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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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Beide trugen weite Leinengewänder gegen die Hitze. Einer hielt eine Rolle Klebeband in der Hand, der andere eine kleine Lötlampe. Ich stürzte mich auf sie, nur um den lähmenden Panikreflex abzuschütteln und wieder etwas Kontrolle über den eingebaute Hilflosigkeit zu gewinnen.
    Der mit dem Klebeband wehrte meine Ärmchen ab und schlug mir ins Gesicht. Die Ohrfeige warf mich zu Boden. Ich lag mit taubem Gesicht da und schmeckte Blut. Einer riss mich an einem Arm wieder auf die Beine. Aus scheinbarer Ferne betrachtete ich das Gesicht des anderen, der mich geschlagen hatte, und versuchte mich auf ihn zu konzentrieren.
    »So«, sagte er. »Wir können anfangen.«
    Mit den Fingernägeln meiner freien Hand zielte ich genau auf seine Augen. Das Envoy-Training gab mir genügend Geschwindigkeit, um in seine Nähe zu gelangen, aber ich hatte mich zu wenig in der Gewalt und verfehlte ihn. Zwei Fingernägel rissen blutige Schrammen in seine Wange. Er zuckte zusammen und sprang zurück.
    »Hinterfotzige Schlange«, sagte er und berührte die Verletzung, um dann das Blut an seinen Fingern zu betrachten.
    »Bitte«, stieß ich aus dem unbetäubten Teil meines Mundes hervor. »Müssen wir uns unbedingt an das Drehbuch halten? Nur weil Sie mich in diesen…«
    Ich verstummte abrupt. Er wirkte zufrieden. »Also doch nicht Irene Elliott«, sagte er. »Wir machen Fortschritte.«
    Diesmal versetzte er mir einen Schlag knapp unter den Brustkorb, wodurch er mir sämtliche Luft aus den Lungen trieb. Ich klappte wie ein Mantel über seinem Arm zusammen und glitt langsam hinunter, während ich nach Luft zu schnappen versuchte. Doch mein Körper stieß nur ein schwaches kieksendes Geräusch aus. Ich brach auf den Fußbodendielen zusammen, und irgendwo hoch über mir ließ er sich von seinem Kollegen das Klebeband geben und rollte ein unterarmlanges Stück ab – mit einem obszönen reißenden Geräusch, als würde jemandem die Haut abgezogen. Er riss es mit den Zähnen ab, ging neben mir in die Hocke und befestigte mein Handgelenk über meinem Kopf am Boden. Ich zappelte, als würde man mir Elektroschocks versetzen, und er brauchte eine Weile, bis er meinen linken Arm auf die gleiche Weise gefesselt hatte. Ich verspürte einen Drang zu schreien, der nicht meiner war, und kämpfte ihn zurück. Sinnlos. Spar dir deine Kräfte auf.
    Der Boden drückte unangenehm hart gegen die weiche Haut meiner Ellbogen. Ich hörte ein scharrendes Geräusch und drehte den Kopf. Der andere Mann zog zwei Stühle heran. Während der erste, der mich geschlagen hatte, meine Beine auseinander zog und mit Klebeband befestigte, setzte sich der Zuschauer auf einen Stuhl, zog eine Packung Zigaretten hervor und schüttelte eine heraus. Mit einem breiten Grinsen sah er mich an, steckte sie sich in den Mund und griff nach der Lötlampe. Als sein Kollege zurücktrat, um sein Werk zu begutachten, bot er ihm die Packung an. Er lehnte ab. Der Raucher zuckte die Achseln, fachte die Lötlampe an und hielt den Kopf schräg, als er sich daran die Zigarette anzündete.
    »Du wirst uns jetzt alles erzählen«, sagte er, gestikulierte mit der Zigarette und blies Rauch in die Luft, »was du über Jerrys Gästezimmer und Elizabeth Elliott weißt.«
    Die Lötlampe zischte und fauchte leise im ansonsten stillen Zimmer. Sonnenlicht drang durch das hohe Fenster herein und brachte die unendlich schwachen Geräusche einer Stadt voller Menschen mit.
    Sie fingen mit meinen Füßen an.
     
    Das Geschrei geht weiter, es hört nicht auf, schriller und lauter, als ich je einer menschlichen Kehle zugetraut hätte. Es zerreißt mir das Herz. Rote Muster ziehen durch mein Gesichtsfeld.
    Innenininennininennin…
    Jimmy de Soto kommt taumelnd in Sicht. Seine Sunjet ist weg, seine blutigen Hände kleben an seinem Gesicht. Das Geschrei löst sich von seiner wankenden Gestalt, und für einen Moment glaube ich fast, dass es der Kontaminationsalarm ist, der solchen Lärm macht. Automatisch werfe ich einen Blick auf den Sensor an meiner Schulter, dann dringt ein halbwegs verständliches Wort durch die Qualen, sodass ich weiß, dass er es ist.
    Er steht fast aufrecht, trotz des chaotischen Bombardements ein deutliches Ziel für Scharfschützen. Ich werfe mich über das freie Gelände und stoße ihn in die Deckung einer Ruine. Als ich ihn auf den Rücken drehe, um zu sehen, was mit seinem Gesicht passiert ist, schreit er immer noch. Ich brauche meine ganze Kraft, um seine Hände wegzuziehen, dann starrt die

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