Das Unsterblichkeitsprogramm
Lieutenant?«
Ortega lächelte gezwungen. »Nicht ganz. Aber nach der UN-Charta können wir den Auftrag rückwirkend beantragen. Falls wir Erfolg haben, wie ich bereits erwähnte.«
»Ein rückwirkender offizieller Auftrag?« Elliott sah mich mit fragend erhobenen Augenbrauen an. »Das ist ungefähr so selten wie Walfleisch. Es scheint wirklich eine gigantische Geschichte zu sein.«
»So ist es«, sagte ich.
Elliott kniff die Augen zusammen. »Und Sie arbeiten nicht mehr für JacSol? Wer, zum Teufel, sind Sie wirklich, Anderson?«
»Ich bin Ihre Märchenfee, Elliott. Denn falls der Lieutenant mit dem Antrag nicht durchkommt, werde ich Ihren Sleeve zurückkaufen. Das garantiere ich Ihnen. Also, sind Sie nun dabei oder nicht?«
Irene Elliott hielt sich noch einen Moment lang auf Distanz, während ich spürte, dass in diesem Moment mein professioneller Respekt für sie eine persönlichere Note erhielt. Schließlich nickte sie.
»Schießen Sie los«, sagte sie.
Ich erzählte ihr alles.
Es dauerte ungefähr eine halbe Stunde, während Ortega herumstand oder unruhig in der Blasenkammer auf und ab ging. Ich konnte ihr keinen Vorwurf machen. Im Verlauf der letzten zehn Tage hatte sie erlebt, wie praktisch jeder professionelle Glaubenssatz, dem sie sich verschrieben hatte, vernichtet worden war, und nun war sie bereit, sich an einem Projekt zu beteiligen, bei dem sämtliche Beteiligten im Fall eines Fehlschlags mit satten Einlagerungsstrafen von hundert oder mehr Jahren zu rechnen hatten. Ich glaube, ohne die Rückendeckung durch Bautista und die anderen wäre sie niemals ein solches Risiko eingegangen, trotz ihres tief verwurzelten Hasses auf die Meths, nicht einmal für Ryker.
Oder vielleicht redete ich mir das auch nur ein.
Irene Elliott hörte mir die meiste Zeit schweigend zu und stellte zwischendurch nur drei technische Fragen, die ich ihr nicht beantworten konnte. Als ich fertig war, sagte sie längere Zeit gar nichts. Ortega hörte mit ihren Wanderungen auf und stellte sich abwartend hinter mich.
»Sie sind völlig verrückt«, sagte Elliott schließlich.
»Schaffen Sie es?«
Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Ihr Gesicht nahm einen verträumten Ausdruck an, und ich vermutete, dass sie eine frühere Dipper-Episode aus dem Gedächtnis abrief. Nach einer Weile kehrte sie zu uns zurück und nickte, als müsste sie sich selbst überzeugen.
»Ja«, sagte sie schleppend. »Es lässt sich machen, aber nicht in Realzeit. Das ist etwas anderes, als die Überwachungsdaten Ihrer Freunde von der Panama Rose umzuschreiben – oder als der Download in die KI. Im Vergleich hierzu wirkt die KI-Aktion wie ein simpler Systemtest. Um es zu schaffen, um es nur zu versuchen, brauche ich ein virtuelles Forum.«
»Das ist kein Problem. Noch etwas?«
»Das hängt von der Art der Verteidigung gegen Eindringlinge ab, die der Siebente Himmel installiert hat.« Sie schniefte vor Abscheu und schien für einen Moment den Tränen nahe zu sein. »Es ist ein Luxusbordell?«
»Eine Topadresse«, sagte Ortega.
Elliotts Gefühle sackten wieder in den Keller. »Dann muss ich ein paar Tests durchführen. Und das braucht Zeit.«
»Wie viel Zeit?«, wollte Ortega wissen.
»Ich hätte zwei Möglichkeiten.« Ihre professionelle Verachtung kehrte zurück und verdrängte die anderen Gefühle. »Ich könnte einen schnellen Scan machen und würde dadurch vielleicht jeden Alarm an Bord dieser fliegenden Kloake auslösen. Oder ich mache es richtig, was allerdings ein paar Tage dauern würde. Sie haben die Wahl. Sie geben den Fahrplan vor.«
»Nehmen Sie sich die nötige Zeit«, schlug ich vor und warf Ortega einen warnenden Blick zu. »Wie steht es nun mit der Bild- und Tonübertragung? Kennen Sie jemanden, der mich diskret damit ausrüsten kann?«
»Ja, wir haben hier einige Leute, die so etwas können. Aber vergessen Sie alle telemetrischen Systeme. Wenn Sie versuchen, von dort etwas zu senden, können Sie genauso gut mit einem großen Schild herumlaufen.« Sie ging zum Terminal und rief ein allgemeines Menü auf den Bildschirm. »Ich werde Reese fragen, ob sie für Sie ein Speichermikro auftreiben kann. Im abgeschirmten Mikrostack lassen sich mehrere hundert Stunden in bester Tonqualität aufzeichnen, die wir anschließend hier auslesen können.«
»Das müsste genügen. Wird das ein teurer Spaß?«
Elliott drehte sich mit gerunzelter Stirn zu uns um. »Sprechen Sie mit Reese. Sie muss die Bauteile wahrscheinlich einzeln
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