Das Unsterblichkeitsprogramm
»Wie geht es dem Implantat?«
Erneut berührte ich das Augenlid. »Gut. Reese hat es direkt an das System angeschlossen, das den Zeitchip betreibt. Damit könnte sie ihren Lebensunterhalt verdienen.«
»Das hat sie früher auch gemacht«, erwiderte Elliott. »Bis man sie wegen protektoratsfeindlicher Texte verdonnert hat. Wenn das hier vorbei ist, sorgen Sie bitte dafür, dass jemand ein gutes Wort für sie einlegt.«
»Ja, das hat sie auch zu mir gesagt.« Ich warf über ihre Schulter einen Blick auf den Bildschirm. »Was haben Sie da?«
»Den Siebenten Himmel. Die Pläne von der Tampa-Luftwerft. Daten und Grundrisse. Dieses Zeug ist Jahrhunderte alt. Es erstaunt mich, dass es überhaupt noch gespeichert ist. Es scheint, dass das Ding ursprünglich als Teil der karibischen Sturmkontrollflotte in Auftrag gegeben wurde, lange bevor sie durch das orbitale Wetternetz von SkySystems ersetzt wurde. Ein großer Teil der Fernortungstechnik wurde herausgerissen, als man es umbaute, aber nicht die Lokalsensoren, und die bilden die Grundlage der äußeren Sicherheitsüberwachung. Temperaturfühler, Infrarotsensoren und solche Sachen. Alles, was Körperwärme besitzt und irgendwo auf der Hülle landet, wird sofort registriert.«
Ich nickte. Damit hatte ich gerechnet. »Einstiegsmöglichkeiten?«
Sie zuckte die Achseln. »Hunderte. Das Lüftungssystem, die Wartungstunnel. Suchen Sie sich etwas aus.«
»Ich muss mir noch einmal ansehen, was Miller meinem Konstrukt verraten hat. Aber wir können davon ausgehen, dass ich von oben komme. Ist die Körperwärme das einzige ernsthafte Problem?«
»Ja, aber diese Sensoren suchen nach jeder Temperaturdifferenz im Quadratmillimeterbereich. Ein Tarnanzug würde also nicht genügen. Jeder Atemzug, der Ihre Lungen verlässt, würde den Alarm auslösen. Und das ist noch nicht alles.« Elliott deutete ernst auf den Bildschirm. »Sie scheinen von diesem System völlig begeistert gewesen zu sein, denn beim Umbau haben sie das gesamte Schiff damit nachgerüstet. Mit Temperaturregelung in jedem Zimmer und in jedem Korridor.«
»Ja, Miller erzählte etwas von einer Wärmesignaturmarke.«
»Genau. Jeder Gast erhält bei der Ankunft eine solche Marke, deren Code ins System eingespeist wird. Jeder, der sich in einem Korridor bewegt, in dem er nichts zu suchen hat, löst sofort sämtliche Alarmsysteme aus. Einfach und sehr effektiv. Und ich glaube nicht, dass ich mich dort einklinken und für Sie einen Willkommenscode schreiben kann. Das System ist viel zu gut abgesichert.«
»Machen Sie sich deswegen keine Sorgen«, sagte ich. »Das dürfte nicht das Problem sein.«
»Du willst was tun?« Auf Ortegas Gesicht breiteten sich Wut und Fassungslosigkeit wie eine Sturmfront aus. Sie wich vor mir zurück, als hätte ich eine ansteckende Krankheit.
»Es war nur ein Vorschlag. Wenn du nicht…«
»Nein.« Sie sprach das Wort aus, als wäre es neu für sie und als würde ihr der Geschmack gefallen. »Nein. Auf gar keinen Fall. Ich habe einem Virenverbrechen Vorschub geleistet, ich habe für dich Beweismittel unterschlagen, ich habe dir beim multiplen Sleeving assistiert…«
»Wohl kaum multipel.«
»Es ist ein Verbrechen, verdammt noch mal«, stieß sie durch die Zähne hervor. »Ich bin nicht bereit, für dich aus dem Polizeigewahrsam konfiszierte Drogen zu stehlen.«
»Gut, dann vergiss es.« Ich zögerte und dachte kurz nach.
»Würdest du mir stattdessen dabei helfen, welche zu konfiszieren?«
Etwas in mir jubelte, als sich ein widerwilliges Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete.
Der Dealer stand noch an derselben Stelle wie vor zwei Wochen, als ich in seinen Senderadius geraten war. Diesmal sah ich ihn aus zwanzig Metern Entfernung, wie er sich in eine Nische drückte, mit der fledermausäugigen Sendeeinheit auf der Schulter. Er war fast wie ein alter Bekannter. Ich nickte Ortega zu, die auf der anderen Straßenseite Stellung bezogen hatte, und lief weiter. Die Werbesendung hatte sich nicht verändert, die Straße der unsinnig wilden Frauen und die plötzliche Kühle des Betathanatins. Aber diesmal rechnete ich damit, und das Khumalo-Neurachem dämpfte definitiv einen Teil der Wirkung. Ich näherte mich dem Dealer mit einem gespannten Lächeln.
»Hab Stiff, Mann.«
»Gut, genau danach suche ich. Wie viel hast du dabei?«
Er zuckte leicht zusammen, und auf seinem Gesicht wechselten sich Gier und Misstrauen ab. Seine Hand glitt nach unten zur Horrorbox an seinem Gürtel, nur
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