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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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Durchbruch geschafft. Viele Hotels in diesem Viertel sind KIs.« Sie grinste mich durch den Rauch an.
    »Das ist der Grund, warum hier niemand absteigt. Eigentlich eine Schande. Ich habe irgendwo gelesen, dass ihr Verlangen nach Gästen ähnlich elementar programmiert ist wie das menschliche Verlangen nach Sex. Das muss ganz schön frustrierend sein, nicht wahr?«
    »Bestimmt.«
    Einer der Mohikaner kam herüber und baute sich neben uns auf. Ortega blickte mit einer Miene zu ihm auf, die offenbar besagen sollte, dass sie nicht gestört werden wollte.
    »Hier ist die Analyse der DNS-Spuren«, sagte der Mohikaner zurückhaltend und reichte ihr eine Videofaxtafel. Ortega überflog sie und zuckte dann zusammen.
    »Nanu! Sie haben sich – zumindest für eine Weile – in illustrer Gesellschaft aufgehalten, Kovacs.« Sie deutete auf die männliche Leiche. »Dieser Sleeve war zuletzt auf Dimitri Kadmin registriert, auch als Dimi, der Zwilling bekannt. Ein Profikiller aus Wladiwostock.«
    »Und die Frau?«
    Ortega und der Mohikaner tauschten einen kurzen Blick aus. »In Ulan Bator registriert?«
    »Volltreffer.«
    »Endlich haben wir den Mistkerl!« Ortega sprang mit neuer Energie auf die Beine. »Wir entfernen die Stacks und bringen sie rüber zur Fell Street. Ich möchte, dass Dimi noch vor Mitternacht in den Gewahrsam geladen wird.« Sie blickte sich noch einmal zu mir um. »Kovacs, Sie scheinen uns sehr geholfen zu haben.«
    Der Mohikaner griff unter seinen Zweireiher und zog ein Messer mit schwerer Klinge hervor, so lässig, als hätte er nach einer Packung Zigaretten gegriffen. Gemeinsam gingen sie zur Leiche hinüber und gingen daneben in die Knie. Neugierige Polizisten in Uniform schlenderten herüber, um zuzuschauen. Das feuchte Knacken von Knorpel war zu hören. Wenig später stand ich auf und mischte mich unter die Zuschauer. Niemand achtete auf mich.
    Es war nicht gerade ein Beispiel für kultivierte biotechnische Chirurgie. Der Mohikaner hatte einen Teil der Wirbelsäule aus der Leiche herausgeschnitten, um Zugang zur Schädelbasis zu erhalten, und nun stocherte er mit der Messerspitze darin herum, auf der Suche nach dem kortikalen Stack. Kristin Ortega hielt den Kopf mit beiden Händen fest.
    »Sie werden heutzutage viel tiefer als früher eingesetzt«, sagte sie. »Versuchen Sie, die restlichen Wirbel herauszuholen, dort müsste das Ding irgendwo sein.«
    »Ich bin schon dabei«, schnaufte der Mohikaner. »Hier scheinen irgendwelche Verstärkungen eingebaut worden zu sein. Eine Antischockdichtung. Noguchi hat darüber gesprochen, als er das letzte Mal… Scheiße! Ich dachte, ich hätte ihn erwischt.«
    »Nein, so wird das nichts. Sie setzen im falschen Winkel an. Lassen Sie mich mal ran.« Ortega nahm ihm das Messer ab und stellte ein Knie auf den Schädel, um ihn zu fixieren.
    »Scheiße, ich hätte ihn fast gehabt.«
    »Ja, schon gut, aber ich werde nicht die ganze Nacht lang zusehen, wie Sie hier herumstochern.« Sie blickte auf und bemerkte, dass ich sie beobachtete. Sie nickte knapp und legte die gezähnte Klinge an die Schädelbasis. Dann schlug sie mit der Hand auf den Messergriff, worauf sich etwas mit lautem Knacken löste. Sie sah den Mohikaner grinsend an.
    »Haben Sie das gehört?«
    Sie griff in die blutige Masse und zog den Stack mit Daumen und Zeigefinger heraus. Das Ding sah recht unscheinbar aus. Ein blutverschmiertes, erschütterungsresistentes Gehäuse, kaum größer als eine Zigarettenkippe, aus dem auf einer Seite die verdrehten steifen Fäden des Mikroanschlusses herausragten. Ich verstand nun, warum die Katholiken nicht daran glauben wollten, dass sich in diesem Behältnis die menschliche Seele befand.
    »Hab dich, Dimi.« Ortega hielt den Stack ins Licht, dann gab sie ihn und das Messer dem Mohikaner. Sie wischte sich die Finger an der Kleidung der Leiche ab. »Gut. Holen wir jetzt den anderen aus der Frau.«
    Während wir zusahen, wie der Mohikaner die Prozedur bei der zweiten Leiche wiederholte, stand ich nahe genug bei Ortega, um mich flüsternd mit ihr unterhalten zu können.
    »Also wissen Sie auch, wer das hier ist?«
    Sie fuhr herum und sah mich an, aber ich konnte nicht sagen, ob sie nur überrascht war oder Unbehagen empfand, weil ich ihr so nahe war. »Ja, das ist der Zwilling von Dimi, dem Zwilling. Auch wenn es wie ein Kalauer klingt. Der Sleeve ist in Ulan Bator registriert. Zu Ihrer Information: Das ist die Hauptstadt des Download-Schwarzmarkts in Asien. Sie müssen

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