Das Unsterblichkeitsprogramm
war, neben der Tatsache, dass Ortega die Tankmiete bezahlte, hatte dieser Schachzug für mich geradezu karmische Unausweichlichkeit.«
»Etwas kindisch für jemanden in Ihrem Alter, meinen Sie nicht auch?«
Bancroft neigte den Kopf. »Möglicherweise. Aber Sie erinnern sich vielleicht an einen gewissen General MacIntyre aus dem Envoy-Führungsstab, einen Bewohner von Harlans Welt, der ein Jahr nach dem Massaker von Innenin ausgeweidet und enthauptet in seinem Privatjet aufgefunden wurde.«
»Vage«, sagte ich kalt, obwohl ich mich sehr gut erinnerte. Aber wenn Bancroft sein Kontrollspiel durchziehen wollte, konnte er es auch von mir haben.
»Vage?« Bancroft hob eine Augenbraue. »Ich hätte gedacht, ein Veteran von Innenin würde niemals den Tod des Kommandanten vergessen, der den Oberbefehl über das gesamte Debakel hatte, der Mann, dem viele vorwerfen, dass er durch seine Nachlässigkeit die eigentliche Schuld an den vielen Realen Toten trug.«
»MacIntyre wurde vom Untersuchungsausschuss des Protektorats von allen Anschuldigungen freigesprochen«, sagte ich ruhig. »Worauf wollen Sie hinaus?«
Bancroft zuckte die Achseln. »Nur darauf, dass sein Tod offenbar ein Racheakt war, trotz des Gerichtsurteils, und letztlich ein sinnloser Akt, weil sich die Toten dadurch nicht zurückholen ließen. Kindisches Verhalten ist eine weit verbreitete Sünde unter Menschen. Vielleicht sollten wir nicht vorschnell urteilen.«
»Das mag sein.« Ich stand auf, trat an die Tür des Wintergartens und schaute hinaus. »Dann möchte ich Ihnen nicht das Gefühl geben, als wollte ich über Sie urteilen. Aber warum haben Sie mir nichts davon gesagt, dass Sie so viel Zeit in Bordellen verbringen?«
»Ach so, die kleine Elliott. Ja, Oumou hat mir davon erzählt. Glauben Sie ernsthaft, ihr Vater könnte etwas mit meinem Tod zu tun haben?«
Ich drehte mich um. »Nein, jetzt nicht mehr. Ich bin zur festen Überzeugung gelangt, dass er nichts mit Ihrem Tod zu tun hat. Aber ich habe viel Zeit vergeudet, um das herauszufinden.«
Bancroft erwiderte gelassen meinen Blick. »Es tut mir Leid, wenn ich Sie unzureichend informiert habe, Mr. Kovacs. Es stimmt, ich verbringe einen Teil meiner Freizeit mit käuflicher sexueller Erfüllung, sowohl realer als auch virtueller Natur. Oder, wie Sie es so elegant formulieren, in Bordellen. Ich hatte es nicht für ausgesprochen bedeutsam gehalten. Gleichermaßen gebe ich mich gelegentlich dem Laster des Glücksspiels hin. Und hin und wieder trage ich Messerkämpfe in Null-G aus. Mit all diesen Tätigkeiten könnte ich mir Feinde gemacht haben, genauso wie mit den meisten meiner geschäftlichen Aktionen. Ich hatte nicht den Eindruck, dass Ihr erster Tag in einem neuen Sleeve auf einer neuen Welt die rechte Zeit wäre, um Ihnen ausführlich von meinen Gewohnheiten zu erzählen. Wo hätte ich anfangen sollen? Stattdessen teilte ich Ihnen alles über den Hintergrund des Verbrechens mit und schlug Ihnen vor, mit Oumou zu reden. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Sie nach dem ersten vagen Hinweis wie ein Thermosensor losbrausen. Und ich hatte nicht damit gerechnet, dass Sie alles in Schutt und Asche legen, was Ihnen in die Quere kommt. Ich hatte gehört, das Envoy Corps wäre für subtiles Vorgehen bekannt.«
Wie er es so formulierte, hatte es durchaus Hand und Fuß. Virginia Vidaura hätte getobt, sie hätte sich wahrscheinlich hinter Bancroft gestellt und darauf gewartet, mich wegen eklatanten Mangels an Finesse zur Schnecke machen zu können. Andererseits hatten weder sie noch Bancroft Victor Elliotts Gesicht gesehen, als er mir von seiner Familie erzählt hatte. Ich schluckte eine heftige Erwiderung hinunter und ordnete das, was ich wusste, um entscheiden zu können, wie viel davon ich aufgeben konnte.
»Laurens?«
Miriam Bancroft stand in der Tür zum Wintergarten, ein Handtuch um den Hals gelegt und den Tennisschläger unter den Arm geklemmt.
»Miriam.« In Bancrofts Tonfall lag aufrichtiger Respekt, aber sonst fast nichts, das ich hätte identifizieren können.
»Ich fahre mit Nalan und Joseph ins Tauchrestaurant. Joseph war noch nie im Hudsons Floß, und wir haben ihn dazu überredet.« Sie sah Bancroft und mich an. »Wollt ihr uns begleiten?«
»Vielleicht später«, sagte Bancroft. »Wo werdet ihr sein?«
Miriam hob die Schultern. »Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Irgendwo auf dem Steuerborddeck. Vielleicht bei Benton.«
»Gut. Ich werde euch schon finden. Harpuniert eine
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