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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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versicherte mir, dass ich keine Gehirnerschütterung hatte, und gab mir ein Spray, das das Nasenbluten stoppen sollte. Danach setzte ich mich in die Lobby und ließ meinen neuen Sleeve ein paar von den Zigaretten des Lieutenants rauchen. Ich saß immer noch dort, als sie eine Stunde später eintraf.
    Ortega vollführte eine unbestimmte Geste. »Tja, nachts ist immer viel los in dieser Stadt.«
    Ich bot ihr die Schachtel an. Sie betrachtete sie, als hätte ich soeben eine bedeutende philosophische Frage aufgeworfen, dann nahm sie sie an und schüttelte eine Zigarette heraus. Sie ignorierte die Zündfläche an der Seite der Packung und suchte in ihren Hosentaschen, bis sie ein schweres Benzin-Feuerzeug gefunden hatte und es aufklappte. Sie schien auf Autopilot geschaltet zu haben und trat, ohne das Geschehen bewusst wahrzunehmen, zur Seite, um die Gerichtsmediziner vorbeizulassen, die mit ihrer Ausrüstung hereinkamen, worauf sie das Feuerzeug in einer anderen Tasche verschwinden ließ. Plötzlich schien es in der Lobby vor Menschen zu wimmeln, die eifrig ihren Beschäftigungen nachgingen.
    »Also.« Sie blies den Rauch senkrecht in die Luft. »Sie kennen diese Typen?«
    »Hören Sie bitte auf mich zu verarschen!«
    »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, dass ich erst vor sechs Stunden entlassen wurde.« Ich hörte, dass meine Stimme immer lauter wurde. »Und das soll heißen, dass ich mit ganzen drei Menschen gesprochen habe, seit wir uns das letzte Mal begegnet sind. Ich bin zum allerersten Mal auf der Erde. Und das soll heißen, dass Sie das alles längst wissen! Wenn Sie keine intelligenten Fragen an mich haben, gehe ich jetzt ins Bett.«
    »Schon gut, graben Sie das Kriegsbeil wieder ein.« Ortega sah plötzlich müde aus. Sie ließ sich mir gegenüber in einen Sessel sinken. »Sie haben meinem Kollegen gesagt, es wären Profis gewesen.«
    »Das waren sie.« Ich war zu dem Schluss gekommen, dass ich diese Information genauso gut an die Polizei weitergeben konnte, da sie es vermutlich sowieso feststellen würden, wenn sie die zwei Leichen identifiziert hatten.
    »Haben sie Sie beim Namen genannt?«
    Ich legte bewusst die Stirn in Falten. »Mich? Bei meinem Namen?«
    »Ja.« Sie gestikulierte ungeduldig. »Wurden Sie mit Kovacs angesprochen?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Haben sie andere Namen benutzt?«
    Ich hob eine Augenbraue. »Zum Beispiel?«
    Die Erschöpfung, die ihre Gesichtszüge erschlafft hatte, verschwand unvermittelt, und sie sah mich aufmerksam an. »Vergessen Sie’s. Wir hören uns die Aufzeichnung des Hotels an.«
    Ups!
    »Auf Harlans Welt würde man dafür eine richterliche Anordnung benötigen.« Ich gab mir Mühe, den Satz beiläufig klingen zu lassen.
    »Hier ist es genauso.« Ortega schnippte Asche von ihrer Zigarette auf den Teppich. »Aber das dürfte kein Problem sein. Offensichtlich ist es nicht das erste Mal, dass sich das Hendrix wegen organischer Defekte verantworten muss. Ist zwar schon eine Weile her, aber es steht noch in den Archiven.«
    »Wieso wurde es nicht geschlossen?«
    »Es kam nur zu einer Anklage, aber zu keiner Verurteilung. Das Gericht stellte das Verfahren ein. Klarer Fall von Notwehr. Anderseits«, sagte sie und deutete auf das verstummte Geschütz hinüber, an dem zwei Mitarbeiter der Spurensicherung Emissionsmessungen vornahmen, »ging es damals um verdeckte Tötung durch Stromschlag. Das hier ist etwas ganz anderes.«
    »Ja, ich wollte schon danach fragen. Wer stattet Hotels mit solcher Hardware aus?«
    »Wofür halten Sie mich? Für ein Suchkonstrukt?« Ortega beobachtete mich nun mit misstrauischer Nachdenklichkeit, was mir gar nicht gefiel. Doch dann tat sie es mit einem plötzlichen Achselzucken ab. »Bei der oberflächlichen Archivanfrage, die ich auf dem Weg hierher losschickte, ergab sich, dass das Ding offenbar schon vor ein paar Jahrhunderten eingebaut wurde, auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskriege. Klingt vernünftig. Als ein schärferer Wind wehte, wurden viele Gebäude zusätzlich gesichert. Natürlich gingen die meisten Unternehmen kurz danach unter, als der Handel zusammenbrach. Und niemand machte sich die Mühe, eine Aufforderung zur Entfernung der Hardware herumzuschicken. Das Hendrix erhielt stattdessen den Status einer künstlichen Intelligenz und hat sich selbst freigekauft.«
    »Schlau.«
    »Ja. Wie ich gehört habe, waren die KIs die Einzigen, die richtig mit der neuen Marktsituation umgehen konnten. Etliche von ihnen haben damals den

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