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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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verschluckt wurde. Als die Positionslichter verblassten, wandte ich meine Aufmerksamkeit dem Schiff zu, auf dem ich stand.
    Der Landeplatz lag am Heck, und von meinem Standort aus konnte ich das Gefährt in voller Länge überblicken. Es war ungefähr zwanzig Meter lang, etwa um ein Drittel kleiner als die Fischkutter von Millsport und deutlich schmaler. Die geglätteten und sich selbst versiegelnden Deckaufbauten wiesen das typische sturmsichere Design auf, doch trotz der sachlichen Konstruktion wäre niemand auf die Idee gekommen, dass es sich um ein Nutzfahrzeug handeln könnte. Zierliche Teleskopmasten erhoben sich an zwei Stellen, aber nur bis auf halbe Höhe, wie es schien, und ein spitzer Bugspriet ragte weit nach vorn hinaus. Es war eine Jacht. Die schwimmende Wohnung eines Reichen.
    Licht strömte aus einer Luke auf dem Achterdeck, durch die Ortega den Kopf steckte, um mich heranzuwinken. Ich hielt die Reling fest mit den Fingern umklammert, stellte mich auf das heftige Schaukeln des Schiffs ein und kämpfte mich über eine kurze Treppe neben dem Landeplatz und dann weiter bis zur Luke vor. Regenwirbel fegten über das Deck und trieben mich gegen meinen Willen an, mich zu beeilen. Im erleuchteten Rahmen der offenen Luke sah ich eine weitere, steilere Treppe und hangelte mich durch den Niedergang in die warme Zuflucht. Über mir schloss sich summend die Luke.
    »Wo, zum Teufel, haben Sie sich rumgetrieben?«, zischte Ortega.
    Ich nahm mir die Zeit, mein Haar auszuwringen und mich umzusehen. Wenn dies tatsächlich das Heim eines Reichen war, dann war der Betreffende schon seit längerer Zeit nicht mehr zu Hause gewesen. An den Wänden des Raums, in den ich hinabgestiegen war, stapelten sich Möbel, die mit halb durchsichtigem Plastik abgedeckt waren, und die Regale über der kleinen Bar waren leer. Die Schalken über den Bullaugen waren geschlossen. Zwei gegenüberliegende Türen führten in weitere Räume, die ähnlich eingemottet wirkten.
    Trotzdem roch die Jacht nach dem Reichtum, der sie ihre Existenz verdankte. Die Tische und Stühle unter der Folie waren aus dunklem, glattem Holz, genauso wie die Täfelung der Wände und Türen, und auf dem gebohnerten Fußboden lagen Teppiche. Das übrige Dekor war in ähnlich düsteren Farbtönen gehalten, selbst die Bilder an den Wänden, bei denen es sich um originale Kunstwerke zu handeln schien. Eins entstammte der Schule der Empathisten und zeigte die skelettartigen Ruinen einer marsianischen Schiffswerft, das andere war abstrakt. Ich verfügte nicht über die nötigen Kunstkenntnisse, um es dechiffrieren zu können.
    Ortega stand inmitten all dieser Dinge, mit zerzaustem Haar, gerunzelter Stirn und in einem Kimono aus Rohseide, der vermutlich aus der Bordgarderobe stammte.
    »Das ist eine lange Geschichte.« Ich ging an ihr vorbei zur nächsten Tür. »Ich könnte einen Kaffee vertragen, falls die Kombüse geöffnet hat.«
    Ein Schlafzimmer. Ein großes ovales Bett, das zwischen nicht ganz geschmackvollen Spiegeln eingelassen war. Die Decke war zerwühlt und hastig zur Seite geschlagen worden. Ich machte kehrt und wollte zur anderen Tür, als sie mich ohrfeigte.
    Ich schwankte zur Seite. Der Schlag war nicht so kräftig wie der, den ich Sullivan im Nudelhaus verpasst hatte, aber er kam aus dem Stand und mit viel mehr Schwung. Gleichzeitig hatte ich mit der Neigung des Decks zu kämpfen. Und der Cocktail aus Abbauprodukten der letzten Nacht und Schmerzmitteln war mir auch keine Hilfe. Ich ging zwar nicht zu Boden, aber es hätte nicht viel gefehlt. Taumelnd fand ich mein Gleichgewicht wieder, legte eine Hand an die Wange und starrte Ortega an, die mich wütend anfunkelte. Auf ihren Wangen glühten zwei grell gefärbte Punkte.
    »Hören Sie, es tut mir Leid, wenn ich Sie geweckt habe, aber…«
    »Sie Dreckstück!«, fauchte sie mich an. »Sie verlogener Scheißkerl!«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob…«
    »Ich hätte Sie verhaften sollen, Kovacs. Für das, was Sie getan haben, hätte ich Sie sofort in den Stack zurückschicken sollen.«
    Allmählich verlor ich die Geduld. » Was soll ich denn getan haben? Ortega, würden Sie sich bitte zusammenreißen und mir erklären, was los ist?«
    »Wir haben heute Zugang zu den Speichern des Hendrix erhalten«, sagte sie mit eiskalter Stimme. »Der Antrag wurde heute Mittag vorläufig genehmigt. Alle Ereignisse der vergangenen Woche. Ich habe sie mir angesehen.«
    Der auflodernde Zorn schrumpfte in mir zu einem Nichts

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