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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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meinem Mundwinkel.
    »Schon gut, ich bin beeindruckt«, sagte ich. »Jetzt verraten Sie mir, wie man das verdammte Ding neutralisiert.«
    Sie sah mich mit ernster Miene an. Es begann wieder stärker zu regnen. Schwere Tropfen, die die Schultern ihres Mantels benetzten. Ich spürte sie im Haar. Wir blickten gleichzeitig auf, und ich fluchte. Kurz darauf kam sie einen Schritt auf mich zu und berührte eine große Brosche am Aufschlag ihres Mantels. Die Luft über uns flimmerte, und ich stand nicht mehr im Regen. Als ich wieder nach oben blickte, sah ich, wie die Tropfen an der Wölbung des Abstoßungsfeldes zerplatzten. Unten wurde das Pflaster zunächst fleckenweise und dann gleichmäßig dunkel, aber rund um unsere Füße gab es einen magischen Kreis, der trocken blieb.
    »Um den Lokator tatsächlich zu entfernen, wäre ein mikro-chirurgischer Eingriff nötig, ähnlich dem, der beim Einsetzen durchgeführt wurde. Das ist machbar, aber nicht ohne ein komplett ausgestattetes Mikro-OP. Sonst besteht die Gefahr, dass das neurale Interface oder sogar die Rückenmarksnerven beschädigt werden.«
    Ich wich ein wenig zurück, weil mir ihre Nähe unangenehm war. »Das habe ich mir bereits gedacht.«
    »Nun, dann haben Sie sich vermutlich auch schon gedacht«, persiflierte sie meinen Akzent, »dass man entweder ein Störsignal oder einen Spiegelcode an den Empfänger des Stacks schicken kann, um die Sendesignatur zu neutralisieren.«
    »Wenn man die Originalsignatur kennt.«
    »Wenn man, wie Sie völlig richtig anmerken, die Originalsignatur kennt.« Sie griff in die Tasche und zog eine kleine Disk in einer Plastikhülle hervor und wog sie einen Moment lang auf der Hand, bis sie sie mir reichte. »Jetzt haben Sie die Originalsignatur.«
    Ich nahm die Disk und betrachtete sie nachdenklich.
    »Sie stimmt. Das kann Ihnen jede neuroelektrische Klinik bestätigen. Falls Sie Zweifel haben, empfehle ich Ihnen…«
    »Warum tun Sie das für mich?«
    Sie erwiderte meinen Blick, diesmal ohne jede Unsicherheit. »Ich tue es nicht für Sie, Mr. Kovacs. Ich tue es für mich selbst.«
    Ich wartete. Sie wandte kurz den Blick ab und sah über die Bay. »Das Phänomen der Korruption ist mir nicht fremd, Mr. Kovacs. Niemand kann längere Zeit in einer Justizvollzugsanstalt arbeiten, ohne einen Verbrecher auf den ersten Blick zu erkennen. Der Synth war in dieser Hinsicht geradezu paradetypisch. Direktor Sullivan hatte immer wieder mit solchen Leuten zu tun, seit ich in Bay City angestellt bin. Die Jurisdiktion der Polizei endet vor unseren Türen, und die Gehälter in der Verwaltung sind nicht besonders hoch.«
    Sie sah mich wieder an. »Ich habe nie Geld von diesen Leuten angenommen, und bis jetzt habe ich auch nie für sie gearbeitet. Andererseits habe ich mich auch nie gegen sie gestellt. Es fiel mir nicht schwer, mich in meine Arbeit zu vergraben und so zu tun, als würde ich nicht sehen, was vor sich geht.«
    »Das menschliche Auge ist ein wunderbares Werkzeug«, zitierte ich geistesabwesend aus Gedichte und andere Ausflüchte. »Ohne große Mühe kann es selbst das grellste Unrecht übersehen.«
    »Sehr treffend formuliert.«
    »Das ist nicht von mir. Wie kam es also dazu, dass Sie die Operation vorgenommen haben?«
    Sie nickte. »Wie ich schon sagte, konnte ich es bisher vermeiden, tatsächlich in Kontakt mit diesen Leuten zu kommen. Sullivan hatte mich der Abteilung für Interstellare Transfers zugeteilt, weil es dort nicht viel zu tun gab und weil es nur um Leute von hier ging, wenn er jemandem einen Gefallen erweisen wollte. Damit hat er die Angelegenheit für uns beide erleichtert. In dieser Hinsicht ist er ein guter Chef.«
    »Zu dumm, dass ich dann auf den Tisch kam.«
    »Ja, das war ein Problem. Er wusste, dass es merkwürdig aussehen würde, wenn ich zugunsten eines gefügigeren Mediziners von diesem Fall abgezogen würde, und er wollte jedes Aufsehen vermeiden. Es war offensichtlich, dass es um eine richtig große Sache ging.« Sie betonte die Worte auf spöttische Weise. »Diese Leute waren auf höchster Ebene ins Spiel gebracht worden, und alles musste reibungslos ablaufen. Aber er war keineswegs dumm, er hatte sich einen guten Vorwand für mich einfallen lassen.«
    »Und zwar?«
    Wieder sah sie mich völlig offen an. »Er sagte, Sie wären ein gefährlicher Psychopath. Eine außer Kontrolle geratene Tötungsmaschine. Und dass es ungeachtet der Gründe keine gute Idee wäre, Sie unverwanzt durch die Datenströme schwimmen zu

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