Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
den wartenden Sleeve runter. Verbindlichsten Dank, meine Damen und Herren. Es war mir ein Vergnügen, Geschäfte mit Ihnen zu machen.«
    »Unterdessen…«
    »Unterdessen kauft der Agent einen Sleeve vom Schwarzmarkt, vielleicht ein Katatonieopfer aus einem Krankenhaus in der Umgebung oder die aufgefundene Leiche eines Drogenabhängigen, der keine allzu schweren körperlichen Defekte aufweist. Die Polizei von Ulan Bator betreibt einen schwunghaften Leichenhandel. Der Agent löscht den Geist des Sleeves und überspielt die Kopie von Dimi, der daraufhin munter in die Welt hinausspaziert. Auf der einen Seite des Globus taucht er unter, und in Bay City setzt er seine Arbeit in der Öffentlichkeit fort.«
    »Solche Typen erwischen Sie vermutlich nicht allzu häufig.«
    »Fast nie. Dazu müsste man beide Kopien gleichzeitig schnappen, entweder als Leiche oder auf der Grundlage eines UN-Haftbefehls. Sonst gibt es keine rechtliche Befugnis, einen Download aus einem lebenden Körper zu machen. Und dann kann es passieren, dass dem Zwilling einfach der kortikale Stack aus dem Genick geschossen wird, bevor wir etwas machen können. So etwas habe ich schon erlebt.«
    »Ziemlich heftig. Welche Strafe haben solche Leute zu erwarten.«
    »Die Auslöschung.«
    »Die Auslöschung? So etwas gibt es hier?«
    Ortega nickte. Ein leises, grimmiges Lächeln spielte um ihre Mundwinkel, ohne sich völlig zu entfalten. »Ja, so etwas gibt es hier. Schockiert?«
    Ich dachte darüber nach. Im Corps wurden manche Vergehen mit Auslöschung bestraft, im Wesentlichen Fahnenflucht oder Befehlsverweigerung im Kampf, aber ich hatte nie erlebt, dass diese Strafe tatsächlich verhängt wurde. Es widersprach der Konditionierung, einfach alles hinzuschmeißen. Und auf Harlans Welt war die Auslöschung ein Jahrzehnt vor meiner Geburt abgeschafft worden.
    »Ist das nicht etwas altmodisch?«
    »Tut Ihnen Leid, was mit Dimi geschehen wird?«
    Ich fuhr mit der Zungenspitze über die Verletzungen meiner Mundschleimhaut, dachte an den kalten Kreis aus Metall in meinem Genick und schüttelte den Kopf. »Nein. Aber wird es dadurch aufhören?«
    »Es gibt noch ein paar andere Kapitalverbrechen, aber meistens wird die Strafe in ein paar Jahrhunderte Einlagerung umgewandelt.« Ortegas Miene verriet, dass sie diese Praxis für keine gute Idee hielt.
    Ich stellte meinen Kaffee ab und griff nach einer Zigarette. Die Handbewegungen erfolgten völlig automatisch, und ich fühlte mich zu müde, um sie zu unterdrücken. Ortega lehnte mein Angebot dankend ab. Ich drückte das Ende der Zigarette an die Zündfläche der Packung und sah Ortega an.
    »Wie alt sind Sie, Ortega?«, fragte ich sie.
    Sie erwiderte meinen Blick mit leicht zusammengekniffenen Augen. »Vierunddreißig. Warum?«
    »Sie wurden nie digitalisiert?«
    »Doch. Als ich vor einigen Jahren psychochirurgisch behandelt wurde, hat man mich für einige Tage gespeichert. Aber sonst nie. Ich bin nicht kriminell, und ich habe nicht genug Geld für diese Art des Reisens.«
    Ich stieß den ersten Rauch aus. »Sie scheinen etwas empfindlich auf dieses Thema zu reagieren.«
    »Wie ich schon sagte, ich bin nicht kriminell.«
    »Nein.« Ich dachte an meine letzte Begegnung mit Virginia Vidaura zurück. »Wenn Sie es wären, würden Sie nicht denken, dass es eine einfache Sache wäre, für zweihundert Jahre aus dem Verkehr gezogen zu werden.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Das mussten Sie auch nicht.« Ich wusste nicht, was mich dazu verleitet hatte, zu vergessen, dass Ortega auf der Seite des Rechts stand – aber irgendetwas hatte mich verleitet. Zwischen uns beiden hatte sich etwas aufgebaut, so etwas wie eine statische Spannung, etwas, das ich vielleicht durchschaut hätte, wenn meine Envoy-Intuition nicht so sehr durch den neuen Sleeve abgestumpft wäre.
    Was immer es war, es hatte soeben das Zimmer verlassen. Ich zog die Schultern hoch und zog kräftiger an der Zigarette. Ich brauchte dringend Schlaf.
    »Kadmin dürfte recht teuer sein. Angesichts derartiger Unkosten und Risiken.«
    »Etwa zwanzigtausend pro Auftrag.«
    »Dann hat Bancroft keinen Selbstmord begangen.«
    Ortega hob eine Augenbraue. »Dafür, dass Sie eben erst eingetroffen sind, leisten Sie verdammt schnelle Arbeit.«
    »Hören Sie auf!« Ich blies ihr eine Lunge voll Rauch entgegen. »Wenn es Selbstmord wäre, wer hätte dann zwanzigtausend bezahlt, um mich auszuschalten?«
    »Sie scheinen sehr beliebt zu sein.«
    Ich beugte mich vor. »Nein, es

Weitere Kostenlose Bücher