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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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näher und sah die meiste Zeit Ortega an. »Ich kenne Sie.«
    »Lieutenant Ortega«, stellte Ortega sich vor, als wäre sie zu Gast auf einer Gartenparty. »Bay City, Abteilung für Organische Defekte.«
    »Ja, jetzt erinnere ich mich.« Ihr Tonfall war hörbar feindseliger geworden. »Ich vermute, Sie waren dafür verantwortlich, dass unser Chauffeur unter dem Vorwand eines Emissionsvergehens von einer Verkehrskontrolle aufgehalten wurde.«
    »Nein, dafür wäre die Verkehrspolizei zuständig«, sagte die Polizistin höflich. »In solchen Angelegenheiten besitze ich keine Jurisdiktion.«
    Die junge Frau schnaufte verächtlich.
    »Oh, davon bin ich überzeugt, Lieutenant. Und ich bin genauso davon überzeugt, dass das auch für Ihre Freunde hier gilt.« Ihre Stimme nahm einen herablassenden Tonfall an. »Sie wissen, dass wir seine Freilassung erwirkt haben werden, bevor die Sonne untergegangen ist.«
    Ich warf Ortega einen Seitenblick zu, doch sie zeigte keine Reaktion. Ihr Adlerprofil blieb völlig ausdruckslos. Doch am meisten irritierte mich die überhebliche Art der jungen Frau. Dieser Gesichtsausdruck wirkte hässlich und hätte eher zu einem wesentlich älteren Gesicht gepasst.
    Weiter hinten am Haus standen zwei große Männer mit geschulterten automatischen Waffen. Seit unserer Ankunft hatten sie sich im Schatten des Dachvorsprungs aufgehalten, doch nun traten sie ins Licht und kamen langsam auf uns zu. Als sich die Augen der jungen Frau leicht weiteten, vermutete ich, dass sie sie mit einem internen Mikro gerufen hatte. Gerissen. Auf Harlans Welt hatten die Menschen immer noch eine gewisse Abneigung, sich mit Hardware voll zu stopfen, aber wie es schien, herrschten auf der Erde andere Ansichten.
    »Sie sind hier nicht willkommen, Lieutenant«, sagte die junge Frau mit eiskalter Stimme.
    »Wir wollten sowieso gerade gehen, Ma’am«, sagte Ortega gedehnt. Sie klopfte mir überraschend auf die Schulter und kehrte ohne Eile zum Transporter zurück. Auf halbem Wege blieb sie unvermittelt stehen und drehte sich noch einmal um.
    »Ich habe noch etwas für Sie, Kovacs. Hätte ich fast vergessen. Die werden Sie brauchen.«
    Sie zog ein kleines Päckchen aus der Brusttasche und warf es mir zu. Ich fing es instinktiv auf und betrachtete es. Zigaretten.
    »Wir sehen uns.«
    Sie kletterte in den Transporter und zog die Luke zu. Durch die Scheibe konnte ich sehen, wie sie mich beobachtete. Das Gefährt startete mit Vollgas und riss eine lange Furche in den Rasen, als es westwärts Richtung Meer abflog. Wir schauten ihm nach, bis es außer Sichtweite war.
    »Charmant«, sagte die Frau neben mir, aber es klang eher nach einem Selbstgespräch.
    »Mrs. Bancroft?«
    Sie drehte sich zu mir um. Ihrem Gesichtsausdruck entnahm ich, dass ich hier kaum willkommener war als der Lieutenant. Sie hatte Ortegas kameradschaftliche Geste gesehen und sie mit einem missbilligenden Zucken der Lippen quittiert.
    »Mein Mann hat Ihnen einen Wagen geschickt, Mr. Kovacs. Warum haben Sie nicht darauf gewartet?«
    Ich zog Bancrofts Brief aus der Tasche. »Hier steht, dass der Chauffeur auf mich warten würde. Aber es war niemand da.«
    Sie wollte mir den Brief abnehmen, aber ich ließ es nicht zu. Sie stand vor mir, mit geröteten Wangen und Brüsten, die sich irritierend hoben und senkten. Wenn man einen Körper in den Tank steckte, produzierte er weiterhin Hormone, fast genauso intensiv wie im Schlaf. Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich einen Ständer hatte, prall wie ein gefüllter Feuerwehrschlauch.
    »Sie hätten warten sollen.«
    Auf Harlans Welt, erinnerte ich mich zusammenhanglos, herrschte eine Gravitation von zirka 0,8 g. Mit einem Mal fühlte ich mich wieder ungewohnt schwer. Ich stieß gepresst den Atem aus.
    »Mrs. Bancroft, wenn ich gewartet hätte, würde ich immer noch in der Anstalt herumsitzen. Können wir jetzt hineingehen?«
    Ihre Augen weiteten sich ein wenig, und nun erkannte ich darin, wie alt sie wirklich war. Dann nahm sie ihren durchdringenden Blick zurück und riss sich wieder zusammen. Als sie erneut sprach, klang ihre Stimme wesentlich sanfter.
    »Ich muss mich entschuldigen, Mr. Kovacs. Meine Reaktion war unangemessen. Wie Sie gesehen haben, hat sich die Polizei nicht sehr verständnisvoll verhalten. Die letzte Zeit war recht schwierig für uns, und wir sind immer noch ein wenig gereizt. Vielleicht können Sie sich vorstellen…«
    »Sie sind mir keine Erklärung schuldig.«
    »Aber es tut mir wirklich sehr Leid.

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