Das Urteil
Sache gut, auch wenn das seine eigene Meinung war.
Jimmy Hull betrachtete die Zeichnung, rieb sich das Kinn und sagte: »Dreißig Millionen Dollar, ja?«
»Mindestens«, entgegnete Hoppy. Er hatte plötzlich ein ganz flaues Gefühl im Ba uch.
»Und wer ist der Bauherr?«
Hoppy hatte seine Antwort geprobt und gab sie jetzt mit überzeugender Autorität. Er konnte den Namen einfach nicht preisgeben, jedenfalls jetzt noch nicht. Jimmy Hull gefiel die Heimlichtuerei. Er stellte Fragen, die alle mit Geld und Finanzierung zu tun hatten. Hoppy beantwortete die meisten von ihnen.
»Die Baugenehmigung könnte ein großes Problem werden«, sagte Jimmy Hull mit einem Stirnrunzeln.
»Das ist mir klar.«
»Und die Planungskommission wird sich mit Händen und Füßen wehren.«
»Damit rechnen wir.«
»Natürlich hat der Aufsichtsbeamte das letzte Wort. Wie Sie wissen, sind die Entscheidungen der Genehmigungs- und Planungsbehörde lediglich Empfehlungen. Unterm Strich machen wir sechs, was wir wollen.« Er kicherte, und Hoppy lachte mit. In Mississippi herrschten die sechs Bauinspektoren unumschränkt.
»Mein Klient weiß, wie so etwas läuft. Und mein Klient möchte gern mit Ihnen zusammenarbeiten.«
Jimmy Hull nahm seine Ellenbogen vom Schreibtisch und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Er kniff die Augen zusammen und legte die Stirn in Falten. Er strich sich übers Kinn, und seine glänzenden schwarzen Augen schossen Laserstrahlen über den Schreibtisch und trafen den armen Hoppy wie Kugeln in die Brust. Hoppy preßte alle zehn Finger auf die Schreibtischplatte, damit seine Hände nicht zitterten.
Wie oft hatte Jimmy Hull sich bereits in dieser speziellen Situation befunden und die Beute abgeschätzt, bevor er sich auf sie gestürzt hatte?
»Sie wissen, daß ich in meinem Bezirk alles kontrolliere«, sagte er, fast ohne die Lippen zu bewegen.
»Ich weiß genau, wie die Dinge liegen«, entgegnete Hoppy so gelassen, wie er nur konnte.
»Wenn ich will, daß das genehmigt wird, dann läuft es reibungslos ab. Wenn es mir aber nicht gefällt, dann ist es schon jetzt mausetot.«
Hoppy nickte nur.
Jimmy Hull wollte wissen, ob zu diesem Zeitpunkt bereits andere einheimische Makler beteiligt waren, wer was wußte, wie geheim das Projekt im Augenblick wirklich war. »Niemand außer mir«, versicherte ihm Hoppy.
»Macht Ihr Klient in Glücksspiel?«
»Nein. Aber er sitzt in Vegas. Und er weiß, wie man auf lokaler Ebene die Dinge ins Laufen bringt. Ihm liegt sehr daran, daß die Sache schnell über die Bühne geht.«
Vegas war das entscheidende Wort, und Jimmy Hull ließ es sich auf der Zunge zergehen. Er sah sich in dem schäbigen kleinen Büro um. Es war spärlich und spartanisch eingerichtet und vermittelte den Eindruck einer gewissen Unschuld, als ob hier nicht viel passierte und auch nicht viel erwartet wurde. Er hatte zwei Freunde in Biloxi angerufen, die ihm beide gesagt hatten, daß Mr. Dupree ein harmloser Bursche war, der Weihnachten für den Rotary Club Obsttörtchen verkaufte. Er hatte eine große Familie und schaffte es immer, Auseinandersetzungen zu vermeiden; dementsprechend ruhig lief sein Geschäft. Die offensichtliche Frage war also: Weshalb hatten diese Leute, die hinter Stillwater Bay standen, sich ausgerechnet für einen Tante-Emma-Laden wie Dupree Realty entschieden?
Er beschloß, die Frage nicht zu stellen. Er sagte: »Wissen Sie, daß mein Sohn ein hervorragender Berater für Projekte dieser Art ist?«
»Nein, das wußte ich nicht. Mein Klient würde gern mit Ihrem Sohn zusammenarbeiten.«
»Er ist drüben in Bay St. Louis.«
»Soll ich ihn anrufen?«
»Nein. Das mache ich selbst.«
Randy Moke besaß zwei Kieslaster und verbrachte den größten Teil seiner Zeit damit, an einem Fischerboot herumzubasteln, das er Hochseeanglern zum Chartern anbot. Zwei Monate vor seiner ersten Drogen-Verurteilung war er von der High-School abgegangen.
Hoppy drängte weiter. Ringwald hatte darauf bestanden, daß er Moke so bald wie möglich festnageln sollte. Wenn sie nicht sofort zu einer Einigung kamen, raste Moke womöglich nach Hancock County zurück und fing an, über das Projekt zu reden. »Mein Klient wüßte gern, mit welchen Vorkosten er rechnen muß, bevor er das Land kauft. Was würde Ihr Sohn denn für seine Dienste verlangen?«
»Hunderttausend.«
Hoppy verzog keine Miene und war ziemlich stolz auf seine Gelassenheit. Ringwald hatte vorausgesagt, daß er einbis zweihunderttausend verlangen
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