Das Unsterblichkeitsprogramm
ehrlich sagt, was er besser findet?«
Er kniff die Augen zusammen. »Meinst du das ernst?«
»In ein paar Tagen kann viel geschehen. Wie du schon sagtest, wir beide werden einen starken Überlebenswillen haben.«
»Ortega könnte uns polygrafieren, wenn es so weit kommt.«
»Ich glaube, ich würde lieber das Glück entscheiden lassen.«
»Gib mir die Flasche, verdammt! Wenn du es nicht ernst nehmen willst, werde ich es auch nicht tun. Scheiß drauf, vielleicht findest du da draußen den Tod, womit unser Problem gelöst wäre.«
»Danke.«
Ich reichte ihm die Flasche und sah zu, wie er sich sorgfältig zwei Fingerbreit einschenkte. Jimmy de Soto hatte gesagt, es wäre ein Sakrileg, mehr als fünf Finger Single Malt auf einmal zu trinken, ganz gleich, zu welchem Anlass. Er hatte behauptet, danach könnte man genauso gut einen Verschnitt runterkippen. Ich hatte das Gefühl, dass wir am heutigen Abend gegen diesen heiligen Glaubensgrundsatz verstoßen würden.
Ich hob mein Glas.
»Auf die Einigkeit unserer Absichten.«
»Ja, und auf das Ende des Alleintrinkens.«
Ich spürte immer noch meinen Kater, als ich fast einen vollen Tag später auf einem Hotelmonitor zusah, wie er ging. Er trat auf die Straße und wartete, bis die lange blitzblanke Limousine am Bordstein angehalten hatte. Als die Tür aufging, erhaschte ich einen flüchtigen Blick auf Miriam Bancrofts Profil. Dann stieg er ins Fahrzeug, und die Tür senkte sich herab, um den Blick auf die beiden zu versperren. Der Wagen schaukelte kurz und stieg empor.
Ich schluckte noch ein paar Schmerztabletten trocken hinunter, wartete zehn Minuten und machte mich dann auf den Weg zum Dach, wo ich mit Ortega verabredet war.
Es war kalt.
39
Ortega hatte mehrere Neuigkeiten.
Irene Elliott hatte angerufen und gesagt, dass sie bereit wäre, einen neuen Angriff zu versuchen. In der Fell Street hatte man es noch nie mit einer so gut gesicherten Needlecast-Verbindung zu tun gehabt. Außerdem hatte Elliott betont, dass sie nur direkt mit mir verhandeln wollte.
Die gefälschten Daten über den Panama-Rose-Zwischenfall hatten sich als wasserdicht erwiesen, und Ortega hatte immer noch die Aufzeichnungen aus dem Hendrix. Nach Kadmins Tod war der ursprüngliche Fall im Grunde nur noch eine bürokratische Formalität, und jetzt hatte es niemand mehr eilig, sich genauer danach zu erkundigen. Die Abteilung für Interne Angelegenheiten hatte gerade eine Untersuchung gestartet, wie es hatte geschehen können, dass der Mörder aus dem Gewahrsam entkommen war. In Anbetracht der mutmaßlichen Komplizenschaft einer KI würde man irgendwann das Hendrix überprüfen, aber dazu gab es noch keine konkrete Planung. Zuvor mussten einige abteilungsübergreifende Angelegenheiten geregelt werden, und Ortega hatte Murawa eine Geschichte über lose Enden aufgetischt. Der Captain der Fell Street hatte ihr ein paar Wochen mit offenem Ende gegeben, um aufzuräumen. Die stillschweigende Übereinkunft lautete, dass Ortega nichts für Interne Angelegenheiten übrig hatte und ihren Kollegen das Leben nicht allzu schwer machen würde.
Eine Hand voll IA-Mitarbeiter schnüffelten auf der Panama Rose herum, aber die OD hatte die Reihen fest um Ortega und Bautista geschlossen. Bisher war die IA kein Stück weitergekommen.
Uns blieben also noch ein paar Wochen.
Ortega flog nach Nordosten. Der Vektor, den Elliott übermittelt hatte, zielte auf eine kleine Gruppe von Ballonkammern, die sich um das westliche Ende eines von Bäumen gesäumten Sees drängten, ein paar hundert Kilometer weit irgendwo im Nichts. Ortega brummte leise, als wir über dem Lager in die Kurve gingen.
»Kennst du diese Anlage?«
»Ich hatte ein paarmal mit ähnlichen zu tun. Es sind Verbrechernester. Siehst du die Schüssel genau im Zentrum? Damit halten sie den Kontakt zu irgendeiner alten geostationären Wetterplattform, wodurch sie freien Zugang zur gesamten Hemisphäre haben. Hier hat wahrscheinlich ein einstelliger Prozentsatz aller Datenvergehen an der Westküste seinen Ursprung.«
»Und sie werden nie hochgenommen?«
»Das kommt drauf an.« Ortega landete den Kreuzer am Seeufer, nicht weit von den nächsten Blasenkammern entfernt. »Es ist so, dass diese Leute die alten Orbitale in Betrieb halten. Ohne sie müsste jemand dafür bezahlen, sie zu verschrotten, und das ist teuer. Solange sie sich nur mit Kleinkram abgeben, stört sich niemand daran. Die Abteilung für Transmissionsvergehen hat größere
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