Das Unsterblichkeitsprogramm
die JacSol-Logos sah, lachte sie verdrießlich.
»Sie sehen wie ein alberner Programmierer aus, Kovacs. Woher haben Sie diesen Anzug?«
»Mein Name ist Anderson«, rief ich ihr ins Gedächtnis. »Und zu diesem Namen gehört nun einmal dieses Outfit.«
Sie verzog das Gesicht.
»Wenn Sie das nächste Mal einkaufen gehen, Anderson, sollten Sie mich mitnehmen. Sie werden eine Menge Geld sparen, und anschließend sehen Sie nicht aus wie ein Typ, der am Wochenende mit den Kindern nach Honolulu fährt.«
Ich beugte mich über den winzigen Tisch. »Ich muss Ihnen etwas sagen, Trepp. Als Sie das letzte Mal meinen modischen Geschmack kritisiert haben, habe ich Sie erschossen.«
Sie hob die Schultern. »Da sieht man’s mal wieder. Manche Leute vertragen es einfach nicht, wenn man ihnen die Wahrheit sagt.«
»Haben Sie das Zeug mitgebracht?«
Trepp legte eine Hand flach auf den Tisch, und als sie sie zurückzog, lag zwischen uns eine unscheinbare graue Disk, die in einer stoßsicheren Plastikhülle versiegelt war.
»Da. Wie gewünscht. Jetzt weiß ich, dass Sie wirklich verrückt sind.« In ihrer Stimme lag möglicherweise so etwas wie Bewunderung. »Sie wissen, was man auf der Erde mit Leuten macht, die mit diesem Zeug herumspielen?«
Ich legte meine Hand auf die Disk und steckte sie ein. »Das Gleiche wie auch anderswo, vermute ich. Ein Kapitalverbrechen, also ab in den Stack. Sie vergessen, dass ich keine andere Wahl habe.«
Trepp kratzte sich am Ohr. »Ab in den Stack oder ins Große Nichts. Es hat mir keinen Spaß gemacht, den ganzen Tag lang damit herumzulaufen. Haben Sie den Rest dabei?«
»Warum? Haben Sie Angst, mit mir in der Öffentlichkeit gesehen zu werden?«
Sie lächelte. »Ein bisschen. Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun.«
Das hoffte ich auch. Das schwere, granatengroße Paket, das ich von SilSet abgeholt hatte, brannte mir schon den ganzen Tag ein Loch in die Tasche meines teuren Anzugs.
Ich kehrte ins Hendrix zurück und rief meine Nachrichten ab. Ortega hatte nicht angerufen. Ich schlug die Zeit im Hotelzimmer tot und arbeitete noch einmal durch, was ich Elliott vorsetzen wollte. Um neun ging ich wieder zum Wagen hinunter und ließ mich zu Bay City Central bringen.
Ich saß im Wartezimmer, während ein junger Arzt den erforderlichen Papierkram erledigte und ich die Formulare unterschrieb. Der Vorgang hatte etwas auf unheimliche Weise Vertrautes. Die meisten Bewährungsklauseln liefen darauf hinaus, dass ich persönlich dafür verantwortlich war, wie sich Irene Elliott während des Zeitraums der Freilassung verhielt. Sie hatte sogar noch weniger Einfluss auf die Angelegenheit als ich vor einer Woche.
Als Elliott schließlich aus dem gesperrten Bereich jenseits des Wartezimmers kam, bewegte sie sich mit den stockenden Schritten eines Menschen, der sich gerade von einer längeren Krankheit erholte. Der Schock des Blicks in den Spiegel stand ihr ins neue Gesicht geschrieben. Wenn man so etwas nicht beruflich machte, war es nicht einfach, beim ersten Mal mit dem Fremden klar zu kommen, der man geworden war. Außerdem hatte das Gesicht, das Elliott nun trug, ungefähr genauso viel Ähnlichkeit mit der grobknochigen Blondine, die ich im Holowürfel ihres Ehemanns gesehen hatte, wie Ryker mit meinem vorigen Sleeve. Kawahara hatte den neuen Sleeve als kompatibel bezeichnet, was eine sachlich völlig korrekte Beschreibung war. Es war ein weiblicher Körper, etwa genauso alt wie Elliotts Originalkörper, aber damit hörten die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Irene Elliott war groß und hellhäutig gewesen, und dieser Sleeve hatte die Hauttönung von Kupfer, das man durch strömendes Wasser betrachtete. Dichtes schwarzes Haar rahmte ein Gesicht mit Augen wie glühende Kohlen und Lippen in der Farbe von Pflaumen ein. Der Körper war schlank und zierlich.
»Irene Elliott?«
Sie stützte sich unsicher am Empfangstresen ab, während sie sich zu mir umdrehte. »Ja. Wer sind Sie?«
»Martin Anderson. Ich repräsentiere JacSol, Abteilung West. Wir haben Ihre Freilassung auf Bewährung in die Wege geleitet.«
Ihre Lider verengten sich ein wenig und scannten mich von Kopf bis Fuß. »Sie sehen nicht wie ein Programmierer aus. Abgesehen vom Anzug, meine ich.«
»Ich bin Sicherheitsberater und arbeite nur bei bestimmten Projekten mit JacSol zusammen. Wir möchten, dass Sie einen Auftrag für uns erledigen.«
»Aha? Haben Sie keine billigere Arbeitskraft gefunden?« Sie gestikulierte unbestimmt. »Was ist
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