Das Unsterblichkeitsprogramm
zusammenkaufen, aber vielleicht können Sie sie dazu bringen, die Operation auf rückwirkender offizieller Basis auszuführen. Sie könnte ein paar Schleimpunkte bei der UN gebrauchen.«
Ich blickte mich zu Ortega um, die verzweifelt die Schultern hob.
»Ich denke, da lässt sich was machen«, sagte sie unfreundlich, während Elliott sich wieder mit dem Bildschirm beschäftigte. Ich stand auf und sah der Polizistin in die Augen.
»Ortega«, flüsterte ich ihr zu, und in diesem Moment wurde mir schlagartig bewusst, dass ihr Geruch mich im neuen Sleeve überhaupt nicht mehr tangierte. »Es ist nicht meine Schuld, dass unsere finanziellen Mittel begrenzt sind. Mein JacSol-Kredit hat sich in Luft aufgelöst, und wenn ich Bancrofts Konto mit solchen Dingen belaste, wird das einen ziemlich merkwürdigen Eindruck machen. Reiß dich bitte zusammen.«
»Darum geht es nicht«, zischte sie zurück.
»Worum dann?«
Sie sah mich an, und wir beide spürten die brutale Nüchternheit unserer Nähe. »Du weißt ganz genau, worum es geht.«
Ich atmete tief durch und schloss die Augen, um ihren Blick nicht mehr ertragen zu müssen. »Hast du die Hardware für mich zusammengestellt?«
»Ja.« Sie trat zurück und sprach nun wieder mit normaler und sachlicher Stimme. »Die Betäubungswaffe habe ich aus der Asservatenkammer der Fell Street. Niemand wird sie vermissen. Der Rest sind Waffen, die die New Yorker Polizei beschlagnahmt hat. Ich fliege morgen los, um sie persönlich zu holen. Eine materielle Transaktion, keine Dokumentation. Ein paar Leute sind mir noch einen Gefallen schuldig.«
»Gut. Danke.«
»Keine Ursache«, erwiderte sie in grausam ironischem Tonfall. »Ach, übrigens, es war verdammt schwierig, dieses Spinnengift zu besorgen. Gehe ich recht in der Annahme, dass du mir nicht verraten willst, was es damit auf sich hat?«
»Das ist eine persönliche Angelegenheit.«
Elliott hatte eine Verbindung hergestellt. Eine Frau im Sleeve einer Afrikanerin Ende fünfzig erschien auf dem Bildschirm.
»Hallo, Reese«, sagte sie gut gelaunt. »Ich habe hier einen Kunden für dich.«
Trotz der pessimistischen Schätzung hatte Irene Elliott den vorläufigen Scan einen Tag später abgeschlossen. Ich war zum See hinuntergegangen und erholte mich von Reeses einfachem mikrochirurgischem Eingriff. Zusammen mit einem Mädchen von etwa sechs Jahren, das mich adoptiert zu haben schien, ließ ich Steine über die Wasseroberfläche springen. Ortega war noch in New York. An der kühlen Distanz zwischen uns hatte sich nichts geändert.
Elliott kam aus dem Lager und machte sich nicht die Mühe, bis zum See zu gehen. Stattdessen rief sie mir die Neuigkeit zu, dass sie mit der ersten Überprüfung fertig sei. Ich zuckte zusammen, als ihre Stimme über das Wasser hallte. Die offene Atmosphäre des kleinen Lagers war ungewohnt für mich, und ich hatte immer noch nicht verstanden, wie das alles zur Einstellung von Datenpiraten passte. Ich gab dem Mädchen den Stein, den ich aufgehoben hatte, und rieb mir automatisch die winzige Wunde unter dem Auge, wo Reese mir das Aufzeichnungssystem implantiert hatte.
»Da. Schau mal, ob du es mit diesem Stein schaffst.«
»Deine Steine sind ganz schön schwer!«, beklagte sich die Kleine.
»Versuch es trotzdem. Mit dem letzten habe ich neun Hüpfer geschafft.«
Sie schaute blinzelnd zur mir hinauf. »Du bist darauf programmiert. Ich bin erst sechs.«
»Völlig richtig beobachtet.« Ich legte ihr eine Hand auf den Kopf. »Aber du musst mit dem arbeiten, was du hast.«
»Wenn ich groß bin, lasse ich mich wie Tante Reese ausstatten.«
Ich spürte, wie ein trauriges Gefühl über den sauberen Boden meines Khumalo-Neurachem-Gehirns schwappte. »Sehr gut. Hör mal, ich muss jetzt gehen. Geh nicht zu nahe ans Wasser, ja?«
Sie warf mir einen entnervten Blick zu. »Ich kann schwimmen.«
»Ich auch, aber das Wasser sieht verdammt kalt aus, nicht wahr?«
»Ja-aa…«
»Also.« Ich zauste ihr Haar und verließ das Ufer. Als ich die erste Blasenkammer erreichte, blickte ich zurück. Sie hob den großen flachen Stein, als wäre der See ein böser Feind.
Elliott war in der mitteilsamen Stimmung, die für die meisten Datenratten nach einer längeren Tour durch die Stacks typisch war.
»Ich habe ein paar historische Recherchen betrieben«, sagte sie und zog das Datenterminal auf der beweglichen Ablage heran. Ihre Finger tanzten über die Tasten, und der Bildschirm tauchte ihr Gesicht in farbiges Licht.
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