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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl? Ich glaube, mit unseren Genehmigungen ist alles in Ordnung.«
    Ortega sah mich an und hob eine Augenbraue. Auch sie war von der Stimmerkennung beeindruckt. Sie räusperte sich. »Hier geht es nicht um Ihre Genehmigungen. Wir suchen nach einem flüchtigen Tatverdächtigen. Wenn Sie auf einem Durchsuchungsbefehl bestehen, müsste ich davon ausgehen, dass Sie ein schlechtes Gewissen haben.«
    »Drohen Sie mir nicht, Lieutenant«, sagte Kawahara unbeeindruckt. »Haben Sie eine Vorstellung, mit wem Sie sich unterhalten?«
    »Ich schätze, Sie sind Reileen Kawahara.« In der tödlichen Stille, die darauf folgte, boxte Ortega triumphierend mit der Faust in die Luft und sah mich grinsend an. Sie hatte den Stachel erwidert. Ich spürte, wie der leise Ansatz von Belustigung an meinen Mundwinkeln zuckte.
    »Vielleicht wäre es besser, wenn Sie mir den Namen des von Ihnen Gesuchten nennen würden, Lieutenant.« Kawaharas Stimme war so glatt wie der Gesichtsausdruck eines unbewohnten synthetischen Sleeves geworden.
    »Sein Name ist Takeshi Kovacs«, sagte Ortega und grinste mich wieder an. »Aber er trägt zurzeit den Körper eines ehemaligen Polizisten. Ich würde Ihnen gerne ein paar Fragen stellen, die Ihre Beziehung zu diesem Mann betreffen.«
    Wieder gab es eine längere Pause, und ich wusste, dass der Köder seine Wirkung entfalten würde. Ich hatte die zahlreichen Ebenen des Täuschungsmanövers mit der gesamten Sorgfalt ausgearbeitet, zu der ein Envoy imstande war. Kawahara wusste mit ziemlicher Sicherheit vom Verhältnis zwischen Ortega und Ryker und ahnte vermutlich, welche Art von Beziehung sie zum neuen Bewohner des Sleeves ihres Geliebten aufgebaut hatte. Sie würde Ortega problemlos glauben, wie besorgt sie über mein Verschwinden war, weshalb sie sogar einen ungenehmigten Vorstoß zum Siebenten Himmel riskierte. Wenn meine Vermutung einer regelmäßigen Kommunikation zwischen Kawahara und Miriam Bancroft zutraf, wäre sie außerdem davon überzeugt, zu wissen, wo ich mich aufhielt. Damit stand für sie fest, dass sie in der Auseinandersetzung mit Ortega die Oberhand hatte.
    Doch der wichtigste Punkt von allem war, dass sie gerne erfahren würde, woher die Polizei von Bay City wusste, dass sie sich an Bord des Siebenten Himmels aufhielt. Und da es recht wahrscheinlich war, dass sie es auf direktem oder indirektem Wege von Takeshi Kovacs wusste, würde es sie vor allem interessieren, woher er es wusste. Sie musste herausfinden, wie viel er wusste und wie viel er der Polizei erzählt hatte.
    Also musste sie daran interessiert sein, mit Ortega zu reden.
    Ich schloss die Manschetten des Tarnanzugs und wartete. Wir hatten den Siebenten Himmel bereitszum dritten Mal umkreist.
    »Kommen Sie doch bitte an Bord«, sagte Kawahara schließlich. »Folgen Sie dem Steuerbord-Peilsignal. Man wird Ihnen einen Code geben.«
     
    Der Lock-Mit war mit einer Heckabwurfschleuse ausgestattet. Es war eine kleinere zivile Variante des Systems, das in militärische Modelle eingebaut und für intelligente Bomben oder Spionagedrohnen verwendet wurde. Der Zugang zur Abschussröhre erfolgte durch den Boden der Hauptkabine, und nach einigen Verrenkungen passte ich hinein, samt Tarnanzug, Gravtornister und diversen Waffen. Wir hatten es drei- oder viermal am Boden geübt, aber während der Transporter sich nun im Anflug auf den Siebenten Himmel befand, kam es mir plötzlich wie ein langwieriges und kompliziertes Manöver vor. Endlich hatte ich alles verstaut, und Ortega klopfte mir einmal gegen den Anzughelm, bevor sie die Luke zuschlug und ich mich in totaler Finsternis befand.
    Drei Sekunden später öffnete sich die Röhre und feuerte mich rückwärts in den Nachthimmel.
    Das Gefühl war wie ein vage vertrautes Vergnügen, an das sich dieser Sleeve nicht auf der zellularen Ebene erinnerte. Aus der Enge der Röhre mit den lauten Vibrationen der Transportertriebwerke wurde ich unvermittelt in den absoluten Raum und die totale Stille katapultiert. Nicht einmal das Rauschen der Luft drang während meines Falls durch die Schaumpolsterung des Anzughelms. Die Graveinheit trat in Funktion, sobald ich die Röhre verlassen hatte, und bremste den Sturz ab, bevor er richtig begann. Ich spürte, wie mich das Feld ergriff, nicht völlig bewegungslos, sondern ich fühlte mich eher wie ein Ball, der auf einer Fontäne tanzte. Ich drehte mich herum und sah, wie die Navigationslichter des Transporters vor der Masse des

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