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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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erinnerten sich an das Gewicht und die Form ihrer Brüste, als wäre es das Lebenswerk dieses Sleeves gewesen, sie zu halten. Meine Finger sehnten sich danach, die Geometrie ihres Gesichts nachzuzeichnen. Dazwischen war kein Platz mehr, sich schuldig zu fühlen, meine Empfindungen für sie füllten alles aus.
    »Envoys fühlen sich nie schuldig«, sagte ich knapp. »Ich meine es ernst. Es ist sehr wahrscheinlich, nein, es ist so gut wie sicher, dass Kawahara Ryker eine Falle gestellt hat, weil er sich zu sehr mit dem Fall Mary Lou Hinchley beschäftigte. Erinnerst du dich, wo sie gearbeitet hat?«
    Ortega dachte einen Moment lang nach, dann zuckte sie die Achseln. »Sie ist von zu Hause abgehauen, um bei ihrem Freund zu wohnen. Hauptsächlich unregistrierte Jobs, um die Miete bezahlen zu können. Ihr Freund war eine Niete, seine Vorstrafen reichen bis ins Alter von fünfzehn Jahren zurück. Er hat ein bisschen mit Stiff gedealt, ein paar Datenstacks geknackt und die meiste Zeit von seinen Freundinnen gelebt.«
    »Hätte er sie in der Fleischbank arbeiten lassen? Oder in den Kabinen?«
    »Problemlos.« Ortega nickte mit versteinerter Miene. »Ohne mit der Wimper zu zucken.«
    »Falls jemand Rekrutinnen für ein Snuff-Haus gesucht hat, wären Katholiken doch die idealen Kandidaten, nicht wahr? Immerhin können sie anschließend keine Aussage mehr machen. Aus Gewissensgründen.«
    »Snuff.« Ortegas Gesicht hatte nun die Textur von verwittertem Granit angenommen. »Die meisten Snuff-Opfer kriegen in dieser Gegend einfach eine Kugel durch den Stack gejagt, wenn es vorbei ist. Dann können sie sowieso nichts mehr aussagen.«
    »Richtig. Aber was wäre, wenn etwas schief gelaufen ist? Konkret, wenn Mary Lou Hinchley als Snuff-Hure eingesetzt werden sollte, worauf sie zu fliehen versuchte und aus einem fliegenden Bordell namens Im Siebenten Himmel fiel?Weil sie Katholikin ist, wäre das eine recht praktische Lösung, nicht wahr?«
    »Im Siebenten Himmel? Ist das dein Ernst?«
    »Und demzufolge wären die Besitzer des Siebenten Himmels auch nicht sehr daran interessiert, etwas gegen die Resolution 653 zu unternehmen, oder?«
    »Kovacs.« Ortega versuchte mich mit beschwichtigenden Gesten zu bremsen. »Kovacs, der Siebente Himmel gehört zu den Häusern. Edelprostitution. Ich mag solche Läden nicht, sie bringen mich genauso zum Kotzen wie die Kabinen, aber sie sind sauber. Sie bedienen die höheren Gesellschaftsschichten, und sie geben sich nicht mit Snuff und ähnlichen Dingen…«
    »Du glaubst also, dass die oberen Zehntausend kein Interesse an Sadismus oder Nekrophilie haben? Dass so etwas einzig und allein in den niederen Schichten verbreitet ist?«
    »Nein, natürlich nicht«, sagte sie gelassen. »Aber wenn jemand mit Geld den Folterknecht spielen möchte, kann er es sich leisten, seine Phantasien virtuell auszuleben. In manchen Häusern werden virtuelle Snuff-Programme angeboten, weil das legal ist und wir nichts dagegen machen können. Und so ist es ihnen am liebsten.«
    Ich atmete tief durch. »Kristin, jemand hat mich abgeholt und wollte mich zum Siebenten Himmel bringen, damit ich mich dort mit Kawahara treffe. Jemand aus der Wei-Klinik. Und falls Kawahara etwas mit den Häusern der Westküste zu tun hat, werden sie dort alles anbieten, was Profit verspricht, weil sie zu allem bereit ist. Du wolltest an einen großen bösen Meth glauben? Vergiss Bancroft, im Vergleich zu Kawahara ist er ein frommer Priester. Sie ist in Fission City aufgewachsen und hat den Familien der Arbeiter in den Treibstofflagern Medikamente gegen die Strahlung verkauft. Weißt du, was ein Wasserträger ist?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »In Fission City wurden so die Leute bezeichnet, die die Interessen der Gangs durchsetzten. Wenn sich zum Beispiel jemand geweigert hat, Schutzgeld zu bezahlen, oder die Polizei informiert hat oder einfach nur nicht schnell genug gesprungen ist, wenn der Yakuza-Boss ›Frosch‹ sagte, bestand die übliche Strafe darin, sie kontaminiertes Wasser trinken zu lassen. Diese Leute hatten immer welches dabei, das sie von Reaktorkühlsystemen abgezapft und in strahlensichere Flaschen gefüllt hatten. Eines Nachts tauchten sie im Haus des Missetäters auf und sagten ihm, wie viel er trinken sollte. Seine Familie musste dabei zusehen. Wenn er nicht trank, schlitzten sie seine Familienangehörigen auf, einen nach dem anderen, bis er es doch getan hat. Willst du wissen, woher ich so gut über diese historische

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