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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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mich, als ich aus dem Fenster blickte und mich fragte, wohin Ortega gegangen sein mochte.
    Diesmal war es Kawahara.
    »Ich habe, was Sie möchten«, sagte sie lässig. »Eine schlafende Variante des Rawling-Virus wird morgen früh nach acht Uhr an die SilSet Holdings geliefert. In 1187 Sacramento. Man weiß, dass Sie kommen werden.«
    »Und der Aktivierungscode?«
    »Wird Ihnen gesondert zugestellt. Trepp wird sich mit Ihnen in Verbindung setzen.«
    Ich nickte. Die UN-Gesetze regelten eindeutig und unverblümt den Verkauf und Besitz von Kriegsviren. In inaktiver Form durfte man sie als Studienobjekte besitzen – oder sogar als private Trophäen, wie in einem bizarren Präzedenzfall entschieden worden war. Der Besitz oder Verkauf eines aktiven militärischen Virus oder des Codes, mit dem ein schlafendes Virus aktiviert werden konnte, war ein strafbares Verbrechen, das mit hundert bis zweihundert Jahren Einlagerung geahndet wurde. Falls das Virus tatsächlich eingesetzt wurde, konnte das Strafmaß bis zur Auslöschung aufgestockt werden. Natürlich galt das nur für Privatbürger und nicht für Militärs oder Regierungsbeamte. Die Mächtigen wachten eifersüchtig über ihr Spielzeug.
    »Sorgen Sie nur dafür, dass sie es bald tut«, sagte ich knapp. »Ich möchte nicht mehr von meinen zehn Tagen vertrödeln als unbedingt nötig.«
    »Ich verstehe.« Kawahara setzte eine mitfühlende Miene auf, als wäre Sarah einer grausamen Naturgewalt ausgeliefert, auf die niemand von uns Einfluss hatte. »Ich lasse Irene Elliott morgen Abend resleeven. Offiziell wird sie durch JacSol S. A. aus der Einlagerung freigekauft, eine meiner Kommunikationsinterfacefirmen. Sie können sie gegen zweiundzwanzig Uhr von Bay City Central abholen. Ich habe Sie vorübergehend als Sicherheitsberater für JacSol, Abteilung West, akkreditiert. Unter dem Namen Martin Anderson.«
    »Okay.« Auf diese Weise wollte Kawahara mir zu verstehen geben, dass sie mich in der Hand hatte und ich zuerst unterging, falls etwas schief laufen sollte. »Das dürfte mit Rykers Gensignatur kollidieren. In den Dateien von Bay City Central wird er als Lebender geführt, solange der Körper dekantiert ist.«
    Kawahara nickte. »Daran haben wir gedacht. Ihre Akkreditierung wird durch die Firmenkanäle von JacSol geleitet, bevor es zu einer genetischen Überprüfung kommt. Der Code wird eingetippt. Bei JacSol ist Ihr genetischer Fingerabdruck unter dem Namen Anderson registriert. Sonst noch Probleme?«
    »Was ist, wenn ich Sullivan über den Weg laufe?«
    »Direktor Sullivan ist vorübergehend beurlaubt. Irgendein psychologisches Problem. Er verbringt einige Zeit in VR. Sie werden ihn nicht wiedersehen.«
    Unwillkürlich verspürte ich einen kalten Schauder, als ich Kawaharas beherrschtes Gesicht sah. Ich räusperte mich.
    »Und der Rückkauf des Sleeves?«
    »Nein.« Kawahara lächelte dünn. »Ich habe mir die Daten angesehen. Irene Elliotts Sleeve besitzt keine biotechnischen Modifikationen, die die Kosten eines Rückkaufs rechtfertigen würden.«
    »Das habe ich auch nicht behauptet. Hier geht es nicht um technische Kapazitäten, sondern um Motivation. Sie wird viel loyaler sein, wenn…«
    Kawahara beugte sich näher an den Bildschirm heran. »Übertreiben Sie es nicht, Kovacs. Irgendwann ist Schluss. Elliott bekommt einen kompatiblen Sleeve, und dafür sollte sie dankbar sein. Sie wollten diese Frau haben, und wenn Sie irgendwelche Loyalitätsprobleme mit ihr bekommen, ist das einzig und allein Ihre Sache. Ich will nichts mehr davon hören.«
    »Dann wird sie länger brauchen, um sich einzugewöhnen«, sagte ich hartnäckig. »In einem neuen Sleeve ist sie langsamer, nicht so reak…«
    »Auch Ihr Problem. Ich habe Ihnen die besten Experten auf dem Gebiet angeboten, die man für Geld haben kann, und Sie haben sie abgelehnt. Sie müssen irgendwann lernen, mit den Konsequenzen Ihrer Entscheidungen zu leben, Kovacs.« Sie hielt inne und lehnte sich mit einem schwachen Lächeln zurück. »Ich habe Elliott überprüfen lassen. Wer sie ist, wer ihre Familie ist, in welcher Verbindung Sie zu ihr stehen. Warum Sie sie aus dem Stack holen wollen. Es ist eine nette Idee, Kovacs, aber ich furchte, Sie müssen Ihren Samaritertrieb ohne meine Hilfe ausleben. Ich führe keine wohltätige Organisation.«
    »Nein«, erwiderte ich. »Danach sieht es nicht aus.«
    »Richtig. Und ich denke, wir können nun davon ausgehen, dass dies unser letzter Kontakt war, bis die Angelegenheit

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