
Auch Troi suchte nach Energie, obwohl sie nicht wusste, was sie damit anfangen sollte, wenn sie welche fand. In ihr wuchs der Wunsch, eine Phasersalve auf den Angreifer abzufeuern, doch damit hätten sich die energetischen Reserven des Schiffes erschöpft.
Wieder ein Treffer.
Die Enterprise erbebte und neigte sich zur Seite. Auf der Brücke ging das Licht aus. Troi spürte, wie sich ihre Füße vom Boden lösten, und für eine Sekunde glaubte sie, das Ende sei gekommen. Sie spannte die Muskeln, erwartete Hitze oder Kälte, aber dann stabilisierte sich die Schwerkraft wieder und die taktische Konsole erwachte zu neuem Leben.
»Die letzte Subraumwelle hat unsere Schilde durchschlagen, Captain. Deck zehn und zwölf sind dem Vakuum des Alls ausgesetzt. Die Kraftfelder versagten…« Troi merkte plötzlich, dass sie schrie. Sie fasste sich und versuchte, ruhig zu sprechen. »Die Kraftfelder versagten, sind inzwischen aber wieder aktiv.«
Picard saß wieder im Kommandosessel und wirkte hohlwangig. Der Monitor des Befehlsstands war explodiert und hatte
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