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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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tun.« Ich bemühte mich, die Erinnerung an Jimmy de Soto aus meinem Bewusstsein zu verdrängen. »Das Opfer ist ohne Aussicht auf Heilung kontaminiert. Nehmen wir an, Bancroft erfährt durch so etwas wie eine Systemwarnung davon. Dazu müssten seine Implantate in der Lage sein. Er stellt plötzlich fest, dass der Stack, mit dem sein Gehirn verdrahtet ist, durchgebrannt ist. Das ist keine Katastrophe, wenn man Klone auf Lager und extern eine Kopie gespeichert hat, aber…«
    »Die Übertragungsgefahr.« Kawaharas Miene hellte sich auf, als sie begriff.
    »Richtig. Er musste irgendwie verhindern, dass das Virus zusammen mit seiner übrigen Persönlichkeit an den externen Speicher geschickt wird. Da der nächste Needlecast genau in dieser Nacht bevorstand, vielleicht sogar innerhalb der nächsten paar Minuten, blieb ihm nur eine einzige Möglichkeit, eine Kontamination des externen Stacks zu vermeiden.«
    Ich setzte mir pantomimisch eine Pistole an den Kopf.
    »Genial.«
    »Deshalb hat er bei der Zeitansage angerufen. Er konnte seinem internen Chip nicht mehr vertrauen, weil das Virus ihn vielleicht schon beschädigt hatte.«
    Mit feierlicher Miene hob Kawahara die Hände und applaudierte. Als sie fertig war, verschränkte sie die Hände vor dem Gesicht und blickte mich über die Fingerknöchel hinweg an.
    »Sehr beeindruckend. Ich werde das Rawling-Virus unverzüglich besorgen. Haben Sie für den Download ein geeignetes virtuelles Haus ausgewählt?«
    »Noch nicht. Das Virus ist nicht das Einzige, was ich brauche. Ich möchte, dass Sie eine Bewährung für Irene Elliott beantragen und sie resleeven lassen. Sie wurde als Dipperin verurteilt und verbüßt ihre Strafe in Bay City Central. Es wäre mir lieb, wenn Sie überprüfen könnten, ob die Möglichkeit besteht, ihren originalen Sleeve von den jetzigen Besitzern zurückzukaufen. Irgendein Konzerngeschäft, darüber müsste es Aufzeichnungen geben.«
    »Sie wollen diese Elliott dazu benutzen, um Rawling herunterzuladen?«
    »Die Sachlage deutet darauf hin, dass sie sehr gut ist.«
    »Die Sachlage deutet darauf hin, dass sie geschnappt wurde«, stellte Kawahara schroff fest. »Ich habe jede Menge Leute, die das für Sie machen können. Erstklassige Spezialisten. Sie brauchen keine…«
    »Kawahara.« Mit Mühe riss ich mich zusammen, aber meine Stimme klang trotzdem etwas gepresst. »Vergessen Sie nicht, dass das hier meine Aktion ist. Ich will nicht, dass Ihre Leute mir überall auf die Füße treten. Wenn Sie Elliott aus dem Stack holen, wird sie eine loyale Mitarbeiterin sein. Beschaffen Sie ihren Originalkörper, und sie wird uns auf ewig dankbar sein. So habe ich es geplant, und so werden wir es auch machen.«
    Ich wartete. Kawahara blieb eine Weile völlig ausdruckslos, dann schenkte sie mir eine weitere Probe ihres dosierten Lächelns.
    »Wie Sie meinen. Ich lasse Ihnen freie Hand. Ich bin mir sicher, dass Sie sich der Risiken bewusst sind. Insbesondere, falls Sie scheitern. Ich werde später über das Hendrix Kontakt mit Ihnen aufnehmen.«
    »Welche Neuigkeiten gibt es über Kadmin?«
    »Über Kadmin gibt es keine Neuigkeiten.« Kawahara lächelte abermals, dann unterbrach sie die Verbindung.
    Ich starrte noch eine Weile auf den Bildschirm und ging erneut meinen geplanten Schwindel durch. Ich hatte das unangenehme Gefühl, dass ich inmitten all der Lügen die Wahrheit gesagt hatte. Oder dass meine sorgfältig gesponnenen Lügen den Spuren der Wahrheit gefolgt waren. Eine gute Lüge sollte sich dicht am Schatten der Wahrheit halten, um daraus Substanz zu gewinnen, aber hier ging es noch um etwas anderes, das wesentlich beunruhigender war. Ich kam mir wie ein Jäger vor, der einem Sumpfpanther etwas zu dicht auf den Fersen war und jeden Augenblick damit rechnen musste, dass sich die schreckliche Bestie mit Fangzähnen und Tentakelmähne aus dem Sumpf erhob. Die Wahrheit war irgendwo ganz in der Nähe.
    Dieses Gefühl war nur schwer abzuschütteln.
    Ich stand auf und ging in die Küche, wo Ortega im fast leeren Kühlschrank stöberte. Die Innenbeleuchtung betonte ihre Züge auf eine Weise, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Unter dem erhobenen Arm füllte ihre rechte Brust das weite T-Shirt wie eine Frucht aus, wie Wasser. Das Verlangen, sie zu berühren, juckte unwiderstehlich in meinen Fingern.
    Sie blickte auf. »Kochst du dir nie etwas?«
    »Das übernimmt das Hotel. Alles kommt durch die Klappe. Was willst du essen?«
    »Ich will irgendetwas kochen.« Sie

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