Das Unsterblichkeitsprogramm
passiert? Bin ich berühmt geworden, während ich eingelagert war?«
»In gewisser Weise«, sagte ich vorsichtig. »Vielleicht wäre es besser, wenn wir uns jetzt um die Formalitäten kümmern und dann auf den Weg machen würden. Draußen wartet eine Limousine.«
»Eine Limousine?« Bei ihrem ungläubigen Tonfall musste ich zum ersten Mal an diesem Tag lächeln. Sie wirkte, als würde sie träumen, während sie die Entlassungsformulare unterschrieb.
»Wer sind Sie wirklich?«, fragte sie, als die Limousine in der Luft war. Es kam mir vor, als ob ich diese Frage in den vergangenen Tagen ziemlich häufig gehört hatte. Allmählich bekam ich selber Zweifel.
Ich richtete den Blick auf die Navigationseinheit des Wagens. »Ein Freund«, sagte ich leise. »Das ist alles, was Sie vorläufig wissen müssen.«
»Bevor wir mit irgendetwas anfangen, will ich…«
»Ich weiß.« In diesem Moment änderte die Limousine den Kurs. »Wir werden in etwa einer halben Stunde in Ember sein.«
Ich hatte mich nicht zu ihr umgedreht, aber ich konnte die Hitze ihres Blickes auf der Seite meines Gesichts spüren.
»Sie arbeiten nicht für eine Firma«, sagte sie entschieden. »Firmen machen so etwas nicht. Nicht solche Sachen.«
»Firmen machen alles, was Gewinn abwirft. Lassen Sie sich nicht von Ihren Vorurteilen blenden. Sie würden ganze Dörfer niederbrennen, wenn es sich bezahlt macht. Und wenn dazu ein menschliches Gesicht nötig ist, ziehen sie eins aus der Tasche und setzen es auf.«
»Und Sie sind dieses menschliche Gesicht?«
»Nicht ganz.«
»Was für einen Auftrag soll ich für Sie übernehmen? Etwas Illegales?«
Ich zog den zylindrischen Virus-Behälter hervor und reichte ihn ihr. Sie hielt ihn mit beiden Händen und musterte die Aufschriften mit professionellem Interesse. Was mich betraf, war das der erste Test. Ich hatte Elliott aus der Einlagerung geholt, weil sie dann mir gehören würde, auf eine Weise, wie es bei einem von Kawaharas Mitarbeitern oder jemandem, den ich von der Straße aufgelesen hatte, nicht möglich war. Darüber hinaus konnte ich mich nur auf meinen Instinkt und Victor Elliotts Behauptung verlassen, dass seine Frau wirklich etwas von ihrem Handwerk verstand. Trotzdem hatte ich ein ungutes Gefühl wegen der Richtung, in die ich die Sache hatte laufen lassen. Kawahara hatte Recht. Es konnte teuer werden, seinen Samaritertrieb auszuleben.
»Also, Sie haben hier ein Simultec-Virus der ersten Generation.« Sie betonte jede einzelne Silbe, um ihre Verachtung deutlich zu machen. »Ein Sammlerstück, fast schon ein Relikt. Und das Ganze steckt in einer hochmodernen Schnelleinsatzpatrone mit Antiortungsmantel. Warum hören Sie nicht einfach mit dem Blödsinn auf und sagen mir, was wirklich drin ist? Sie haben vor, das Zeug einzusetzen, nicht wahr?«
Ich nickte.
»Gegen welches Ziel?«
»Ein virtuelles Bordell. Von einer KI betrieben.«
Elliotts Lippen teilten sich zu einem lautlosen Pfeifen. »Ein Befreiungsschlag?«
»Nein. Eine Installation.«
»Damit?« Sie hob den Zylinder an. »Nun sagen Sie endlich, was drin ist.«
»Rawling 4581.«
Elliott erstarrte abrupt in der Bewegung. »Das ist nicht witzig.«
»Es war auch nie als Witz gemeint. Das ist eine schlafende Rawling-Variante. Die für einen schnellen Einsatz vorgesehen ist, wie Sie richtig bemerkt haben. Der Aktivierungscode befindet sich in meiner Tasche. Wir beabsichtigen, Rawling in die Datenbank eines KI-Bordells einzuschleusen, den Code hinterherzuschicken und dann den Deckel zuzuschweißen. Wir müssen noch einiges an den Überwachungssystemen machen und anschließend aufräumen, aber im Großen und Ganzen ist das der Plan.«
Sie warf mir einen abschätzenden Blick zu. »Sind Sie ein religiöser Fanatiker oder so etwas?«
»Nein.« Ich lächelte leicht. »Damit hat es überhaupt nichts zu tun. Können Sie es schaffen?«
»Das hängt von der KI ab. Haben Sie technische Daten?«
»Nicht dabei.«
Elliott gab mir die Einsatzpatrone zurück. »Dann kann ich Ihre Frage auch nicht beantworten.«
»Ich hatte gehofft, dass Sie das sagen würden.« Zufrieden steckte ich den Zylinder wieder ein. »Wie fühlt sich der neue Sleeve an?«
»Es geht so. Gibt es irgendeinen Grund, warum ich nicht meinen eigenen Körper bekommen habe? Ich würde mich viel schneller…«
»Ich weiß. Bedauerlicherweise hatte ich darauf keinen Einfluss. Hat man Ihnen gesagt, wie lange Sie eingelagert waren?«
»Vier Jahre, hat irgendjemand
Weitere Kostenlose Bücher