Das Urteil
gemieteten Sprachrohre - Gruppen von Lobbyisten und dergleichen.
Zigaretten machen süchtig. Fragen Sie einen beliebigen Raucher, der versucht hat, das Rauchen aufzugeben. Die Industrie behauptet, Rauchen wäre eine Sache der freien Entscheidung. »Typisches Geschwätz der Tabakkonzerne«, sagte er angewidert. Während seiner Tätigkeit als Oberster Amtsarzt hatte er drei voneinander unabhängige Untersuchungen in Auftrag gegeben, und jede von ihnen hatte eindeutig bewiesen, daß Zigaretten süchtig machen.
Die Tabakkonzerne geben Milliarden für die Irreführung der Öffentlichkeit aus. Sie geben Untersuchungen in Auftrag, die angeblich beweisen, daß Rauchen praktisch harmlos ist. Sie geben jährlich zwei Milliarden allein für Werbung aus, und dann behaupten sie, die Leute träfen ganz bewußt die Entscheidung, ob sie rauchen wollten oder nicht. Das ist einfach nicht wahr. Die Leute, und ganz besonders die Teenager, erhalten irreführende Signale. Rauchen scheint Spaß zu machen und in zu sein, sogar gesund.
Sie geben tonnenweise Geld aus für absurde Untersuchungen, die angeblich ihre sämtlichen Behauptungen beweisen. Die Industrie als Ganzes ist berüchtigt für ihre Lügen und ihre Verschleierungstaktiken. Die Konzerne weigern sich, für ihre Erzeugnisse einzustehen. Sie werben und inserieren wie verrückt, aber wenn jemand an Lungenkrebs stirbt, behaupten sie, der Betreffende hätte es besser wissen müssen.
Bunch hatte eine Untersuchung angestellt, die bewiesen hatte, daß Zigaretten Rückstände von Pestiziden und Insektiziden enthalten, Asbestfasern, unidentifizierbare Abfälle und vom Fußboden aufgefegten Schmutz. Bei der Werbung scheuen die Konzerne keine Kosten, aber sie machen sich nicht die Mühe, ihren Tabak von giftigen Rückständen zu befreien.
Er hatte ein Projekt geleitet, das aufgezeigt hatte, wie die Tabakkonzerne gezielt die Jugendlichen anvisieren und die Armen; wie sie bestimmte Marken speziell für Männer oder Frauen und für unterschiedliche Gesellschaftsschichten herstellen und Werbung dafür machen.
Weil er früher Oberster Amtsarzt gewesen war, wurde Dr. Bunch gestattet, seine Ansichten über ein breites Spektrum von Themen zu äußern. Im Verlauf des Vormittags war er zeitweise außerstande, seinen Abscheu vor den Tabakkonzernen zu verhehlen, und wenn die Bitterkeit die Oberhand gewann, litt seine Glaubwürdigkeit. Aber er fesselte die Geschworenen. Niemand gähnte oder starrte ins Leere.
Todd Ringwald war der Ansicht, daß das Treffen in Hoppys Büro stattfinden sollte, auf heimischem Boden sozusagen, wo Jimmy Hull Moke vielleicht weniger auf der Hut war. Hoppy hielt das für einen vernünftigen Gedanken. Er wußte wirklich nicht, wie eine solche Sache normalerweise abgewickelt wurde. Er hatte Glück und traf Moke zu Hause an. Es stellte sich heraus, daß er ohnehin vorhatte, im Laufe des Tages nach Biloxi zu kommen. Moke behauptete, daß ihm Hoppys Name bekannt sei, er hätte irgendwann schon mal von ihm gehört. Hoppy sagte, es handle sich um eine sehr wichtige Sache, bei der es um ein großes Projekt in Hancock County ginge. Sie verabredeten sich zum Lunch, ein schnelles Sandwich in Hoppys Büro. Moke sagte, er wüßte genau, wo Hoppy zu finden wäre.
Aus irgendeinem Grund lungerten um die Mittagszeit drei der Teilzeit-Agenten im vorderen Büro herum. Einer unterhielt sich am Telefon mit seiner Freundin. Ein anderer überflog die Anzeigen in der Zeitung. Der dritte wartete offensichtlich auf das Pinochle. Mit einiger Mühe scheuchte Hoppy sie auf die Straßen hinaus, wo die Immobilien zu finden waren. Er wollte niemanden in der Nähe haben, wenn Jimmy Hull erschien.
Als er schließlich in Jeans und Cowboystiefeln zur Tür hereinkam, waren die Räume leer. Hoppy begrüßte ihn mit einem nervösen Handschlag und zittriger Stimme und führte ihn in sein Büro, wo auf dem Schreibtisch zwei Sandwiches und zwei Gläser Eistee warteten. Beim Essen unterhielten sie sich über Lokalpolitik, die Kasinos und Angeln, aber Hoppy hatte überhaupt keinen Appetit. Sein Magen war vor Angst verkrampft, und seine Hände wollten nicht aufhören zu zittern. Dann räumte er den Schreibtisch ab und holte die Zeichnung von Stillwater Bay hervor. Ringwald hatte sie ihm am Morgen gebracht, und sie enthielt keinerlei Hinweis darauf, wer hinter dem Projekt stand. Hoppy gab eine kurze, zehnminütige Zusammenfassung des Bauvorhabens und stellte fest, daß er dabei ruhiger wurde. Er machte seine
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