Das Unsterblichkeitsprogramm
öffnete.
Oumou Prescott war eine große, beeindruckend aussehende Afrikanerin, die meinen Sleeve um ein paar Zentimeter überragte.
Ihr Haar war zusammengeflochten und mit Dutzenden ovaler Glasperlen in sieben oder acht meiner Lieblingsfarben besetzt, und ihre Wangen wurden von einem abstrakten Tattoo geziert. In einem blassgrauen Anzug und einem langen schwarzen Mantel mit hochgeschlagenem Kragen stand sie auf der Schwelle und sah mich mit zweifelndem Blick an.
»Mr. Kovacs?«
»Ja, kommen Sie herein. Möchten Sie auch frühstücken?« Ich stellte das Tablett auf das ungemachte Bett.
»Nein, vielen Dank. Mr. Kovacs, ich stehe den Anwälten von Laurens Bancroft vor und gehöre der Kanzlei Prescott, Forbes und Hernandez an. Mr. Bancroft teilte mir mit…«
»Ja, ich weiß.« Ich nahm ein Stück gegrilltes Hähnchen vom Tablett.
»Es geht darum, Mr. Kovacs, dass wir eine Verabredung mit Dennis Nyman bei PsychaSec haben, und zwar in…« Ihr Blick zuckte kurz nach oben, um die Zeit von ihrer Netzhautuhr abzulesen. »Dreißig Minuten.«
»Ich verstehe«, sagte ich, während ich langsam kaute. »Das wusste ich nicht.«
»Ich habe seit acht Uhr versucht, Sie anzurufen, aber das Hotel weigerte sich, mich durchzustellen. Mir war nicht bewusst, dass Sie so lange schlafen würden.«
Ich grinste sie mit vollem Mund an. »Schlechte Recherche. Ich habe erst gestern meinen Sleeve bekommen.«
Sie erstarrte, als sie meine Erwiderung hörte, doch dann ging sie mit professioneller Gelassenheit darüber hinweg. Sie durchquerte das Zimmer und setzte sich auf die Fensterbank.
»Also werden wir uns verspäten«, sagte sie. »Aber ich schätze, dass Sie ein Frühstück brauchen.«
Es war kalt mitten in der Bay.
Ich stieg aus dem Automatiktaxi in wässrigen Sonnenschein und böigen Wind. Während der Nacht hatte es geregnet, und über dem Land trieben sich immer noch ein paar graue Kumuluswolken herum, die hartnäckig der steifen Meeresbrise Widerstand leisteten, die sie vertreiben wollte. Ich schlug den Kragen meines Sommeranzugs hoch und nahm mir vor, bei nächster Gelegenheit einen Mantel zu kaufen. Nichts Übermäßiges, höchstens halblang, mit Kragen und Taschen, in die man die Hände stecken konnte.
Neben mir machte Prescott einen unerträglich behaglichen Eindruck in ihrem Mantel. Sie bezahlte das Taxi per Daumendruck, dann traten wir beide zurück, als es aufstieg. Ein angenehmer warmer Luftschwall aus den Startturbinen strich mir über Gesicht und Hände. Ich blinzelte im kleinen Staubsturm und sah, wie Prescott einen schlanken Arm hob, um sich ebenfalls vor dem aufgewirbelten Schmutz zu schützen. Dann war das Taxi verschwunden und fädelte sich in den lebhaften Verkehr am Himmel über dem Festland ein. Prescott wandte sich dem Gebäude hinter uns zu und deutete lakonisch mit dem Daumen darauf.
»Hier entlang.«
Ich steckte die Hände in die unzureichenden Taschen meines Anzugs und folgte ihr. Leicht in den Wind gebeugt stiegen wir die lange, gewundene Treppe zu PsychaSec Alcatraz hinauf.
Ich hatte eine Hochsicherheitsanlage erwartet und wurde nicht enttäuscht. PsychaSec bestand aus einer Reihe langer zweistöckiger Module mit Fenstern in tiefen Nischen, sodass das Ganze an einen militärischen Kommandobunker erinnerte. Die einzige Störung des Musters war eine Kuppel am westlichen Ende, in der sich vermutlich die Hardware für die Satelliten-Uplinks befand. Der gesamte Komplex war in blassem Granitgrau gehalten, und die Fenster schimmerten in spiegelndem Rauchgelb. Es gab keine Holodisplays oder öffentlichen Sendungen. Nichts wies darauf hin, das wir uns am richtigen Ort befanden, bis wir vor einem nüchternen Schild mit Lasergravur auf der schrägen Steinwand des Eingangsblocks standen.
PsychaSec S. A.
DigIn-Retrieval und Sicherheitsverwahrung
Klon-Sleeving
Über dem Schild befand sich ein kleines schwarzes Wächterauge, das von stabilen Lautsprechergittern flankiert wurde. Oumou Prescott hob die Hand und winkte zum Auge hinauf.
»Willkommen bei PsychaSec Alcatraz«, sagte eine schroffe synthetische Stimme. »Bitte identifizieren Sie sich innerhalb der fünfzehnsekündigen Sicherheitszeitspanne.«
»Oumou Prescott und Takeshi Kovacs. Wir haben einen Termin mit Direktor Nyman.«
Ein dünner grüner Scanlaserstrahl tastete uns von Kopf bis Fuß ab, dann wich ein Teil der Wand scheinbar reibungslos zurück, verschwand im Boden und bildete einen Eingang. Ich war froh, dem Wind zu entkommen, und
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