Das Unsterblichkeitsprogramm
Siebenten Himmels zusammenschrumpften.
Das Luftschiff hing wie eine bedrohliche Sturmwolke vor und über mir. Von der gewölbten Außenhülle und den Galerieebenen darunter schimmerten mir Lichter entgegen. Unter normalen Umständen hätte ich das unangenehme Gefühl gehabt, eine Zielscheibe zu sein, aber das Betathanatin dämpfte diese Emotionen zu einem sauberen Strom aus detaillierten Daten. Im Tarnanzug war ich so schwarz wie die Nacht, die mich umgab, und auch für Radar praktisch unsichtbar. Das Gravfeld, das ich erzeugte, konnte theoretisch von irgendeinem Sensor wahrgenommen werden, doch angesichts der starken Felder der Stabilisatoren des Schiffs hätten die Leute schon sehr gezielt nach mir Ausschau halten müssen. All das war mir mit absoluter Gewissheit klar, sodass kein Raum für Zweifel, Ängste oder emotionale Verwirrungen übrig blieb. Der Schnitter hatte mich fest im Griff.
Ich stellte den Antrieb auf einen sanften Vorwärtsimpuls ein und schwebte auf die massive gekrümmte Wand zu. Simulationsgrafiken erwachten auf der Innenseite des Helmvisiers zum Leben, und ich sah in roter Markierung die Einstiegspunkte, die Irene Elliott ausgemacht hatte. Einer davon, die unversiegelte Öffnung einer Luftprobensonde, die nicht mehr in Betrieb war, blinkte regelmäßig neben dem Schriftzug Option 1 in zierlichen grünen Buchstaben. Ich stieg immer höher auf und näherte mich zusehends.
Die Einheit bestand aus einer etwa einen Meter durchmessenden Öffnung, an deren Ränder die Narben der amputierten Luftprobentechnik zu erkennen waren. Ich drehte die Beine in Flugrichtung – kein leichtes Unterfangen in einem Gravfeld – und klammerte mich beim Kontakt an der Schleusenkante fest. Dann konzentrierte ich mich darauf, meinen Körper bis zur Hüfte in die Öffnung zu manövrieren. Mit einigen Verrenkungen gelang es mir schließlich, mich mitsamt Gravtornister durch das Loch bis zum Boden vorzuarbeiten. Dort schaltete ich den Gravprojektor ab.
Drinnen gab es kaum ausreichend Bewegungsfreiheit für einen Techniker, der auf dem Rücken liegend die Ausrüstung überprüfen wollte. Im Hintergrund befand sich eine altertümliche Druckschleuse mit Rad, genauso wie Irene Elliotts gedippte Lagepläne versprochen hatten. Ich wand mich, bis ich das Rad mit beiden Händen fassen konnte. Sowohl der Anzug als auch der Tornister verklemmten sich im engen Schacht. Meine bisherigen Anstrengungen hatten fast meine gesamte unmittelbar verfügbare Energie aufgezehrt. Ich holte tief Luft, um meine komatösen Muskeln anzufeuern, wartete, bis mein verlangsamtes Herz den Sauerstoff in meinem Körper verteilt hatte, und stemmte mich dann gegen das Rad. Zu meinem Erstaunen ließ es sich ohne große Schwierigkeiten drehen. Die Luftschleuse öffnete sich nach außen, und dahinter lag körperlose Dunkelheit.
Ich verharrte eine Weile, um meinen Muskeln Zeit zum Nachladen zu geben. An den doppelten Schnitter-Cocktail musste ich mich erst gewöhnen. Auf Sharya hatten wir nicht über zwanzig Prozent gehen müssen. Die Umgebungstemperatur in Zihicce war recht hoch gewesen, und die Spinnenpanzer hatten nur über primitive Infrarotsensoren verfügt. Hier oben hätte ein Körper mit sharyanischer Zimmertemperatur sämtliche Alarmsysteme ausgelöst. Ohne sorgfältige Sauerstoffversorgung hätte ich sehr schnell sämtliche zellularen Energiereserven aufgebraucht, worauf ich wie ein Flaschenrücken auf dem Trockenen hilflos nach Luft schnappend am Boden gelegen hätte. Ich wartete und atmete tief und langsam.
Nach ein paar Minuten drehte ich mich erneut herum und befreite mich vom Gravtornister, dann schob ich mich vorsichtig durch die Schleuse und landete mit den Händen auf einem Bodengitter aus Metall. Langsam zog ich den Rest meines Körpers durch die Luke und kam mir vor wie eine Motte, die aus ihrer Puppe schlüpfte. Auf dem dunklen Gang schaute ich mich in beide Richtungen um, bevor ich mich erhob und den Helm und die Handschuhe des Tarnanzugs ablegte. Wenn die Angaben in den Plänen, die Irene Elliott von der Werft in Tampa gedippt hatte, immer noch zutreffend waren, führte dieser Gang zwischen den riesigen Heliumtanks hindurch zum Auftriebskontrollraum im Heck, und von dort konnte ich dann über eine Wartungsleiter direkt auf das Hauptdeck gelangen. Nach den Informationen, die wir durch Millers Verhör gewonnen hatten, befanden sich Kawaharas Quartiere zwei Ebenen tiefer auf der Steuerbordseite. Sie lagen hinter zwei großen Fenstern
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