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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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stehen und suchte nach dem Gehörnten Pferd.
    Hier… stimmte etwas nicht.
    Alles war fremd. Ich erkannte keine einzige Konstellation wieder. Kalter Schweiß brach mir in den Achselhöhlen aus, und mit einem Mal kamen mir die konzentrierten Punkte aus Feuer wie eine Armada aus dem Draußen vor, die sich zu einem planetaren Bombardement sammelte. Die Marsianer kehrten zurück. Ich glaube sehen zu können, wie sie sich schwerfällig über den schmalen Himmelsstreifen über uns bewegten…
    »Mann!« Trepp fing mich auf, als ich lachend umkippte. »Was suchen Sie da oben, Grashüpfer?«
    Es war nicht mein Himmel.
     
    Es wird schlimmer.
    In einer anderen Toilette, schmerzhaft hell erleuchtet, versuche ich mir irgendein Pulver, das ich von Trepp bekommen habe, in die Nase zu stopfen. Meine Nasenhöhlen sind bereits trocken und wund, und das Zeug fällt immer wieder heraus, als hätte dieser Körper definitiv genug gehabt. Hinter mir geht die Spülung in einer Kabine, und ich blicke in den großen Spiegel.
    Jimmy de Soto kommt aus der Kabine. Sein Kampfanzug ist mit Innenin-Schlamm verschmiert. Im grellen Licht sieht sein Gesicht besonders schlimm aus.
    »Alles klar, Kumpel?«
    »Eigentlich nicht.« Ich kratze mich in der Nase, die sich entzündet anfühlt. » Und bei dir?«
    Er macht eine Man-will-sich-nicht-beklagen- Geste und nähert sich im Spiegel, bis er neben mir steht. Wasser schießt aus dem lichtempfindlichen Hahn, als er sich über das Becken beugt und sich die Hände wäscht. Schlamm und Blut lösen sich von seiner Haut und sammeln sich zu einer trüben Suppe, die durch den winzigen Mahlstrom des Abflusses verschwindet. Ich spüre seine Körpermasse neben mir, aber sein verbliebenes Auge bannt mich an sein Abbild im Spiegel. Ich kann oder will mich nicht zur Seite umdrehen.
    »Ist das hier ein Traum?«
    Er zuckt die Achseln und schrubbt sich weiter die Hände sauber. »Es ist der Rand«, sagt er.
    »Der Rand von was?«
    » Von allem.« Sein Gesichtsausdruck deutet an, dass es völlig offensichtlich ist.
    »Ich dachte, du würdest nur in meinen Träumen erscheinen«, sage ich und schaue flüchtig auf seine Hände. Damit stimmt etwas nicht. Je mehr Schmutz Jimmy abwäscht, desto mehr kommt darunter zum Vorschein. Das Becken ist bereits völlig verdreckt.
    »Das ist eine Möglichkeit, wie man es formulieren könnte, Kumpel. Träume. Halluzinationen unter Stress. Oder wenn man sich einfach nur den Kopf kaputtmacht, wie du es gerade tust. Wenn man an den Rand geht. Und die Risse an der Grenze der Realität sieht. Wo Idioten wie ich am Ende landen.«
    »Jimmy, du bist tot. Wie oft soll ich dir das noch sagen!«
    »O nein.« Er schüttelt den Kopf. »Aber du musst schon in diese Risse vorstoßen, um mich zu finden.«
    Die Suppe aus Blut und Schlamm wird dünner, und plötzlich weiß ich, dass auch Jimmy verschwunden sein wird, wenn sie weggespült ist.
    »Du willst damit sagen…«
    Er schüttelt traurig den Kopf. »Das ist zu kompliziert, um es jetzt durchzukauen. Du glaubst, wir haben die Realität im Griff, nur weil wir Teile davon aufzeichnen können. Es steckt viel mehr dahinter, Kumpel. Viel mehr.«
    »Jimmy.« Ich breite hilflos die Arme aus. » Was, zum Henker, soll ich tun?«
    Er tritt vom Spiegel zurück und grinst mich mit seinem zerstörten Gesicht an.
    » Virenattacke«, sagt er klar und deutlich. Mir wird eiskalt, als ich daran zurückdenke, wie sich mein Schrei über den Brückenkopf fortpflanzt. »Du erinnerst dich doch noch an die Mutter.«
    Dann schüttelt er sich das Wasser von den Händen und verschwindet wie ein Kaninchen im Hut.
     
    »Hören Sie«, sagte Trepp in vernünftigem Tonfall, »Kadmin musste in den Tank zurückkehren, um sich in einen künstlichen Körper sleeven zu lassen. Ich denke, damit bleibt Ihnen fast ein ganzer Tag, bis er überhaupt weiß, ob er es geschafft hat, Sie zu töten.«
    »Falls er nicht längst wieder doppelt gesleevt wurde.«
    »Nein. Denken Sie nach. Er hat sich von Kawahara losgesagt. Jetzt hat er einfach nicht mehr die Mittel für solche Aktionen. Er ist jetzt ganz auf sich allein gestellt, und erschwerend kommt hinzu, dass Kawahara ihn im Visier hat. Kadmins Verfallsdatum liegt in sehr naher Zukunft. Sie werden sehen.«
    »Kawahara wird ihn nur so lange beobachten lassen, wie sie ihn braucht, um mich anzutreiben.«
    »Nun ja.« Trepp starrte verlegen in ihren Drink. »Das mag sein.«
     
    Dann eine andere Bar, die Kabel oder so ähnlich hieß, wo die Wände

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