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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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waren, die sich in der unteren Hälfte der Gruft konzentrierten. Die Klonkapseln hingen wie das Mobile eines Wahnsinnigen im Raum, als würden sie nur auf eine kräftige Brise warten, die das Ganze in Bewegung versetzte.
    Nyman räusperte sich, und Prescott und ich schüttelten die erstaunte Lähmung ab, die uns auf der Schwelle ergriffen hatte.
    »Die Anordnung mag planlos erscheinen«, sagte er, »aber sie wird tatsächlich vom Computer berechnet.«
    »Ich weiß.« Ich nickte und näherte mich einer tiefer hängenden Hülle. »Nach fraktalen Prinzipien, nicht wahr?«
    »Äh… ja.« Nyman schien mir meine Kenntnisse geradezu übel zu nehmen.
    Ich sah mir den Klon durch die Hülle an. Wenige Zentimeter von mir entfernt unter der Membran träumten Miriam Bancrofts Gesichtszüge in der amniotischen Flüssigkeit. Ihre Arme waren schützend über ihren Brüsten verschränkt, und die zu Fäusten eingerollten Hände lagen unter ihrem Kinn. Das Haar war über dem Kopf zu einer dicken Schlange geringelt und wurde von einer Art Netz zusammengehalten.
    »Hier ist die ganze Familie versammelt«, murmelte Prescott mir über meine Schulter zu. »Er und sie sowie alle einundsechzig Kinder. Die meisten haben nur ein oder zwei Klone, aber Bancroft und seine Frau sind jeweils sechsfach vertreten. Beeindruckend, nicht wahr?«
    »Ja.« Unwillkürlich legte ich die Hand auf die Membran über Miriam Bancrofts Gesicht. Sie war warm und gab leicht nach. Vernarbtes Gewebe umschloss die Eintrittsstellen für die Nährstoffzufuhr und die Entsorgung von Abfallprodukten und die winzigen Verletzungen, wo Nadeln hindurchgestochen worden waren, um Proben zu nehmen oder IV-Additive zu injizieren.
    Ich wandte mich von der schlafenden Frau ab und sah Nyman an.
    »Das ist alles sehr nett, aber ich vermute, dass Sie die Klone nicht hier entnehmen, wenn Bancroft hereinkommt. Sie haben bestimmt auch Tanks.«
    »Hier entlang.« Nyman bedeutete uns, ihm zu folgen, und ging zum hinteren Ende des Raums, wo eine weitere Tür in die Wand eingelassen war. Die tiefer hängenden Hüllen schwankten auf unheimliche Weise, als wir vorbeigingen, und ich musste mich ducken, um zu verhindern, dass ich einen der Klone streifte. Auf dem Tastenfeld neben der Tür führten Nymans Finger eine kurze Tarantella auf, dann traten wir in einen langen, niedrigen Raum, dessen klinische Beleuchtung nach dem plazentalen Licht der Hauptgruft grell wirkte. Acht Metallzylinder, ähnlich wie der Tank, in dem ich gestern aufgewacht war, standen an einer Wand aufgereiht. Während meiner farblos gewesen war und unzählige Benutzungsspuren aufgewiesen hatte, waren diese Einheiten mit einem glänzenden cremefarbenen Anstrich und gelben Zierleisten rund um den transparenten Deckel und die verschiedenen Anschlüsse versehen.
    »Tiefschlafkammern mit voller Lebenserhaltung«, sagte Nyman. »Sie bieten im Wesentlichen die gleichen Umweltbedingungen wie die Klonhüllen. Hier findet der gesamte Sleeving-Prozess statt. Wir bringen die neuen Klone herein, die sich noch in der Hülle befinden, und deponieren sie in den Tanks. Dort wird die Membran durch ein Enzym in der Nährstoffmischung aufgelöst, sodass der Übergang traumafrei erfolgt. Alle medizinischen Arbeiten werden von Personal in synthetischen Sleeves ausgeführt, um jedes Kontaminationsrisiko zu vermeiden.«
    Ich sah, wie Oumou Prescott verzweifelt die Augen verdrehte, und ein Grinsen zerrte an meinen Mundwinkeln.
    »Wer hat Zugang zu diesem Raum?«
    »Ich und autorisiertes Personal, aber nur mit einem täglich wechselnden Code. Und die Eigentümer selbstverständlich.«
    Ich lief an den Zylindern entlang und studierte die Daten auf den Displays, die jeweils am Fußende angebracht waren. Im sechsten lag ein Klon von Miriam, dann folgten zwei von Naomi im siebten und achten Tank.
    »Sie haben die Tochter zweimal auf Eis liegen?«
    »Ja.« Nyman sah mich zunächst mit verdutzter Miene, dann mit leichter Überheblichkeit an. Jetzt hatte er die Chance, die Autorität zurückzugewinnen, die er durch die fraktalen Prinzipien verloren hatte. »Wurden Sie nicht über ihren gegenwärtigen Zustand informiert?«
    »Ja, sie ist in psychochirurgischer Behandlung«, brummte ich. »Aber das erklärt nicht, warum sie hier in zweifacher Ausfertigung liegt.«
    »Nun…« Nyman blickte sich zu Prescott um, als wollte er andeuten, dass die Preisgabe weiterer Informationen eine juristische Angelegenheit darstellte. Die Anwältin räusperte sich.
    »PsychaSec

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